„Positiv verrückt“ Neu-Coach Baum lebt beim FC Augsburg seinen Traum
Marbella (dpa) - Der Neue beim FC Augsburg ist in Wahrheit gar nicht so ein richtig Neuer. Jedenfalls ist der Name Manuel Baum in Augsburg Fußball-Kennern schon länger geläufig.
Wenn man so will, kam der zum Nachfolger von Dirk Schuster beförderte Chefcoach praktisch schon im Jahr 2014 frisch von der Schule zum Bundesligisten. Denn der 37-Jährige war Lehrer an der Walter-Klingenbeck-Realschule in Taufkirchen bei München, einer Eliteschule des Fußballs.
Als aktiver Kicker trat Baum im wahrsten Sinne des Wortes nie groß in Erscheinung. Das lag eben an seiner Körpergröße. Mit nur 1,69 Metern hat ein Torwart nicht die besten Aussichten. Dennoch konnte er sich beim TSV 1860 München immerhin in der A-Jugend durchsetzen. Auch später bei den Bayernligisten FC Ismaning und dem SC Unterföhring.
„Wenn ich ein paar Zentimeter größer gewesen wäre, hätte ich durchaus gute Möglichkeiten gehabt“, erzählte Baum im Trainingslager des FC Augsburg in Marbella grinsend. Auch seine Karriere als „Hobby-Trainer“ bei der SpVgg Unterhaching oder bei der FT Starnberg verlief alles andere als kometenhaft. Dennoch konnte er sich dort einen Ruf als „positiv Verrückter“ erarbeiten.
Die Augsburger Verantwortlichen um Manager Stefan Reuter und Präsident Klaus Hofmann, die bis hinab zu den D-Junioren ein einschlägiges Spielsystem fordern, holten Baum als Nachwuchschef. Mit dem Niederbayern ging die Entwicklung sportlich steil nach oben.
Jetzt soll Baum das „Missverständnis Dirk Schuster“ bereinigen. Nach vier Punkten aus den zwei Spielen gegen Mönchengladbach (1:0) und in Dortmund (1:1) erhielt Baum den dauerhaften Zuschlag als Chefcoach. Abgesehen von einer gewissen Hemdsärmeligkeit hat Baum mit seinem Vorgänger Schuster nichts gemeinsam. Baum gehört zu den sogenannten Laptop-Trainern, der Garde um Hoffenheims Julian Nagelsmann, auf den er mit dem FCA im ersten Spiel nach der Winterpause trifft.
Wenn Baum über Fußball philosophiert, müssen die Zuhörer höllisch aufpassen, ihm mit seinen vielen Fachbegriffen folgen zu können. Es gibt sogar Spielzüge, denen er eigene Namen gibt. Auf eines legt der FCA-Chefcoach besonderen Wert: Authentizität. Dazu gehört auch dieser Satz von ihm: „Es gibt Leute, die haben sich mir gegenüber geändert, seit ich Bundesliga-Trainer bin. Deswegen muss sich aber niemand ändern. Ich will, dass man offen und ehrlich mit mir umgeht.“
Dass er den Sprung ins Rampenlicht der Bundesliga geschafft hat, macht Baum überglücklich: „Bei mir ist das nichts anderes als bei jungen Spielern. Die wollen alle irgendwann in die Bundesliga. Das war auch immer mein Traum.“
Im Trainingslager in Marbella ist Baum der Mannschaft täglich näher gekommen. Der Familienvater geht in seinem Job auf. Er spricht viel mit den Spielern, ohne dabei rechthaberisch oder arrogant zu wirken. „Der Trainer hat eine klare Philosophie und einen klaren Plan. Er macht viel mit der Taktiktafel auf dem Platz, und die Mannschaft kann das schon ordentlich umsetzen. Ich habe ein gutes Gefühl“, berichtete Kapitän Paul Verhaegh. Baum, der sich gerne als „halber Augsburger“ bezeichnet, weil sein Vater dort geboren ist, will keinem anderen Trainer nacheifern: „Ich strebe nicht einem Vorbild nach. Ich will eine eigene Persönlichkeit werden.“ Er ist auf dem besten Weg dazu.