Magath ratlos: „Kommen nicht vorwärts“

Wolfsburg (dpa) - 17 Punkte, 21:30 Tore - so schlecht stand der deutsche Meister von 2009 in der Fußball-Bundesliga noch nie da nach 15 Spieltagen. Der Volkswagen-Club VfL Wolfsburg läuft der Konkurrenz und den eigenen Zielen nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Mainz 05 mal wieder hinterher.

„Das reicht nicht für unsere Ansprüche“, bilanzierte Felix Magath so nüchtern wie schmallippig nach der leichtfertig verspielten 2:0-Halbzeitführung. Auch vor Jahresfrist hatten die Niedersachsen noch unter Steve McClaren wie zwei weitere Male seit dem Aufstieg 1997 so wenig Punkte wie jetzt, aber jeweils die bessere Tordifferenz. Im Mai rettete Trainer Magath den VfL im letzten Spiel vor dem ersten Bundesliga-Abstieg. Und schon wieder heißt die Devise in der Arbeiterstadt: Klassenkampf statt Geld scheffeln. Internationale Plätze? Da lachte Hasan Salihamidzic am Samstag. „Wir sollten erstmal schnell 20 oder 25 Punkte sammeln“, zischte der Routinier. Gerade einmal drei Punkte trennen Wolfsburg von den Abstiegsrängen.

„Wir sind nicht zufrieden mit dem, was wir bisher geleistet haben - das gilt für uns alle“, klagte Magath, der Wolfsburg mit Hilfe der VW-Millionen im Sommer bislang vergeblich personell umgekrempelt hatte. Seit dem überraschenden Titel vor zweieinhalb Jahren ist es immer das gleiche: Millionen werden in den Kader investiert, die sportliche Rendite ist gleich null. Das war so unter Armin Veh, unter Steve McClaren und Manager Dieter Hoeneß, so nun auch unter Magath.

Was hat der erfolgsverwöhnte Coach nach seiner Rückkehr im Frühjahr nicht alles versucht. Zunächst hatte er den hoch bezahlten Kader im Training getriezt um die nötige Fitness für den knapp erfolgreichen Kampf gegen den Abstieg zu haben. Im Sommer folgte ein typisch magath'scher Umbruch: Zehn Neue für rund 20 Millionen Euro, elf Abgänge. Patrick Helmes und Neuzugang Sotirios Kyrgiakos hat er zu den Amateuren geschickt. Mal Zuckerbrot, mal Peitsche - in der vergangenen Woche etwa strafte Magath die Profis nach dem 0:2 in Ausgburg mit Schweigen - gebracht hat es bislang: Nichts.

Allmählich scheint Magath ratlos. „Wir müssen uns natürlich hinterfragen. Wir haben schon oft zusammengesessen, wir haben schon öfter zusammengesessen. In der vergangenen Saison war es beim VfL Wolfsburg auch schon so, dass man öfter zusammengesessen war. Aber wir kommen nicht vorwärts“, analysierte Magath.

Nächste Woche geht es nach Bremen, dann kommt Stuttgart. Die von Kapitän Christian Träsch vor dem Spiel geforderten sechs Punkte bis zum Ende der Hinrunde muten da schon wie eine Herkules-Aufgabe an. Zwar mögen die VfL-Spieler noch dran glauben, die Aussagen nach dem Punkt gegen Mainz hörten sich aber bereits verdächtig nach Plattitüden im Kampf gegen den Abstieg an. „Wir müssen nur auf uns schauen“, gab Wolfsburgs Verteidiger Chris zum Besten und forderte, in Bremen müsse man „nun Gas geben“.

„Die erste halbe Stunde macht Hoffnung“, sagte Chris noch. Da war Wolfsburg in der Tat drückend überlegen und deutete das vorhandene Potenzial an. Doch die (zu niedrige) 2:0-Führung durch Mario Mandzukic (10. Minute) und ein Eigentor von Jan Kirchhoff (41.) egalisierten Andreas Ivanschitz (70./Foulelfmeter) und Maxim Choupo-Moting (81.). „Irgendjemand hat in der Halbzeit den Schalter umgelegt“, bemerkte Salihamidzic. Warum das so war? „Ich habe auch jetzt noch keine Erklärung dafür“, sagte Magath. Ein Rezept hat er aber parat: Im Winter soll die nächste Einkaufstour folgen.