Neue Bundesliga-Trainer: Start geglückt, noch Arbeit
Berlin (dpa) - Die Trainer Jens Keller, Dieter Hecking, Marco Kurz und Michael Wiesinger durften zum Rückrundenstart der Bundesliga mit dem Debüt bei ihren neuen Klubs durchaus zufrieden sein. Grund zur Jubelstimmung gab es aber noch nicht.
Den größten Adrenalin-Kick durchlebte Keller. Und doch schaute der neue Trainer von Schalke 04 bei seinem Bundesliga-Debüt alles andere als glücklich drein - dabei hatte sich der Rückrundenstart mit dem turbulenten 5:4 gegen Hannover 96 erfolgreich gestaltet. Jubelstimmung wollte auch bei den weiteren Debütanten Hecking und Kurz nicht so recht aufkommen, dabei hatten die neuen Übungsleiter beim VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim ebenfalls für einen positiven Effekt gesorgt.
Hecking hatte Spielmacher Diego den Rücken gestärkt und dafür vom launischen Brasilianer ein Tor und eine Vorlage zum 2:0 gegen den VfB Stuttgart erhalten. Und der frühere Defensivkünstler Kurz schloss beim 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach immerhin die Schießbude der Liga. Einen Punktgewinn gab es auch für Heckings Nachfolger. Im ersten Spiel unter dem Trainer-Duo Michael Wiesinger/Armin Reutershahn kam der Club zu einem 1:1 gegen den Hamburger SV.
„Mehrere Tode“ sei er gestorben, räumte Keller nach dem Torfestival gegen Hannover ein. Die Welt habe er zwischenzeitlich nicht mehr verstanden. 2:0, 2:2, 4:2, 4:3, 5:3, 5:4 - es hat schon stressfreiere Debüts von Trainern gegeben. Der ganz große Druck ist damit von den Schultern des ohnehin bis zum Saisonende auf Bewährung arbeitenden Kellers gewichen. Zum Nachfolger von Huub Stevens war der Jugendcoach im Dezember befördert worden. Kredit hatte er im Umfeld nicht sonderlich viel, erst recht nicht nach der schwachen Vorbereitungsphase (unter anderem ein 0:5 gegen den FC Bayern). Unter besonderer Beobachtung wird Keller aber weiter stehen, schließlich ist die erneute Qualifikation für die Champions League das Ziel.
Etwas ruhiger geht in Wolfsburg zu. Zufriedenheit wollte bei Hecking nach dem 2:0 gegen Stuttgart aber noch nicht aufkommen. „2:0 gewonnen, aber noch viel zu tun“, lautete das Fazit des 48 Jahre alte Fußballlehrers. Vieles war noch unansehnlich, was die hoch bezahlten Profis des ambitionierten, aber nur mäßig erfolgreichen VW-Clubs boten. „In der ersten Halbzeit waren wir viel zu verhalten. Das war nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, ergänzte Hecking, der im Vorfeld insbesondere Diego gestärkt hatte.
Als Führungsspieler sowie Dreh- und Angelpunkt hatte der aus Nürnberg verpflichtete Hecking seinen Großverdiener gepriesen. Gegen Stuttgart zahlte der starke Diego gleich einiges zurück.
Heckings Nachfolger in Nürnberg wurden dank Tomas Pekhart, der beim 1:1 gegen den HSV den Ausgleich erzielte, noch belohnt. So sprach Wiesinger hinterher von einem „leichten Wechselbad“ der Gefühle. „In der ersten Halbzeit waren wir couragiert und hätten in Führung gehen müssen. In der zweiten Halbzeit war es ein glücklicher Punkt“, sagte der Coach.
Ein wenig bewirkt hat auch Kurz in Hoffenheim. Erstmals seit fast vier Monaten kassierte der Drittletzte der Bundesliga kein Gegentor, was wohl der akribischen Vorbereitung des einstigen Defensivspielers Kurz zu verdanken war. „Wir hätten natürlich alle gerne drei Punkte gehabt, aber in unserer Situation ist das etwas vermessen“, sagte der neue Chefcoach nach seinem Comeback zehn Monate nach der Beurlaubung beim 1. FC Kaiserslautern.
„Was gut war, war die Einstellung, war das Abwehrverhalten und war der Siegeswillen. Wo wir uns steigern müssen, ist in unserem eigenen Positionsspiel. Aber ich bin zufrieden.“