Nürnberg versucht's mit Offensive
Nürnberg (dpa) - Roger Prinzen versucht sich in der sportlichen Not sogar ein bisschen als Entertainer. „Beim 1. FC Nürnberg ist nichts auszuschließen - nicht mal ein Sieg gegen Hannover“, kommentierte der kahlköpfige 45-Jährige süffisant.
Nach dem Rauswurf von Gertjan Verbeek ist der Nobody in den letzten Partien zum Übergangschef befördert worden und soll die Saison irgendwie gut zu Ende bringen. „Am Samstag wird der Boden im Stadion lichterloh brennen“, kündigte Prinzen wortgewaltig an. Die Brisanz des Alles-oder-Nichts-Spiels ist allgegenwärtig, die fatale Nürnberger Ausgangslage aber ebenso.
Beim letzten Heimauftritt der Saison am Samstag (15.30 Uhr) gegen die Niedersachsen ist alles möglich: Die Hoffnung, zumindest noch den Relegationsplatz in der Fußball-Bundesliga zu ergattern, könnte wieder deutlich wachsen, andererseits der Abstieg auch besiegelt werden: Dann nämlich, wenn der FCN seine zehnte Pleite im elften Spiel kassieren und dem Zweitliga-Mitbewerber Hamburger SV zu Hause gegen den FC Bayern eine kleine Fußball-Sensation gelingen sollte.
Mit einer offensiven Ausrichtung will Prinzen die Nürnberger in ihr Schicksalsmatch schicken. Davor soll im Teambus auf der Fahrt zum Stadion die Club-Hymne erklingen, „damit noch mal ins Bewusstsein kommt, für was wir in dieses Spiel gehen: Für die Zukunft der meisten Spieler, aber auch für die Zukunft des gesamten Vereins.“
Der zuletzt wochenlang verletzte Per Nilsson könnte sein Comeback geben und die Innenverteidigung stabilisieren, auch Timothy Chandler winkt trotz einer schwachen Vorstellung in Mainz erneut ein Platz in er ersten Elf. Die etatmäßigen Mittelfeld-Stammkräfte Markus Feulner und Makoto Hasebe fehlen dagegen weiterhin. Prinzen setzt dennoch auf Attacke. „Wir werden nach vorne agieren, draufgehen, den Gegner beeinflussen. Wir wollen das Zeichen nach draußen geben, dass die Mannschaft parat ist“, sagte er am Freitag. „Für uns geht's um sehr, sehr viel, für Hannover vielleicht um ein bisschen weniger“, äußerte Prinzen mit Blick auf die bereits geretteten Niedersachsen.
„In der aktuellen Situation ist es nicht gefragt, dass wir gute Fußballspiele absolvieren, sondern wir brauchen Ergebnisse“, bemerkte Sportvorstand Martin Bader, der im elften Jahr in leitender Position beim FCN zumindest in Fankreisen an Unterstützung verliert. Die Trennung vom beliebten Coach Verbeek haben ihm viele auch deshalb nicht verziehen, weil sich die Mannschaft bei Prinzens erstem Spiel (0:2 in Mainz) genauso chancenlos gezeigt hatte wie schon zuvor.
Da die Franken zum Saisonabschluss zum Champions-League-Anwärter Schalke 04 reisen müssen, gilt die Hannover-Partie fast schon als letzte Chance. Der Tabellen-13., inzwischen gerettet, müsste rein von der fußballerischen Qualität her zu packen sein. Aber spielen auch die Köpfe mit? Bader ist gewarnt: „Es ist die große Gefahr, dass wir glauben, dass Hannover leicht wird. Wir sind in keiner optimalen Verfassung, und Hannover kommt mit dem Bewusstsein, sie haben es geschafft.“ Solche Gefühle gibt's in Nürnberg noch lange nicht.