Wieder Primus: Robben befreit Bayern und sich

Franck Ribéry und Arjen Robben sind wieder vereint - und der FC Bayern ist zurück an der Spitze der Liga. „Jetzt ist es wieder so, wie es sein soll“, witzelt Dortmunds Coach Jürgen Klopp. Noch einmal wollen die Münchner Platz eins nicht hergeben.

München (dpa) - Nachdem Arjen Robben zusammen mit Franck Ribéry die Bayern zurück an die Bundesliga-Spitze geschossen hatte, kämpfte der lange verletzte Niederländer mit den Tränen. „Das ist eine schwere Zeit, das darf man nicht unterschätzen. Entschuldigung“, sagte er ergriffen.

Nach dem richtungsweisenden 2:1-Führungstreffer beim 4:1 (1:0) der Münchner gegen Werder Bremen küsste der nach 60 Minuten eingewechselte Robben erst den abgetapten Ringfinger. Dann entlud sich der Frust vieler Wochen in einem lauten Jubelschrei Richtung Tribüne, wo seine Liebsten saßen. Befreiung nach zwei Niederlagen für die Bayern - und vor allem für sich selbst.

„Die Familie ist das Wichtigste in meinem Leben. Wenn du dann so ein Tor schießt, kommt das vielleicht ein bisschen raus“, bekannte der Turbo-Dribbler an einem für ihn emotionalen Fußballtag. Zweimal Ribéry (22./77. Minute), zweimal Robben (69./83.) mit Foulelfmetern - und die Bayern-Welt war mit der Rückkehr an die Tabellenspitze wieder in Ordnung. Nur eine Minute nach dem Schlusspfiff schallte die Kunde vom Dortmunder 1:1 im Borussen-Duell in Mönchengladbach durch die Arena und ließ die Anhänger gleich noch einmal lautstark jubeln.

Zuvor hatten die beiden Flügelflitzer nach zwei Niederlagen gegen Dortmund und Mainz für ausgelassene Fan-Freude gesorgt. Ribéry trieb das variantenreiche Bayern-Spiel an und glänzte als cooler Vollstrecker, Robben verwandelte sicher zwei Elfmeter und war nach langer Leidenszeit wieder am Sieg beteiligt. Erleichterung pur beim leidgeprüften Profi.

Erst eine Schambeinentzündung, dann eine Leisten-OP, immer wieder Schmerzen, dazu eine überflüssige Diskussion um die Wichtigkeit des Ausnahmekönners. „Es ist noch nicht vorbei, aber ich hoffe, dass ich 2012 wieder richtig angreifen kann“, bremste Ehrgeizling Robben sich und die Erwartungen. Keine Zweifel ließ er aber daran, wer Elfmeterschütze Nummer 1 ist. Denn beim zweiten Strafstoßtor hatte sich eigentlich schon Mario Gomez, kurz zuvor schon kurios von Ribéry einschussbereit um sein 14. Saisontor gebracht, den Ball geschnappt.

„Lassen sie uns froh sein, dass er so cool war, das Ding zu verwandeln“, sagte Trainer Jupp Heynckes milde nach seinem ersten Werder-Sieg nach 17 Liga-Spielen. Am Mittwoch in der Champions League bei Manchester City will er Robben in der Startformation bringen. „Ich hoffe für Arjen, dass jetzt sein Martyrium zu Ende ist und er schwungvoll von Anfang an für uns spielen kann.“ Vielleicht treibt die Rückkehr des begnadeten Solisten wieder das ganze Team an, „das nicht so schwungvoll und attraktiv wie im ersten Drittel der Saison war“, wie Heynckes einräumte. Aber zufrieden mit drei Punkten im Sack konnten Robben, Ribéry & Co. am Sonntag zu den Weihnachtsfeiern ihrer Fan-Clubs reisen.

Das gefeierte Duo „Robbéry“ ist endlich wieder vereint. „Aber ich glaube, das ist nicht eine Frage. Egal welche Spieler auf dem Platz sind, wir müssen hundert Prozent Gas geben und gewinnen“, sagte Ribéry. Man sei noch nicht fertig, nun sollen Siege gegen Stuttgart und Köln her. Und Toni Kroos forderte die Herbstmeisterschaft. „Es ist immer schön, wenn man über Winter auf Platz eins ist. Da gehört Bayern hin.“ Ob der Erfolg gegen die Bremer tatsächlich schon das Ende des Zwischentiefs bedeutete, wollte Kapitän Philipp Lahm noch abwarten. „Das wird man erst in der Winterpause beantworten können.“

Am Wochenende kamen die harmlosen Bremer, die durch Markus Rosenberg (52.) zum 1:1 ausglichen, als Aufbaugast jedenfalls gerade recht. „Wir waren überhaupt nicht im Spiel, wir waren ein dankbarer Gegner“, befand Trainer Thomas Schaaf, „wir haben Bayern nie gefordert, nie in Not gebracht.“ Die Werder-Verantwortlichen hätten sich gewünscht, dass sich das körperliche Engagement statt in einem nicht bestraften Ellbogencheck von Claudio Pizarro gegen Holger Badstuber oder in dem mit Rot belegten Brutalo-Foul von Aaron Hunt gegen Kroos mehr in sportlicher Leistung gezeigt hätte. „Dumm und unnötig“, monierte Schaaf den Platzverweis.