Torflaute des Bayern-Stürmers Müller-Misere und kein Ende: „Scheiße“ am Stiefel
München (dpa) - Es müllert einfach nicht mehr beim FC Bayern. Angefressen verließ Thomas Müller die Münchner Arena. Seine Torflaute geht auch nach dem zehnten Bundesliga-Spieltag weiter, statt zum erlösenden Münchner Sieg traf der Weltmeister aus sechs Metern in der Nachspielzeit nur den Pfosten.
„Die Scheiße klebt so ein bisschen an meinem Stiefel“, redete Müller nach dem 1:1 (1:1) des deutschen Fußball-Rekordmeisters im Spitzenspiel gegen 1899 Hoffenheim nicht drumherum. „Meine Krawatte ist natürlich dementsprechend groß.“
Null Tore in der Bundesliga, null Tore im DFB-Pokal, immerhin zwei Treffer in der Champions League lautet die aktuelle Bilanz. 20, 7, 4 war die Gesamtausbeute der vergangenen Saison. „Es ist nicht so, dass man nachdenklich wird, aber jetzt gerade bin ich schon ziemlich schlecht gelaunt“, fasste der tapfere Müller sein nächstes Frusterlebnis am Samstag zusammen. Auch ein Kopfball aus bester Position fand nicht das Ziel (80.). Bayern-Dusel ist etwas anderes.
Pfosten Müller, Pfosten Mats Hummels - die Schlussphase der Toppartie hatte es in sich. „Am Ende des Tages hatten wir vielleicht etwas Pech mit den zwei Pfostenschüssen. Aber es ist nicht leistungsungerecht 1:1 ausgegangen“, bilanzierte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Der frühere Weltklasse-Stürmer fühlt besonders mit Müller, dessen bislang letztes Bundesligator über ein halbes Jahr oder elfeinhalb Stunden Einsatzzeit her ist. „Es fällt natürlich schon auf, dass seit diesem verschossenen Elfmeter gegen Atlético Madrid irgendwo ein bisschen der Wurm drin ist und er Pech hat“, sagte Rummenigge.
Seit seinem verschossenen Strafstoß aus dem Halbfinal-Rückspiel gegen Atlético Madrid Anfang Mai, der letztlich den Finaleinzug kostete, hakt es bei Müller. Ob aus dem Spiel oder vom Elfmeterpunkt, von dem er in diesem Jahr wiederholt scheiterte. Auch bei der EM blieb er ohne Torerfolg. Dass es in so einer traumhaften Karriere auch einmal eine Durststrecke gibt, ist aber kein Grund zur Sorge.
„Ich habe ihm gesagt, ich hatte auch mal zehn Spiele als Europas Fußballer des Jahres ohne Treffer. Da muss man einfach arbeiten, arbeiten, arbeiten und irgendwann schießt man dann wieder drei Tore“, sagte Rummenigge. „Das wird er demnächst haben, das kann ich ihm schon voraussagen.“
Im DFB-Team darf Müller jetzt auf andere Gedanken kommen. „Ich glaube, dass es in der Bundesliga schwerer ist, Tore zu schießen, als in der Nationalelf. Ich gehe davon aus, dass er gegen San Marino nicht nur einmal treffen wird. Da würde ich vielleicht sogar noch ein Tor schießen“, scherzte Rummenigge am Sonntag.
Natürlich lag es nicht am Schusspech des in der 69. Minute eingewechselten Müller allein, dass die Münchner nach dem Rückstand durch Kerem Demirbay (16. Minute) nur zum Ausgleich durch ein Hoffenheimer Eigentor von Steven Zuber (34.) kamen. „Wir hatten einen leicht pomadigen Auftakt, das muss man sagen“, räumte Hummels ein.
Vor allem in der ersten Halbzeit enttäuschten die Münchner nach der eigentlich längst beendeten Scheinkrise. „Wir sind keine Maschinen, aber wir müssen natürlich sehr kritisch mit unserer Leistung in der ersten Halbzeit umgehen“, erklärte Jérôme Boateng, der wegen Knie- und Adduktorenproblemen für die anstehenden Länderspiele absagen musste. Zumindest die Liga freut sich. In der Tabelle sind Leipzig, Hoffenheim und Hertha nah dran. „Die stehen nicht zufällig da oben“, sagte Rummenigge.
Dauerrivale Dortmund, Gegner nach der Länderspielpause, ist wieder im Aufwärtstrend. „Diese Saison gibt es zwei, drei Mannschaften, die um die ersten drei Plätze kämpfen können“, warnte Robert Lewandowski. „Wir können nicht jede Saison zehn Punkte Vorsprung haben.“
Und auch für Müller läuft nicht jede Saison gleich torreich. Das von Louis van Gaal beschlossene FC-Bayern-Grundgesetz „Müller spielt immer“ gilt ohnehin nicht mehr. In vier der vergangenen fünf Liga-Spiele saß der Angreifer zu Beginn nur auf der Bank. Es sei „Quatsch“ darüber zu sprechen, ob Trainer Carlo Ancelotti ihn früher hätte einwechseln müssen, sagte Müller. „Da brauchen wir keine Diskussionen aufmachen. Wir sind eine Mannschaft, da gehören mehr dazu als elf.“ Und irgendwann wird er auch wieder Matchwinner sein.