Nur Schalker Teenager gegen Braunschweig stark

Braunschweig (dpa) - In großer Personalnot kann sich Schalke 04 auf seine Teenager verlassen. Der unzufriedene Sportdirektor Horst Heldt schonte in seiner Kritik nach dem sehr glücklichen 3:2 (1:1) beim Tabellenletzten Eintracht Braunschweig ausdrücklich die 18-jährigen Max Meyer und Leon Goretzka.

Die beiden Torschützen hatten großen Anteil daran, dass bei der Generalprobe für das Champions-League-Spiel gegen den FC Chelsea zumindest das Ergebnis stimmte.

„Über unsere jungen Spieler können wir uns nicht ansatzweise beschweren“, sagte Heldt. „Mit dem einen oder anderen bin ich überhaupt nicht zufrieden gewesen. Aber das werden wir intern regeln.“ Namen nannte der Manager nicht. Auffallend war, dass nach den Ausfällen von angeschlagenen Leistungsträgern wie Kevin-Prince Boateng, Jefferson Farfan, Jermaine Jones oder Torwart Timo Hildebrand andere Leistungsträger schwächelten. Verteidiger Benedikt Höwedes ließ sich beim ersten Gegentor düpieren, und an Julian Draxler lief die Partie weitgehend vorbei.

„Ich habe nicht von allen Spielern Top-Niveau gesehen. Insgesamt brauchen wir gegen Chelsea eine Leistungssteigerung“, ergänzte Heldt. Trainer Jens Keller pflichtete ihm nach dem „dreckigen Sieg“ in Braunschweig bei: „Wir müssen gegen Chelsea ein anderes Gesicht zeigen.“ Die Mannschaft wird dann auch personell anders aufgestellt sein. „Bei Hildebrand sieht es sehr gut und bei Boateng gut aus“, beurteilte Keller die Einsatzchancen von zwei potenziellen Rückkehrern.

Andererseits erlitt in Marco Höger der nächste Schalke-Profi eine Knieverletzung. Er humpelte nach 35 Minuten vom Platz und wurde zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. „Wir haben die Seuche im Knie“, haderte Keller. Er lobte die Moral in seinem Team. Zweimal ging die Eintracht durch Orhan Ademi (20.) und Karim Bellarabi (59.) in Führung. Doch das reichte nicht zum ersten Heimsieg in der Fußball-Bundesliga seit mehr als 28 Jahren. Schalkes Youngster Meyer (29.) und Goretzka (65.) sowie Mittelfeldspieler Roman Neustädter (90.+1 Minute) drehten das Match.

„Wir haben gezeigt, dass wir kämpfen und malochen können. Wir sind ein Malocherclub“, sagte Torwart Ralf Fährmann. Er feierte nach zwei Jahren ein Comeback, zu dem ihm auch Nationalkeeper Manuel Neuer gratulierte. Etwas weniger emotional und nicht ganz so euphorisch beurteilte sein Kollege Neustädter den Last-Minute-Erfolg nach einem schlechten Spiel. „Als Schalke muss man in Braunschweig gewinnen. Wir haben einen Pflichtsieg eingefahren, uns aber nicht mit Ruhm bekleckert“, bilanzierte der Siegtorschütze.

Sein Kullertor in der Nachspielzeit bescherte Schalke erst den zweiten Bundesliga-Sieg in Braunschweig seit Januar 1965. „Das ist ein Schlag, aber kein Rückschlag für uns“, sagte Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht. Er wirkte gefasster als seine Spieler, die ziemlich niedergeschlagen im Kabinentrakt nach den richtigen Worten suchten. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte Braunschweigs bester Spieler Bellarabi. „Wir hatten auf jeden Fall einen Punkt verdient.“