Pep: „Titel sind nur Nummern“ - Bayern noch nicht bereit
Doha (dpa) - Für Pep Guardiola war der Aufenthalt in Katar einmal mehr „perfekt“. Die Spieler haben Gas gegeben, das Krankenlager lichtet sich. Für Europas Thron sieht der Trainer sein Team aber noch nicht bereit.
Eines wird Pep Guardiola in England sicher vermissen: Die Winterpause. Nach zwei Wochen Urlaub statt Fußballspiele auch an Weihnachten und zum Jahreswechsel konnte er als Bundesligatrainer mit den ausgeruhten Profis des FC Bayern München im sommerlich warmen Katar noch einmal wie bei einem Neustart richtig Kraft und Motivation tanken für seinen heißen Triple-Endspurt mit dem Herbstmeister.
„Die Winterpause ist perfekt. Sie ist gut für den Kopf, gut für die Beine. Es ist gut, noch mal trainieren zu können“, sagte Guardiola zum Abschluss des öffentlich umstrittenen Wintercamps in Katar. Für den Katalanen waren die Bedingungen im Golfstaat ein weiteres Mal perfekt. „Wir hatten kompakte Tage“, resümierte Weltmeister Thomas Müller: „Wir haben intensiv trainiert, aber nicht maßlos.“
Die Personalsituation hat sich deutlich entspannt. Nur Franck Ribéry, Medhi Benatia und Mario Götze konnten nach ihren Verletzungen noch nicht ins Teamtraining. Sie werden auch zum Rückrundenstart beim Hamburger SV noch fehlen. „Die Spieler haben wie immer gut trainiert, keine Klagen“, lobte Guardiola. Auch Arjen Robben und David Alaba konnten in der Endphase mit dem Team trainieren. Douglas Costa ist wieder topfit, Verletzungspechvogel Holger Badstuber konnte auch alle zehn Einheiten mitmachen. Ersatztorwart Sven Ulreich verletzte sich bei der letzten am Dienstag am Fuß, musste vorzeitig abbrechen.
Alle Mann an Bord, das ist Guardiolas Hauptwunsch für die letzten Monate in München. „Mit elf Spielern gewinnst du keine Titel“, betonte Robben. Trophäen sind beim FC Bayern die Währung, in der Vereinsführung, Spieler und Fans am Ende abrechnen. Aber nicht Guardiola! „Titel sind nur Nummern“, lautete seine verblüffende Aussage vor dem Rückflug der Bayern nach München.
Zweimal deutscher Meister (2014, 2015), Club-Weltmeister (2013), UEFA-Supercup-Sieger (2013) und DFB-Pokalsieger (2014) lautet seine bisherige Ausbeute in München. Guardiola geht es aber mehr darum, die Zuschauer im Stadion zu begeistern („Fußball ist Emotion“), ein Team weiterzuentwickeln, jeden einzelnen Spieler besser zu machen.
„Ich weiß, die Leute wollen die Champions League“, sagte Guardiola. Und er weiß, dass er ohne den Henkelpott als „gescheitert“ angesehen würde. Reif für Europas Fußballthron sei seine Mannschaft aber noch nicht. „Im Moment sind wir noch nicht bereit, die Champions League zu gewinnen. Wir brauchen einen Schritt nach vorne in den Details.“ Er vermisst weiterhin die Stabilität, nach Gegentoren habe man gerade in der Königsklasse häufiger die Kontrolle über das Spiel verloren.
Guardiola wirkt nervös. Schon im Februar wartet im Achtelfinale gegen Juventus Turin die erste gefährliche Klippe auf seiner Abschiedstour mit den Bayern. „Normalerweise ist das ein Duell fürs Halbfinale, vielleicht fürs Finale“, urteilte er. Italiens Serienmeister hat gerade das neunte Ligaspiel nacheinander gewonnen. Auch die Münchner Profis äußerten in Doha höchsten Respekt vor dem Team um Weltmeister Sami Khedira. „Ich kann auch vor Juve warnen, weghauen wollen wir sie aber schon“, bemerkte Müller in typischer Mia-san-mia-Manier.
Guardiola hat mit seinen Spielern auch in Katar nicht groß über seine Beweggründe gesprochen, warum es ihn in die Premier League zieht. In der Zusammenarbeit habe er aber „keinen Unterschied“ festgestellt. Klarheit über den neuen Club gebe es erst, „wenn ich meinen Vertrag unterschreibe“. Im Moment hat Guardiola noch einen wichtigen Job in Deutschland zu erledigen: „Natürlich bin ich fokussiert auf Bayern München.“ Die Titel Nummer 6 bis 8 würden ihm schon sehr gefallen.