Noch setzt der 96-Boss auf den Trainer Schaaf

Hannover (dpa) - Thomas Schaaf muss sich entscheiden. Möglichst schnell soll der Trainer von Hannover 96 sagen, ob er mit in die 2. Fußball-Bundesliga geht.

Spätestens aber nach dem Spiel am Samstag in Frankfurt will Clubchef Martin Kind Klarheit in der Trainerfrage haben: „Das wäre ein guter Zeitpunkt.“ Schaaf besitzt beim Boss des Erstliga-Letzten noch immer größten Respekt, trotz einer gruseligen Bilanz.

Dass Schaafs Rettungsmission gescheitert ist und der niedersächsische Traditionsverein nach 14 Jahren von August an wieder zweitklassig spielt, daran zweifelt in Hannover trotz der theoretischen Chance niemand mehr - auch nicht der Vereinsvorsitzende und Geschäftsführer in allen 96-Unternehmen. Strittig ist nur, welchen Anteil Schaaf daran hat.

Die Kritiker verweisen auf die Zahlen. In neun Spielen holte Schaaf nur drei Punkte, die Mannschaft erzielte mickrige vier Tore. Am schlimmsten war es bei den fünf Heimspielen, in denen Schaafs Mannschaft keinen einzigen Zähler sammelte. Seit mehr als 500 Minuten blieb 96 zuhause ohne erfolgreichen Abschluss.

Das alles ergibt eine erstaunliche Ansammlung von Negativ-Rekorden. Selbst Tasmania Berlin, seit 1966 der Inbegriff eines chancenlosen Absteigers, war in einigen Statistiken nicht so schlecht wie jetzt Hannover 96.

Inzwischen erscheint es sogar zweifelhaft, ob Schaaf in der gesamten Rückrunde so viele Punkte holt wie sein Vorgänger Michael Frontzeck in der Hinrunde: 14 in 17 Spielen. Dabei hat der neu verpflichtete Coach zum Rückrundenstart sogar sechs neue Spieler bekommen.

Erstaunlich ist daher, dass die 96-Verantwortlichen trotzdem keinerlei Zweifel haben, Schaaf weiterhin loben und und mit ihm auch in der 2. Liga weitermachen wollen. „Er ist einer, der - obwohl die Ergebnisse nicht stimmen - dem Verein sehr gut tut“, sagt Martin Bader. Der Manager betont: „Ich arbeite mit Thomas sehr gerne zusammen.“ Er habe mit Schaaf „auch schon über die 2. Liga gesprochen, aber noch nicht konkret, bis wann er eine Entscheidung getroffen hat“.

Und Schaaf selber? Der tut so, als ob der Klassenverbleib noch zu schaffen sei. „Ja, ich gehe meinen Weg weiter und glaube fest daran, dass wir das noch irgendwie drehen können“, sagt der 54-Jährige. Die Frage, ob er auch in der 2. Liga weitermacht, will er daher nicht beantworten und verweist auf seinen bis 2017 gültige Vertrage für die 1. Liga.

Für Schaaf ist es eine schwierige Entscheidung. Der Trainer, der mit 522 Erstligaspielen die Nummer vier in der ewigen Bundesliga-Statistik ist, droht seinen exzellenten Ruf aus den Werder-Jahren endgültig zu verspielen.

Nach den erfolgreichen Bremer Zeiten mit Meister-Titel, drei Pokalsiegen und sechs Champions-League-Teilnahmen hat Schaaf seine Einzigartigkeit in der Branche bereits verloren. Im Anschluss an das sportlich ordentliche, aber atmosphärisch schwierige Jahr in Frankfurt mit abschließendem Rücktritt hat er in Hannover ohnehin schon gemacht, was er eigentlich nie wollte - als Feuerwehrmann ist er mitten in der Saison für einen gefeuerten Kollegen einspringen. Jetzt steht er vor einem erneuten Wendepunkt seiner Karriere.