Trainerjobs Nagelsmann und Co: Junge Wilde verdrängen die „Alten“
Frankfurt/Main (dpa) - Alexander Nouri, Valérien Ismaël, Manuel Baum und allen voran Julian Nagelsmann sind die Trainer-Aufsteiger des Jahres. Und sogar ein Neuling wie Torsten Frings sitzt jetzt auf dem Chefsessel.
Und die erfahrenen Thomas Schaaf, Armin Veh, Norbert Meier? Derzeit abgeschoben aufs Altenteil. Die Trainerszene der Bundesliga war 2016 bis zuletzt mächtig in Bewegung. „Es hat sich was getan im Bereich der Verantwortungsträger in den Vereinen: Die greifen jetzt eher auf jüngere Trainer zurück, weil sie bei anderen Mannschaften festgestellt haben: Es funktioniert ja“, sagte Frank Wormuth, Chefausbilder beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), der Deutschen Presse-Agentur. „Die Generation der Trainer hat sich geändert, aber es ist immer noch die Tür offen für die Erfahrenen.“
Einer der Vorreiter als „junger Wilder“ auf der Trainerbank war der heutige Dortmunder Thomas Tuchel, der mit 43 nun schon in seinem achten Jahr als Chefcoach im Oberhaus tätig ist. Dagegen sind selbst Kollegen wie Leipzigs Ralph Hasenhüttl, Hamburgs Markus Gisdol und Herthas Pal Dardai noch relativ frisch im Geschäft. Bei 1899 Hoffenheim sind die Verantwortlichen mächtig stolz darauf, dass sie Nagelsmann mit 28 zum jüngsten Trainer der Bundesliga-Historie befördert und damit Erfolg haben. Der gilt als der Shootingstar der Branche: erst die Rettung im Abstiegskampf und jetzt als einziges Team noch ungeschlagen in dieser Saison.
Nagelsmann kam ebenso wie Nouri bei Werder Bremen, Ismaël in Wolfsburg und Baum in Augsburg aus dem eigenen Lager. „Durch die Nachwuchsleistungszentren und die Einführung der Bundesligen in der A- und B-Jugend hat man dort hauptamtliche Trainer installiert. Da bietet es sich an, auch mal so einen als Chefcoach hochzuziehen“, erklärte Wormuth. Der Sprung hoch in den Lizenzbereich sei einfacher geworden. Als Beispiele nennt der 56-Jährige, bei dem alle durch die Schule mussten, auch die Trainer der Bundesliga-Absteiger Hannover 96 und VfB Stuttgart: Daniel Stendel und Hannes Wolf, den die Schwaben von der Dortmunder U 19 losgeeist haben.
„Die hauptamtlichen Trainer gibt es inzwischen bis zur U15 runter. Es ist enorm, was sich da entwickelt hat“, sagte Wormuth. „Die jungen Kerle kommen zu uns als U15-Trainer und machen nichts Anderes als Fußball - von morgens bis abends. Diese Trainer können von heute auf morgen eine Mannschaft im Senioren-Bereich übernehmen.“
Im Übrigen glaube er nicht, dass ein Nagelsmann heute im Profi-Team von Hoffenheim etwas anderes mache als zuvor bei der U19 - was Trainingsinhalte und Ansprache angehe. Der Hoffenheimer Erfolgscoach selbst will sich dieser Tage erstmal von dem Hype in diesem Jahr erholen „und meinen Akku auf 110 Prozent schrauben. Ich wünsche mir - ganz plakativ -, dass es erfolgreich weitergeht.“
Und die alten Haudegen? Schaaf, einst Dauerbrenner bei Werder Bremen, scheiterte in Hannover ebenso wie Veh in Frankfurt. Beide sind seither ohne Job. Der 63-jährige Huub Stevens gab in Hoffenheim aus gesundheitlichen Gründen auf und machte früher als geplant Platz für Nagelsmann. Meier (58) wurde in Darmstadt vor die Tür gesetzt.
Senior der Liga ist nun der 57-Jährige Carlo Ancelotti beim FC Bayern vor Dieter Hecking (52). Der fiel beim VfL Wolfsburg vom Trainerkarussell - und sprang bei Borussia Mönchengladbach gleich wieder auf. Denn dort ging der Versuch mit einem Mann aus der zweiten Reihe letztendlich doch schief: André Schubert musste gehen. So griff man bei der Borussia nach einer bewährten Kraft.
Man solle nicht von jungen und alten Trainern sprechen, sondern vor allem die Erfahrung sehen, mahnte Wormuth. Und die ist immer wieder mal gefragt: So kehrten nach längerer Auszeit Friedhelm Funkel (Fortuna Düsseldorf) und Mirko Slomka (Karlsruher SC) zurück, wenigstens in die 2. Liga.
In dem Verdrängungswettbewerb machen sich dennoch viel mehr die Neulinge breit: Ex-Nationalspieler Frings hat diese Woche bei Schlusslicht SV Darmstadt 98 seinen ersten Cheftrainerposten angetreten. Der FC Ingolstadt griff bei Maik Walpurgis auf einen Fußballlehrer aus der 3. Liga zurück. An der Schnelllebigkeit des Geschäfts ändert sich dadurch freilich wenig. „Die Entlassungen werden immer jünger“, scherzte Wormuth.