Nach Europacup-Aus: „Tage der Wahrheit“ bei Bayer
Villarreal (dpa) - Nach dem Europacup-Aus wächst bei Bayer Leverkusen die Anspannung vor den „Tagen der Wahrheit“. Gegen den FC Schalke 04 muss der Tabellenzweite auch die Angst vor einem Abrutschen in der Fußball-Bundesliga bezwingen.
„Ich hoffe, dass wir in der Bundesliga genauso gefestigt auftreten, wie es zuletzt der Fall war“, sagte Bayer-Chefcoach Jupp Heynckes nach dem 1:2 im Achtelfinal-Rückspiel der Europa League beim FC Villarreal. Der 65-Jährige will nach der Schalke-Partie das Rätselraten beenden, ob er zu Bayern München geht oder bleibt.
„Entweder er nimmt das Angebot an oder er lässt es“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser schroff zur Personalie Heynckes. Das monatelange Hickhack um die Vertragsverlängerung hat die Tonlage verschärft und Unruhe geschürt. Vereinsboss Holzhäuser versuchte mit Verweis auf das Entlassungs-Theater um Trainer Felix Magath bei Schalke die eigenen Probleme kleinzureden: „Da sieht man mal, wie ruhig es bei uns zugeht.“
Es wirkt jedoch mehr wie die Ruhe vor dem Sturm, wenn es um das gespannte Verhältnis zwischen Heynckes und Michael Ballack geht. Überraschend musste der 34-jährige Mittelfeldstar auf der Bank Platz nehmen und wurde erst in der 53. Minute eingewechselt. Dabei hatte Bayer kürzlich noch verkündet, Ballack sei es gewohnt, von Anfang an zu spielen, und die Rolle des Reservisten sei nicht die seine.
„Dass er kein Einwechselspieler ist, hat niemand gesagt“, erklärte Heynckes nun. Dies habe nur für den Zeitpunkt gegolten, als Ballack einen Fitness-Rückstand hatte. „Er hat sich doch heute ganz gut eingefügt“, meinte der Coach. „In der zweiten Halbzeit hat man doch gesehen, dass er auch ein Einwechselspieler ist.“
Die Bayer-Profis müssen nun gegen ihre Schalker Kollegen antreten, die durch den Rauswurf des despotischen Magath vielleicht neue Kräfte freisetzen. „Wir haben eine stabile Mannschaft und jedes Mal gezeigt, dass wir nach einer Niederlage eindrucksvoll zurückgekommen sind“, sagte Kapitän Simon Rolfes. Zumal nach dem 2:3 ein Weiterkommen beim spanischen Erstligisten eher einem Wunder geglichen hätte. Das starke Villarreal beendete den Glauben an ein Wunder durch die Tore von Santi Cazorla (33.) und Giuseppe Rossi (61.). Da war der Eigentor-Patzer von Gonzalo (82.) nur eine Marginalie.
„Nach dem ersten Spiel waren wir sehr enttäuscht. Heute hält sich das sehr in Grenzen, weil Villarreal die bessere Mannschaft war“, meinte Heynckes. „Wir haben das Viertelfinale im Hinspiel verloren. Nun werden wir gegen Schalke Gas geben“, sagte Nationaltorwart René Adler. Ein Erfolg gegen Schalke wäre psychologisch doppelt wichtig: Denn am 17. April muss Bayer bei Heynckes' möglicherweise neuen Arbeitgeber FC Bayern ran, der mit sieben Punkten Abstand auf Platz vier liegt und Leverkusen den Champions-League-Platz abjagen will.
„Wir haben einen komfortablen Vorsprung auf Platz drei und vier, den wollen wir verteidigen“, sagte Heynckes, der aus eigener Erfahrung weiß, dass Bayer ein Meister im Verspielen guter Ausgangspositionen ist: In der Saison 2009/2010 war Leverkusen bis zum 23. Spieltag Tabellenführer - und wurde nur Vierter.