Mittelmaß in Hoffenheim: Stanislawski poltert

Sinsheim (dpa) - Nach dem desaströsen Auftritt der TSG 1899 Hoffenheim beim glücklichen 1:1 im Kurpfalz-Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern stellte Trainer Holger Stanislawski seine Profis in einer schonungslosen Wutrede öffentlich an den Pranger.

„Auf die Bundesliga muss man sich freuen. Da muss man heiß drauf sein; zu marschieren, zu malochen. Wir haben alles falsch gemacht und einen glücklichen Punkt gestohlen. Das war das schlechteste Spiel der Saison. Mit dieser Leistung bin ich gar nicht zufrieden“, schlug der sichtlich geschockte Stanislawski ungewöhnlich harsche Töne an.

Noch vernichtender fiel die Kritik von Manager Ernst Tanner aus, weil sie substanzielle Defizite zutage förderte. „Wir haben eine qualitativ gute Mannschaft, die aber den Teamgedanken noch nicht verinnerlicht hat. Viele Spieler wollen sich in den Vordergrund stellen, das geht zulasten der Mannschaft“, rügte Tanner.

Schon während der 90 Minuten, in denen die Hausherren den bravourös aufspielenden „Roten Teufeln“ in allen Belangen klar unterlegen waren, brodelte es sichtlich in Stanislawski. Wie ein Rumpelstilzchen hüpfte er an der Außenlinie auf und ab und raufte sich ob der Vorstellung seiner Elf ein ums andere Mal verzweifelt die Haare. „Das war heute schwere Kost für mich. Dieses Spiel muss ich erst einmal sacken lassen“, räumte der im Sommer mit großen Ambitionen vom Absteiger FC St. Pauli in den Kraichgau gekommene Coach ein.

An die Spitzenplätze wollte er sein Team in dieser Saison heranführen, doch mehr als biederes Mittelmaß haben die Nordbadener derzeit nicht zu bieten. Die erschreckend schwache Leistung vor 30 150 Fans in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena, darunter Bundestrainer Joachim Löw und sein Vorgänger Jürgen Klinsmann, sorgte daher für Ernüchterung. „Uns fehlte das Zusammenspiel und die Körpersprache. Es gab kein Zweikampfverhalten und keine flüssigen Aktionen. Der FCK war präsenter und handlungsschneller“, bilanzierte der TSG-Trainer.

Die Tugenden, die Stanislawski als Profi auszeichneten - Einsatz, Laufbereitschaft, Kampfgeist - ließen seine Profis zum wiederholten Male schmerzlich vermissen. „Zum Höhepunkt der Woche sind wir nicht auf dem Höhepunkt. Die Tendenz zeigt klar nach unten“, sagte der 42-Jährige.

„Wir sind im Mittelmaß angekommen“, redete auch Torwart Tom Starke Klartext. Der Schlussmann ärgerte sich gleich doppelt, weil Kaiserslauterns Ausgleichsschütze Dorge Kouemaha (73.) aus seiner Sicht zuvor eine Rote Karte verdient hatte. „Er hätte gar nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen. Kurz vorher hat er gegen mich klar nachgetreten. Der Schiri sieht es sogar und pfeift Freistoß. Das war eine klare Tätlichkeit“, ereiferte sich Starke.

Den FCK, der durch das dritte Saisontor von Vedad Ibisevic (33.) in Rückstand geraten war, scherte dies wenig. „Wir haben ein Bombenspiel abgeliefert. Kompliment an meine Mannschaft“, lobte Trainer Marco Kurz. Nur die Ausbeute stimmte nicht, was Kurz jedoch verschmerzen konnte. „Wir werden weiter beharrlich daran arbeiten, dass wir solche Spiele künftig gewinnen. Aber wir schielen nicht auf das Ergebnis, sondern den Auftritt.“