Nach 2:2: Poldi plaudert, Gentner grantelt

Stuttgart (dpa) - Lukas Podolski plauderte entspannt, Christian Gentner grantelte grimmig. Gegensätzlicher hätte die Gefühlslage der beiden Doppeltorschützen beim 2:2 (2:1) des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln nicht sein können.

„Wir haben bis zum Ende gefightet, waren die bessere Mannschaft und haben den Ausgleich verdient“, urteilte Podolski. Der Nationalstürmer hatte mit seinem zweiten Streich kurz vor Schluss den „Geißböcken“ noch einen Punkt gerettet. „Es ist einfach unglaublich enttäuschend, weil es brutal unnötig war“, haderte hingegen Mittelfeldmann Gentner nach dem leichtfertig verspielten Sieg. „Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte kein Tor gemacht und wir hätten gewonnen.“

So unterschiedlich wie die beiden Hauptprotagonisten bewerteten auch ihre Trainer das Unentschieden. Kölns Stale Solbakken lobte seine Schützlinge nach zuletzt drei Auswärtspleiten: „Ich bin mit der Leistung und dem Punkt zufrieden nach den schwachen Darbietungen in den letzten Wochen.“

Bruno Labbadia schäumte dagegen vor Wut. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff hatte der VfB-Coach seinen Führungsspieler William Kvist wegen des dilettantischen Defensivverhaltens in jener 88. Minute zusammengestaucht. „Es ist unglaublich ärgerlich, dass wir nicht als Sieger vom Platz gegangen sind“, schimpfte er darüber, sich „noch so ein Ei eingefangen“ zu haben. Labbadia kritisierte das schwache Konterspiel seiner Akteure. Aber auch bei der Chancenverwertung wies Stuttgart große Schwächen auf.

So konnten die Schwaben ihren Heimfluch in der Fußball-Bundesliga gegen Köln trotz einer guten Ausgangslage wieder nicht besiegen. Der letzte „Dreier“ zu Hause liegt 15 Jahre zurück; seither setzte es sechs Niederlagen und drei Unentschieden. Sportdirektor Fredi Bobic, beim letzten Erfolgserlebnis 1996 noch als Stürmer dabei, warf seinen Nachfolgern naives Verhalten vor: „Wir haben zwei Punkte liegen lassen.“ Damit ist der direkte Kontakt zu einem Europapokal-Platz vorerst gerissen.

Lob verdiente sich beim nur phasenweise überzeugenden VfB immerhin ein Mann uneingeschränkt, der die Wochen zuvor meist Zielscheibe harscher Kritik war. „Christian hat sich das redlich verdient“, sagte Labbadia. „Er hat trotz Rückschlägen nie aufgegeben.“ Der Ex-Nationalspieler rechtfertigte seine überraschende Nominierung in der Startformation voll und ganz.

Nicht nur wegen seines „ersten Doppelpacks seit der Jugend“ (29. und 36. Minute) war Gentner auffälligster VfB-Akteur. Auf seiner Lieblingsposition als zweiter „Sechser“ mit vielen Freiheiten nach vorn konnte das Stuttgarter Eigengewächs auch erstmals seit langem wieder seine Qualitäten zeigen. „Er hat das super interpretiert und fast immer die richtige Lösung gehabt“, bemerkte Bobic.

Kölns „Trumpfkarte“, so Solbakken, war Podolski. Erst brachte er den FC mit einem souverän verwandelten Foulelfmeter in Führung (15.), dann sicherte er mit einem raffinierten Beinschuss das Remis (88.). Als Retter wollte sich „Prinz Poldi“ dennoch nicht feiern lassen. „Das ist doch ganz normal“, relativierte er. Und Solbakken stellte nüchtern fest: „Lukas hat seine Arbeit gemacht.“

Dass Podolski mit seinen Saisontreffern zehn und elf nicht nur die nächste Auswärtspleite des FC verhinderte, sondern auch das Interesse anderer Clubs weiter angeheizt hat, dürfte für ihn ein angenehmer Nebeneffekt sein. „Anfragen gibt es“, bestätigte der Torjäger im „Aktuellen Sportstudio“ des „ZDF“. Arsenal, Moskau und Istanbul buhlen um Podolski. „Der FC bleibt mein erster Ansprechpartner versicherte der. „Aber ich lasse mich nicht unter Druck setzen.“