Peter Stöger: „Wir haben heute Fußball gespielt“
Rheinderby FC-Trainer Peter Stöger lobt nach dem 1:1 gegen Bayer die Entwicklung seiner Kölner. Leverkusen ist sich uneinig bei der Bewertung des Spiels.
Köln. Gewöhnlich ist Roger Schmidt erst dann zufrieden, wenn seine Truppe nicht nur punktet, sondern das auch möglichst ansehnlich bewerkstelligt. Doch am Samstag, nach dem eher glücklichen 1:1 von Bayer Leverkusen beim 1. FC Köln, wusste auch der 48 Jahre alte Trainer die Vorzüge des Ergebnisfußballs zu schätzen: „Wir haben einen sehr wertvollen Punkt geholt, der uns den vierten Platz garantiert. Deshalb sehe ich nicht die zwei verloren Punkte, sondern freue mich über den einen“, sagte Schmidt nach einem Spiel, in dem seine Leverkusener zwar bis in die Schlussphase führten, sich aber nicht über eine Niederlage hätten beschweren können.
Denn es waren die Kölner, die das Spiel in der zweiten Hälfte an sich rissen und einen Angriff nach dem anderen auf das Tor des erneut starken Bernd Leno starteten. Eben jene Kölner, die beim 1:5 im Hinspiel noch wie das Kaninchen vor der Schlange gestanden hatten und sich nachher vor allem von Schmidt dafür verspotten lassen mussten.
Damals hatte Leverkusens Trainer gesagt: „So könnte ich nicht Fußball spielen. Dann wäre ich kein Trainer.“ Nun klang das anders. Bayer sei auf einen starken Gegner getroffen, der seinem Team alles abverlangt hätte. Entsprechend habe Bayer „nicht ins Spiel gefunden“, sagte Schmidt, ohne sein Team dafür besonders kritisieren zu wollen.
Das war aber gar nicht nötig. Denn das machten die Spieler selbst: „Wir haben sehr schlecht verteidigt, die Kölner konnten munter durch unsere Reihen kombinieren. Unsere Einsatzbereitschaf heute war nicht so hoch wie in den vergangenen Spielen“, sagte Kapitän Simon Rolfes, während Stefan Kießling deutlichere Worte fand: „Wir haben ein Kackspiel gemacht“, sagte der wirkungslose Stürmer, der auch unter dem Komplettausfall seiner Nebenleute litt. Sowohl Heung-Min Son als auch Hakan Calhanoglu hatten einen rabenschwarzen Tag erwischt und ungewohnte technische Mängel offenbart. Vor allem Spielmacher Calhanoglu stand völlig neben sich und verschoss erneut einen Elfmeter kläglich.
So konnten sich die Leverkusener Spieler nicht mal über den einen Punkt freuen, der ihnen mindestens den vierten Rang und damit einen Startplatz in der Champions-League-Qualifikation sicherte. Das Ziel ist nach wie vor der direkte Königsklassen-Platz drei. „Jetzt haben wir noch vier Endspiele“, sagte Kießling, dessen Team diese vier Spiele ohne Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos erleben wird, der sich die Schulter auskugelte, operiert werden muss und für drei Monate ausfällt. Nach dem Rauswurf von Emir Spahic der nächste Innenverteidiger, der Bayer fehlt.
Umso bitterer, dass es am Samstag zu Hause gegen den FC Bayern geht. Und geht es nach Bernd Leno, müssen die Leverkusener dann wieder ein anderes Gesicht zeigen: „Die Bayern werden die Konter sicher besser ausspielen als Köln heute“, sagte der unzufriedene Torhüter.
Dabei hatte er selbst ein gutes Spiel gemacht. Vor allem in der Schlussphase, als die Kölner auf einmal die zweite Luft bekamen und nach dem Ausgleich drauf und dran waren, noch den Siegtreffer nachzulegen. Spätestens jetzt wachte auch das Publikum auf, das zuvor nicht gerade in Derbyform war. Das lag vor allem daran, dass die beiden zentralen Blöcke der Kölner Südkurve nach dem Platzsturm der FC-Fans vor einigen Wochen in Mönchengladbach erneut leer bleiben mussten.
Aber als der FC merkte, dass die müde wirkenden Leverkusener nicht mehr viel entgegenzusetzen hatte, kam auch das Publikum immer besser in Fahrt. Beflügelt davon drehte das Team auf. Besonders der agile Yuya Osaka, der nachher zu Protokoll gab, dass sein Team in der Pause „auf ,Reset’ in unseren Köpfen gedrückt“ habe und entsprechend anders aus der Kabine kam. Mit Schwung und Mut.
Der sonst nicht gerade überschwänglich feiernde Trainer Peter Stöger attestierte seinem Team gar, „ein tolles Spiel“ gemacht und „alles abgerufen“ zu haben. „Wir haben heute Fußball gespielt“, sagte Stöger und war mit Blick auf die Kritik nach dem Hinspiel zufrieden.
Dabei ist diese neue Kölner Spielkultur gar nicht so neu. Seit sieben Heimspielen hat der FC nicht mehr verloren, zuletzt gab es rauschende Siege gegen Frankfurt und Hoffenheim. „Wer in den letzten Wochen bei uns im Stadion war, hat einige gute Fußballspiele gesehen“, sagte Stöger, der laut Verteidiger Dominic Maroh der Grund dafür ist: „Er hat uns gesagt, dass wir die Qualität haben, guten Fußball zu spielen.“ Das hat der 1. FC Köln am Samstag wieder gezeigt.