Problem-Puzzle für Pep - Kreative Lösungen müssen her

Augsburg (dpa) - Vorne hilft Robert Lewandowski - und hinten? Tüftler Pep Guardiola muss im Triple-Kampf des FC Bayern das vielleicht kniffligste Puzzle seiner weltweit bestaunten Trainerkarriere lösen.

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„Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich ein Spiel ohne Innenverteidiger spiele. Aber der Teamspirit ist das Wichtigste“, erklärte der katalanische Improvisationskünstler nach dem befreienden Derby-Sieg am Tag nach dem Badstuber-Schock. „Es ist die gleiche Situation für mich wie in der letzten Saison - und die letzte Saison war für mich die beste Saison in meiner Karriere als Trainer. Wir haben gekämpft.“ Ohne die Flügelstars Franck Ribéry und Arjen Robben reichte es zum Meistertitel, trotz allen Kampfes aber nicht zum Double oder gar Champions-League-Triumph.

Diesmal gehen den Bayern hinten die Leute aus. Beim 3:1 gegen den FC Augsburg testete Guardiola daher einen Mini-Riegel. Philipp Lahm (1,70 Meter), Joshua Kimmich (1,76), David Alaba (1,80) und Juan Bernat (1,70) sicherten das Bayern-Tor nahezu tadellos ab und gaben dem Spiel aus der Defensive Struktur.

„Wir können lamentieren oder mit diesen Spielern nach vorne gehen. Sie haben mein volles, volles, volles Vertrauen“, hob Guardiola hervor. Beim Training am Montag war zwar neben Winterschlusseinkauf Serdar Tasci (1,86) auch der lange verletzte Medhi Benatia (1,90) dabei. Aktuell sind die zwei gelernten Innenverteidiger aber nur Backups.

Mit einer Defensive wie gegen den FCA, in prominenter Rolle noch mit dem am Sonntag gesperrten Xabi Alonso ergänzt, wird Guardiolas Strategie vom dauerhaften Ballbesitz in den kommenden Wochen noch wichtiger. Dazu soll sein Team hoch verteidigen, muss Standards der körperlich größeren Gegner vermeiden.

„Alle Mannschaften in der Welt sind kopfballstärker als wir“, mahnte Guardiola und zählte reihenweise Stars von Juventus Turin auf. In der Vorbereitung auf das Achtelfinal-Hinspiel am 23. Februar ist der SV Darmstadt am Samstag davor bestenfalls ein Sparringspartner wie es der harmlose FCA war. „Das sind zwei Paar Stiefel“, warnte auch Thomas Müller, der seinen 15. Saisontreffer beisteuerte. Nichts gegen die Lewandowski-Ausbeute von 31 Toren in 31 Bayern-Pflichtpartien dieser Spielzeit. „Egal, wie viele Probleme wir haben, wir müssen spielen, kämpfen und versuchen, weiter zu gewinnen“, erklärte Lewandowski.

Die exquisite Offensive um den Dauertorjäger ist bei allen Abwehrsorgen der große Bayern-Trumpf. „Es ist eine große Ehre für mich, sein Trainer zu sein“, würdigte Guardiola das Torphänomen, lobte einmal mehr dessen Professionalität. „Die Kaltschnäuzigkeit ist nicht selbstverständlich“, hob Sportvorstand Matthias Sammer hervor.

Selbstverständlich sind auch gesunde Spieler beim vom Pech verfolgten Rekordmeister längst nicht mehr. Als Arturo Vidal benommen vom Feld musste oder sich David Alaba an das medizinische Personal auf der Bank wandte, dürfte jedem Bayern-Fan der Atem gestockt haben: Der nächste Ausfall? Nein, nein, so dürfe man keinesfalls denken, erklärte Sammer, „sonst machst du dich kaputt.“

Allerdings wisse auch er nicht, wann man an die Grenzen stoße, schilderte Sammer. „Aber das ist auch uninteressant, weil wir noch genug Spieler haben.“ Nur zu ihrem Leidwesen aber zu wenig Innenverteidiger. „Wir können uns keine schnitzen. Aber ich bin guten Mutes, dass wir in den nächsten Wochen guten und erfolgreichen Fußball spielen“, erklärte Lahm. Durch das lautstarke Miteinander auf dem Platz betreibe man „auch ein bisschen Selbsttherapie“, ergänzte ein schmunzelnder Müller.

Aufbauhilfe leisteten die Bayern-Stars mit ihren Mutmacher-T-Shirts und vielen netten Worten für den nach seinem Sprunggelenksbruch operierten Holger Badstuber. Der 31-malige Nationalspieler war gerührt. „Mir fehlen die Worte“, twitterte der Dauer-Pechvogel der Münchner.