Nürnberger harmlos - „Abstiegskampf angenommen“

Nürnberg (dpa) - Der 1. FC Nürnberg weist die Zwischenbilanz eines Absteigers auf - und steht wieder mal mit dem Rücken zur Wand. Beim 0:2 gegen das Mittelklasse-Team aus Hoffenheim präsentierten sich die „Clubberer“ so beängstigend harmlos wie selten in dieser Saison.

Am Ende einer desolaten Vorstellung wendeten sich auch die leidgeprüften Anhänger von ihrer Nürnberger Harmlos-Truppe ab. Mit schrillen Pfiffen machte die aufgebrachte Menge ihrem Ärger über Frankens Fußballer Luft, die vom Mittelklasse-Team 1899 Hoffenheim im letzten Bundesliga-Heimspiel des Jahres gnadenlos zurechtgestutzt worden waren. Beim 0:2 (0:1) gegen die Kraichgauer präsentierte sich der 1.FCN wieder einmal im Stile eines Absteigers - und rutscht immer tiefer in den Tabellenkeller.

„Egal, wie viele Rückschläge wir kriegen: Wir müssen einfach weitermachen. Wir haben den Abstiegskampf mittlerweile mehr als angenommen“, beteuerte ein aufgebrachter Verteidiger Philipp Wollscheid. Ganz nüchtern und kühl analysierte Trainer Dieter Hecking die beängstigende Situation. „Natürlich müssen wir uns steigern. So laufen uns die Spiele davon, in denen man punkten kann“, befand er.

Erneut hatte es fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen zum Nachteil des FCN gegeben. Sowohl das Zustandekommen des Hoffenheimer Führungstreffers - dem ersten zweier Tore von Vedad Ibisevic (39./56. Spielminute) - als auch die harte Rote Karte gegen Nürnbergs Timothy Chandler (43., grobes Foul) bot am Samstag Diskussionsspielraum. Doch derlei Nebenkriegsschauplätze wollte Hecking nicht als Ausrede für den spielerischen Offenbarungseid geltenlassen. „Es war so oder so eine verdiente Niederlage, weil Hoffenheim auch in den ersten Minuten spielbestimmend war“, verdeutlichte der fränkische Coach.

Eine Erkenntnis, die für reichlich Missstimmung im Nürnberger Lager sorgte. „Wir konnten ihnen nicht wehtun“, bilanzierte Hecking. Über passable Ansätze kommt seine Bubi-Mannschaft im Moment nicht hinaus, auch die Beruhigungspille durch das 1:0 gegen Kaiserslautern vor zwei Wochen hat längst ihre Wirkung verloren. Nur ein Sieg aus den letzten elf Partien gelang dem „Club“ - eine dürftige Bilanz.

Heiterer ging es im Hoffenheimer Lager zu. Durch den Erfolg vor 35 389 Zuschauern beendete 1899 seine schwarze Auswärtsserie - zuletzt hatte die Elf von Trainer Holger Stanislawski fünfmal in Serie auf fremden Plätzen verloren. 90 Minuten lang bestimmten die technisch hoch veranlagten Gäste das Match - und Stanislawski machte aus seinem Stolz später keinen Hehl. „Wir wissen, dass wir uns fußballerisch vor keiner Mannschaft verstecken müssen“, sagte der Ex-St. Paulianer.

Kapitän Andreas Beck lobte nach all den Rückschlägen der letzten Wochen, dass „wir erstaunlicherweise mit so einer Leichtigkeit aufgetreten sind“. Dabei hatten die Gäste auch das Glück des Tüchtigen. Chandlers Rote Karte war wie der späte Platzverweis gegen Hoffenheims Marvin Compper (90./+1, vermeintliche Notbremse) umstritten. Dafür ließ Schiedsrichter Jochen Drees beim 1:0 Milde für den Bosnier Ibisevic walten, der sich vor dem Tor resolut gegen Wollscheid durchgesetzt hatte.

„Er steht vor mir, will den Ball abschirmen. Sein linker Arm geht auf einmal nach oben, ich kriege den Ellbogen an den Hals“, meinte das Abwehr-Juwel, das in der kommenden Saison zu Bayer Leverkusen wechseln wird. Wollscheid ging zu Boden, Drees ließ weiterspielen - und Sekunden später nickte der TSG-Stürmer eine Flanke von Aushilfs-Linksverteidiger Fabian Johnson freistehend ein.

Ibisevic heimste hinterher reichlich Lob von Mitspielern und seinem Trainer ein - am deutlichsten aber teilte er selbst in Richtung Wollscheid aus. „So einen Blödsinn zu erzählen, ist einfach dumm!“, sagte der 27-Jährige. Ein normaler Zweikampf sei das gewesen, nicht der Rede wert. „Ich bin kein Boxer, ich bin Fußballspieler!“