Paderborn nach Mainz-Debakel im Sinkflug
Mainz (dpa) - André Breitenreiter traute seinen Augen nicht. So wie beim 0:5 (0:1) beim FSV Mainz 05 hatte der SC Paderborn in den ersten 17 Spielen noch nie die Grenzen aufgezeigt bekommen.
„Wir waren viel zu naiv und nicht kompakt in der Defensive. Das wird in der Bundesliga gnadenlos bestraft“, sagte der 41-Jährige nach dem Debakel.
Der „krasseste Außenseiter aller Zeiten“, so der SCP-Coach vor der Saison, lernt nach den allseits bewunderten Auftritten des ersten Saisondrittels nun die harte Realität kennen. Nach dem achten Spiel ohne Sieg sinken die Ostwestfalen mit 19 Punkten schnurstracks Richtung Abstiegszone.
„Wir müssen die Köpfe hochnehmen“, forderte Breitenreiter nach der höchsten Saisonniederlage und will das weitere Abrutschen in der englischen Woche stoppen. „Am Mittwoch kommt der HSV. Da wollen wir unser Bestes abrufen“, erklärte der frühere Profi, der mit seinem Team zum Abschluss der ersten Rückrunden-Woche noch zum 1. FC Köln reisen muss. Von der Euphorie getragen, marschierten die Paderborner in der Hinrunde mit tollen Spielen zu mancher Überraschung. Jetzt werden sie nicht mehr unterschätzt und müssen kämpfen.
Die bisher heile Welt könnte Risse zu bekommen. In Mainz standen Elias Kachunga und Daniel Brückner nicht im Kader. Aus disziplinarischen Gründen, wie Breitenreiter nach dem Spiel erklärte. Kachunga schoss fünf Tore für die Paderborner, schaffte den Sprung in die U21-Nationalmannschaft. Seine Trainingsleistungen aber ließen in der Vorbereitung zu wünschen übrig und Breitenreiter verpasste dem 22-Jährigen ebenso einen Denkzettel wie Brückner, der sich nach den Worten des SCP-Trainers nicht korrekt gegenüber Mitspielern und Co-Trainer verhalten habe. Die Rausschmiss aus dem Kader galt nur für die Partie, beide können sich übers Training wieder anbieten.
Ein Stürmer mit Torriecher stände Paderborn gut zu Gesicht. Stefan Kutschke war in Mainz auf sich gestellt. Der gerade verpflichtete Srdjan Lakic braucht noch Eingewöhnungszeit. Breitenreiter wird gegen den Bundesliga-Dino aus Hamburg aber vor allem auf eine kompakte Defensive Wert legen und da könnte ein erfahrener Abwehrspieler wie Brückner helfen, der um sich greifenden Naivität Herr zu werden.
Paderborn braucht, was Mainz 05 gelang. Der Kantersieg war die Befreiung nach neun Spielen ohne Sieg. „Das sitzt ja auch in den Köpfen drin. Jetzt ist die Erleichterung groß. Es war ein wichtiger Sieg. Nicht mehr und nicht weniger“, sagte Manager Christian Heidel. Präsident Harald Strutz erkannte nach den Treffern des überragenden Yunus Malli (6., 46. Minute), Pablo De Blasis (69.), Sami Allagui (82.) und Johannes Geis (87., Foulelfmeter) sorgten für das „Mainz-05-Feeling“. „Das war eine Initialzündung, die entscheidend sein könnte für den Verlauf der Rückrunde.“
Wie weggeblasen war vor allem in der zweiten Halbzeit die Mainzer Hilflosigkeit in der Offensive. Der zweite Malli-Treffer gleich nach der Pause war für Trainer Kasper Hjulmand der Auslöser. „Danach haben wir freier aufgespielt“, meinte der Däne, der Stürmer schon mal mit Ketchup-Flaschen vergleicht. „Es ist schwierig am Anfang, aber wenn es kommt, dann kommt es“, erklärte Hjulmand.