Streit eskaliert Rechter Hass in Foren - AfD zeigt Eintracht-Boss an
Frankfurt/Main (dpa) - Der rechte Hass im Netz stellt auch die Fußball-Bundesligisten vor eine heikle Prüfung.
Ein drastisches Beispiel liefert jetzt der Streit zwischen Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer und der hessischen AfD, der nach fremdenfeindlicher Hetze in den Internetforen des Vereins eskalierte. Weil der Clubchef gegen „braune Brut“ und „Nazis“ gewettert hatte und AfD-Wähler nicht als Mitglieder bei der Eintracht sehen will, stellten die beiden Landessprecher der Partei nun Strafanzeige gegen Fischer - wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung.
Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigte, werden längst eine Reihe von Bundesligisten in den sozialen Netzwerken mit hasserfüllten Posts und Kommentaren konfrontiert - und müssen entscheiden, wann diese zu weit gehen. Setzt sich jemand wie der meinungsstarke Freiburger Trainer Christian Streich für Flüchtlinge ein, muss der Club mit eine Wutwelle von Fremdenfeinden rechnen. „Da kommt es schon in den sozialen Medien vor, dass es zu Diskussionen um seine Aussagen kommt. Da müssen Beleidigungen auch teilweise gelöscht werden. Das sind dann zum Beispiel beleidigende Reaktionen auf politische Aussagen von ihm“, sagte ein SC-Sprecher.
In Frankfurt beobachtet man diese Entwicklung mit Sorge. „Wir beschäftigen teilweise sechs, sieben Mitarbeiter, die unsere Foren schnellstmöglich vor diesen schlimmen Parolen vor allem gegen Ausländer säubern“, zitierte die „Bild“-Zeitung Eintracht-Vorstand Axel Hellmann.
Die Attacken gegen Fremdenfeinde und AfD-Wähler führten zu einem öffentlichen Schlagabtausch des Eintracht-Präsidenten Fischer mit der mit der AfD Hessen, die nun strafrechtliche Konsequenzen fordert. „Wir hätten gern auf diesen Schritt verzichtet. Aber die völlig inakzeptablen Bezeichnungen wie 'braune Brut' und 'Nazis' von Herrn Fischer, die sich gegen alle AfD-Wähler und damit auch gegen uns richten, können und dürfen so nicht beibehalten werden“, sagte AfD-Landessprecher Klaus Herrmann in einer Mitteilung. Einzelne Mitglieder der Partei griffen in ähnlichen Fällen schon mehrfach zum Mittel der Strafanzeige.
Im Bundestag macht sich die AfD für eine Aufhebung des Gesetzes gegen Hass und Hetze im Internet stark. Die Partei sieht das sogenannte Netzwerkdurchsetzungsgesetz als „unsägliches Zensurgesetz“, das zur „Abschaffung der Meinungsfreiheit in sozialen Netzwerken“ führe. Politiker von SPD und Union halten der AfD hingegen vor, sie wolle nur dafür sorgen, dass Hetze und Hass im Netz weiter möglich seien und straflos blieben.
Der Umgang mit rechten Parolen ist auch für Fußball-Bundesligisten zum Alltag geworden. Dirk Mesch, Sprecher von Bayer Leverkusen, sagte: „Natürlich screenen wir derartige Dinge in den sozialen Medien. Müll-Posts werden entfernt. Für fremdenfeindliche, rassistische, homophobe oder andere Posts dieser Art ist bei Bayer 04 kein Platz.“
Auch beim 1. FC Köln wird besonders auf Inhalte geschaut. Notfalls werde der Verursacher auch blockiert, erklärte FC-Sprecher Tobias Kaufmann. Ähnlich ist es bei Borussia Mönchengladbach.
Im Leitbild des FC Schalke 04 steht: „Von uns Schalkern geht keine Diskriminierung oder Gewalt aus. Wir zeigen Rassismus die Rote Karte und setzen uns aktiv für Toleranz und Fairness ein.“ RB Leipzig nimmt wie andere Clubs an Projekten wie „Zeig Rassismus die Rote Karte“ und „Nie wieder!“ teil, die sich gegen Diskriminierung richten.
Bei Eintracht Frankfurt dürfte das Thema Online-Hetze spätestens bei der Mitgliederversammlung am 28. Januar wieder hochkochen. Dann will Präsident Fischer sich wieder zur Wahl stellen und auch gegen die AfD erneut Stellung beziehen. Die beiden Landessprecher der AfD Hessen haben aus Protest gegen Fischers Attacken auch Mitgliedsanträge bei der Eintracht gestellt. Auf diese gibt es nach Parteiangaben noch keine Reaktion der Eintracht.
AfD-Sprecher Lambrou forderte Fischer-Kritiker dazu auf, Mitglied bei dem Club zu werden, um bei der Mitgliederversammlung stimmberechtigt zu sein. Laut Satzung ist dies jedoch nicht möglich, da neue Mitglieder erst nach einem halben Jahr abstimmen dürfen.
Sportvorstand Fredi Bobic hat dem Eintracht-Boss unterdessen den Rücken gestärkt. „Peter Fischer ist einer, der wirklich das Herz am richtigen Fleck hat und Dinge klar anspricht. Das gefällt mir. Seine Aussagen sind absolut nachvollziehbar“, sagte Bobic der „Bild“-Zeitung.