Petersens „Super-Show“ - Erster Freiburger Hattrick
Freiburg (dpa) - Natürlich war Christian Streich begeistert von den drei Toren seines Neuzugangs Nils Petersen und freute sich „total“ für ihn. Doch etwas anderes war dem Trainer des SC Freiburg genauso wichtig: die mentale Einstellung des Stürmers.
„Genau diese Haltung brauchen wir. Er hat sich nur auf das Spiel konzentriert und nichts anderes gemacht“, sagte Streich nach dem 4:1 (0:1) am Samstag gegen Eintracht Frankfurt über die Leihgabe von Werder Bremen.
Kein Grummeln hatte es gegeben, als Petersen zunächst auf der Bank saß. Mit dem ersten Hattrick der Freiburger Bundesliga-Geschichte in der 63., 69. und 88. Minute sorgte er dann dafür, dass der Sportclub, der als Schlusslicht überwintert hatte, zum Rückrundenauftakt eine Serie von sechs Spielen ohne Sieg beendete und die Abstiegszone verließ. „Er hat sich als Vorbild gezeigt“, lobte Streich den 26-Jährigen nach dessen sensationellem Einstand.
Genau diese Einstellung hatte der Trainer vor dem Spiel von der Mannschaft gefordert. Denn die Freiburger, so glaubt Streich, haben im Abstiegskampf nur eine Chance, wenn sie mit absoluter Leidenschaft und Konzentration auftreten. Das gelang gegen die Eintracht in der zweiten Halbzeit. Zunächst hatte Freiburg unter Schock gestanden, als Marco Russ die Gäste nach 46 Sekunden in Führung geschossen hatte.
Da zeigten sich auch die Abwehrprobleme der Gastgeber, denen zum Beginn der Englischen Woche drei Innenverteidiger verletzt fehlten. Vor dem Bürgerentscheid am Sonntag zum Bau eines neuen Stadions hatte das Team sportlich gute Argumente für das erhoffte Ja der Freiburger geliefert. Als Vladimir Darida per Foulelfmeter ausgeglichen hatte (61.), kippte die Partie. Und „dann kam die Super-Show von Nils“, sagte Verteidiger Immanuel Höhn.
Dabei hatte Petersen, der in Bremen zuletzt nicht mal mehr im Kader stand, in der Vorbereitung keineswegs überzeugt. Nun sprach der Angreifer von einem „goldigen Moment. Aber das zu bestätigen wird schwer.“ Die Chance dazu bietet sich schon am Dienstag in Mönchengladbach.
Zunächst einmal beendete er die Abschlussschwäche der Freiburger, die in der Vorrunde nur 17 Tore erzielt hatten. Doch Streich sprach auch von einer taktischen Rolle, die er Petersen zutraut. Denn der bis Saisonende ausgeliehene robuste Torjäger, für den die Badener eine Kaufoption besitzen, könne in der Offensive auch Bälle mit Kopf und Fuß für seine Mitspieler ablegen - eine Qualität, die Freiburg bisher vermissen ließ. Zudem hat Streich mit dem von Cardiff City geholten, aber gegen Frankfurt noch nicht eingesetzten norwegischen Talent Mats Möller Daehli noch eine weitere Alternative in der Offensive.
Eintracht-Trainer Thomas Schaaf ärgerte sich mächtig über den Auftritt seiner Mannschaft, die sich nach einer 45-minütigen Dominanz nicht mehr wehrte und den Kontakt zu den Europa-League-Plätzen verlor. „Unfassbar, unvorstellbar, nicht zu glauben“, schimpfte Schaaf. „So was darf man nicht zulassen, wenn man etwas erreichen will. Das ist, was wir noch als Mentalität aufnehmen müssen: Spiele gewinnen zu wollen auf Teufel komm raus.“
Weil die Toptorjäger Alexander Meier und Haris Seferovic leer ausgingen, gab es die viel beschriebene Frankfurter Torflut dieses Mal nur in der Defensive - trotz des Comebacks von Schlussmann Kevin Trapp nach monatelanger Verletzungspause. Bereits 38 Gegentreffer sprechen Bände. „So kriegen wir zwölf Tore gegen Wolfsburg“, schimpfte Russ vor dem Eintracht-Heimspiel gegen den Bayern-Bezwinger und Tabellenzweiten am Dienstag.