Petersens neue Welt: Bayern ist andere Hausnummer

München (dpa) - Bundesliga, Champions League und zur Wiesn-Zeit erstmals in der Lederhose - Nils Petersen entdeckt in München eine für ihn völlig neue Fußballwelt. Und plötzlich steht der letztjährige Torschützenkönig der 2. Bundesliga beim deutschen Rekordmeister selbst im Rampenlicht.

Beim 2:0-Sieg der Bayern gegen Schalke feierte der 22-Jährige als Ersatzmann für den verletzten Mario Gomez sein Startelfdebüt und krönte es mit dem wichtigen Führungstor. Petersen genießt diese noch seltenen Glücksmomente - und bleibt bescheiden. „Ich habe versucht, meinen Job zu meistern. Wenn Mario ausfällt, ist es meine Aufgabe, ihn bestmöglich zu ersetzen. Deswegen freue ich mich, dass ich der Mannschaft mit dem 1:0 helfen konnte.“

Der Youngster weiß, dass er trotz 25 Treffern in der vergangenen Zweitligasaison im Münchner Star-Ensemble ein Azubi ist. Der Sprung von Energie Cottbus zum Branchenführer ist gewaltig, viele namhafte Talente sind daran gescheitert. „Bayern München ist eine andere Hausnummer. Es war am Anfang schwierig“, gestand auch Petersen.

Er habe vom ersten Arbeitstag an versucht, sich den „Anforderungen anzupassen“. Im Training kann er sich Trainer Jupp Heynckes ständig anbieten, auf Einsatzzeiten muss er dagegen geduldig warten. „Ich habe gewusst, dass ich nicht viele Chancen bekomme. Jetzt habe ich versucht, die Minuten, die ich bekomme, so gut wie möglich zu nutzen“, beschrieb er seine nicht einfache Situation.

Beim 7:0 gegen den Hamburger SV gelang ihm sein erstes Tor in der Bundesliga. Beim 45-Minuten-Debüt in der Champions League beim FC Villarreal (2:0) in Spanien vergab er einige gute Möglichkeiten. Gegen Schalke gelang ihm mit „etwas Glück“, wie er selbst zugab, im Nachschuss das wichtige 1:0. Es hätten insgesamt schon mehr als zwei Ligatore sein können - aber es hätte auch schlechter laufen können.

„Jedes Tor gibt natürlich mehr Selbstbewusstsein und mehr Sicherheit“, sagte Petersen zufrieden. „Mein Job ist es einfach, Tore zu schießen. Dafür haben die Bayern Geld investiert.“ 2,8 Millionen Euro überwiesen sie nach Cottbus. Einen Dreijahresvertrag erhielt der Spieler, dazu bekam Petersen das Trikot mit der Torjägernummer 9.

Für die Bayern war es eine Investition ohne Risiko, die sich bezahlt machen könnte. Heynckes bremst zwar zu hohe Erwartungen, der Trainer glaubt aber, dass Petersen „wertvoll“ werden könnte. „Er hat etwas, was man nicht lernen kann: Er hat große Qualitäten vor dem Tor“, äußerte der ehemalige Weltklassestürmer Heynckes über das große Torjägertalent Petersen.

Der 1,88 Meter große Angreifer mit Schuhgröße 46 hat die Herausforderung FC Bayern gewagt. „Ich wusste, dass dabei ein bisschen Druck im Spiel ist.“ Die Konkurrenz im Bayern-Sturm ist für ihn riesengroß mit Platzhirsch Gomez, dem bald zurückkehrenden Ivica Olic und auch Thomas Müller, der ebenfalls im Zentrum aushelfen kann. „Es ist nicht einfach, aber ich versuche, das Bestmögliche daraus zu machen. Deswegen tut jedes Tor gut“, erklärte Petersen.

Er stellt sich einfach allem Neuen. Auch die Lederhose fühle sich „gut an“, wie er bei der Einkleidung fürs Oktoberfest feststellte. Tracht und Wiesn - das gehöre eben auch dazu. „Wenn man bei Bayern München spielt, muss man sich mit der Stadt identifizieren und mit den Traditionen. Ich finde es lustig und fühle mich wohl hier.“