Poker um Gustavo - Hoffenheim sucht Nachfolger
Sinsheim (dpa) - Nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale hielt der von Bayern München umworbene Luiz Gustavo mit seinem Weihnachtswunsch nicht hinter dem Berg. „Ich würde gerne schon jetzt wechseln, aber ich kann das nicht allein entscheiden“, sagte der Defensiv-Allrounder von 1899 Hoffenheim.
Der Poker um die sportliche Zukunft des 23-Jährigen rückte den souveränen 2:0-Sieg der Kraichgauer gegen Borussia Mönchengladbach in den Hintergrund und dürfte die Verantwortlichen beim Tabellenachten der Fußball-Bundesliga auch über die Festtage beschäftigen.
Öffentlich stemmen sich Trainer Ralf Rangnick und Manager Ernst Tanner mit aller Macht gegen einen Transfer in der Winterpause. „Wir haben sowohl in der Bundesliga als auch im Pokal einige Optionen. Bei solchen Möglichkeiten können wir doch nicht einen unserer besten und wertvollsten Spieler abgeben. Für mich ist klar, dass er bis zum Saisonende hier spielt“, betonte Rangnick.
Auch Tanner schloss einen Weggang des Brasilianers nach Weihnachten kategorisch aus. „Wir definieren uns natürlich auch darüber, ein Ausbildungsverein zu sein, der Spieler im richtigen Moment abgibt. Aber dieser Zeitpunkt ist jetzt definitiv nicht gekommen.“ Er habe Bayern-Manager Christian Nerlinger mitgeteilt, dass „ein Wechsel im Moment nicht denkbar ist“.
Den Gesetzen des Marktes werden sich aber auch die Hoffenheimer nicht entziehen können. Sollte Bayern-Kapitän Mark van Bommel den deutschen Rekordmeister im Winter gen Wolfsburg verlassen und ein noch ausstehendes Angebot der Münchner den Vorstellungen der TSG entsprechen, könnte sich der Wunsch von Luiz Gustavo schneller erfüllen als gedacht. „Natürlich geht es auch darum, möglichst viel Geld zu generieren“, räumte Rangnick ein.
Derzeit sind als Ablöse 15 Millionen Euro im Gespräch. Spätestens wenn vorne eine Zwei steht, dürften die Nordbadener schwach werden. „Es gehört zum Geschäft, dass wir Transferumsätze erzielen“, sagte Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus. Das Interesse der Bayern sieht er als Anerkennung für die gute Arbeit im Verein: „Das ist eine Auszeichnung.“
Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bestätigte, dass es bereits ein Gespräch gegeben habe. „Aber eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.“ An einem Wechsel spätestens im Sommer zweifelt in Hoffenheim aber niemand mehr, weshalb die Suche nach einem Nachfolger bereits auf Hochtouren läuft. „Wir beobachten einige Spieler. Aber die Qualität von Luiz können wir derzeit nicht ersetzen“, erklärte Tanner.
Die Spieler wollen sich mit der Personalie derzeit noch gar nicht beschäftigen. „Solange nichts fix ist, glaube ich nicht daran. Und solange ist Luiz auf jeden Fall einer von uns“, sagte Innenverteidiger Marvin Compper. Rangnick war angesichts des Trubels heilfroh, dass „über die Weihnachtstage etwas Ruhe reinkommt. Das tut gut.“