Motivator Daum: Schillernd und umstritten

Frankfurt/Main (dpa) - Seine wohl größte Niederlage erlitt Christoph Daum im Oktober 2000 außerhalb eines Fußballstadions. Damals wurde dem heute 57-Jährigen durch eine Haaranalyse der Konsum von Kokain nachgewiesen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kündigte daraufhin seinen Handschlag-Vertrag, der die Ernennung Daums als Bundestrainer zum Juni 2001 vorgesehen hatte. Der damalige Coach des Bundesligisten Bayer Leverkusen musste nach einem Prozess 10 000 Euro an zwei soziale Einrichtungen zahlen; Rudi Völler übernahm stattdessen die DFB-Elf.

Daum hatte sich zuvor einen Namen als temperamentvoller Motivator gemacht. Unter dem gebürtigen Zwickauer, der nie Profifußballer war, wurde der 1. FC Köln zweimal Vizemeister. Mit Leverkusen musste er sich sogar dreimal mit Platz zwei in der Bundesliga begnügen.

In seine Zeit beim Bayer-Werksclub (1. Juli 1996 bis 21. Oktober 2000) fällt auch das „Herzschlagfinale“ 2000, als Bayer am letzten Spieltag die bereits sicher geglaubte Meisterschaft verspielte. Nach einem unglücklichen 0:2 der Leverkusener bei der SpVgg Unterhaching durfte der deutsche Rekordmeister FC Bayern München jubeln.

Der schillernde Daum hat zu dem Branchenprimus eine besondere Beziehung - nicht zuletzt, weil der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß die Kokain-Affäre bekannt machte. Damit verhinderte dieser letztlich die Berufung Daums zum Bundestrainer.

Bereits als Trainer-Neuling beim 1. FC Köln (23. September 1986 bis 28. Juni 1990) war Daum, der nun als Nachfolger von Michael Skibbe Eintracht Frankfurt vor dem Absturz retten soll, mit dem heutigen Bayern-Präsidenten aneinandergeraten. Köln war dann auch seine bislang letzte Station in Deutschland (27. November 2006 bis 30. Juni 2009). Den FC führte er in die Bundesliga zurück.

Seinen einzigen großen Titel mit einem deutschen Club feierte Daum mit dem VfB Stuttgart. 1992 holten die Schwaben die Meisterschaft, im Jahr darauf schied der Verein wegen eines Wechselfehlers von Daum aber bereits in der 1. Runde der Champions League aus.

Titel holte er erst wieder während seiner „Wanderjahre“. Er betreute unter anderem Besiktas Istanbul, Austria Wien und in der Saison 2009/10 Fenerbahce Istanbul.