Puppenspieler Weinzierl zieht Fäden - FCA ist Vierter

Augsburg (dpa) - Für Hochstimmung ist gesorgt. Nach dem erstmaligen Sprung auf einen Champions-League-Platz dürfen die Macher des FC Augsburg davon ausgehen, dass die Jahreshauptversammlung am Mittwoch eine große Jubel-Veranstaltung wird.

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Der Überraschungs-Achte der Vorsaison dringt bei seinem landesweit bestaunten Höhenflug in der Fußball-Bundesliga in immer neue Sphären vor. Der Aufbruch nach Europa ist für die Verantwortlichen trotzdem noch eine Vision.

„Es ist und bleibt eine Momentaufnahme, wenn auch eine schöne“, bemerkt der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Bircks zum erstmaligen Sprung der Schwaben auf Platz vier und versichert: „Wir fangen nicht an zu träumen und zu spinnen.“ Dabei ist der erfolgreiche Fußball, der unter Anleitung von Trainer Markus Weinzierl in der Augsburger Puppenkiste aufgeführt wird, auch für Bircks längst „kein Zufall“ mehr, sondern vor allem das Produkt eines harmonierenden Duos: „Wir haben einen sehr guten Trainer und einen tollen Manager.“

Markus Weinzierl (39) und Stefan Reuter (48) behalten jederzeit die Bodenhaftung. „Ich schaue auf die Tabelle und sehe, dass wir neun Punkte Abstand zu einem Abstiegsplatz haben“, verkündete Weinzierl nach dem 3:1 gegen den Hamburger SV, dem fünften Heimsieg in Serie (Club-Rekord). Auch Reuter lässt sich vom „sensationellen“ Tabellenplatz nicht zu großen Sprüchen verführen: „Wir müssen weiter fleißig Punkte sammeln, um den Abstand nach hinten zu halten.“

Mit Kleingeld, aber einem klaren Kurs und Konzept düpieren die bestaunten Augsburger etliche Traditionsclubs, die trotz eines Millioneneinsatzes ums sportliche Überleben kämpfen. „Sie schielen nach Europa“, sagte HSV-Coach Josef Zinnbauer beeindruckt. Der Erfolgsfaktor Nummer 1 ist für ihn Kollege Weinzierl: „Es ist die Handschrift eines jungen, modernen Trainers zu erkennen.“

Weinzierl hat ein Kollektiv geformt, das mit Power, Pressing und wuchtigem Konterspiel punktet. „Der Fußball ist auch ansehnlich“, betonte Routinier Halil Altintop - und nicht nur effektive Maloche. Die Abgänge der Stammkräfte André Hahn (Gladbach) Kevin Vogt (1. FC Köln) und Matthias Ostrzolek (HSV) wurden von Reuter durch kluge Einkäufe wie Linksverteidiger Abdul Rahman Baba aus Fürth kompensiert. Selbst Ausfälle wie der von Stammtorwart Marwin Hitz werfen das Team nicht aus der Bahn.

Reuter spricht von „einem richtig guten Kern“ an bodenständigen Akteuren, „die dafür sorgen werden, dass wir klar und konzentriert bleiben“. Profis wie Kapitän Paul Verhaegh, Mittelfeldchef Daniel Baier, Altintop oder Flügelflitzer Tobias Werner haben das FCA-Gen im Körper. Gegen den HSV gelang es dem FCA sogar erstmals in seiner Bundesliga-Geschichte, einen Pausenrückstand noch in einen Sieg zu verwandeln (davor drei Unentschieden und 33 Niederlagen).

Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Weinzierl ist längst ein Kandidat für größere Vereine. „Dass der Markus im Fokus steht, ist klar“, weiß auch Bircks. Sorgen mache er sich aber nicht. „Markus ist sehr bodenständig.“ Der Vertrag des Trainers läuft noch bis 2017. Bircks erinnert zudem daran, dass man an dem Bundesliga-Novizen Weinzierl auch festhielt, als dieser Ende 2012 nach sechs Monaten mit nur neun Punkten ganz unten stand: „Das macht nicht jeder Verein.“

Damals kam Reuter. Und mit ihm an der Seite gelang Weinzierl die Kehrtwende. Der Manager hat inzwischen bis 2018 verlängert. Ziel bleibt, den FCA fest im Oberhaus zu verankern, verdeutlicht Bircks: „Etabliert sind wir, wenn wir fünf Jahre in der Bundesliga spielen.“ Dieser selbstgesteckte Plan ist in der kommenden Saison erfüllt.

„Wir haben immer noch den zweitniedrigsten Etat der Liga, nur Paderborn liegt hinter uns“, gab der Aufsichtsratschef zu bedenken. Nächster Gast in der SGL-Arena ist der Bundesliga-Krösus Bayern München. Diese Partie elektrisiert schon jetzt alle in Augsburg. Weinzierl ist übrigens der einzige Trainer, der in der Bundesliga ein Heimspiel gegen den großen Pep Guardiola gewinnen konnte - 1:0 hieß es in der letzten Saison. „Das wollen wir wiederholen, ist ja klar“, sagte Bircks lachend. Träumerei? Spinnerei? Wer weiß!