Rehhagel mit Wut und Hertha-Notabwehr gegen den FCK
Berlin (dpa) - Für den ehemalige Lauterer Spieler und Meistertrainer Otto Rehhagel ist das Thema 1. FCK derzeit tabu. Nur der sportliche Überlebenskampf mit Hertha BSC zählt. Kaum Gedanken zurück an „zehn schöne Jahre meines Lebens“, keine Erinnerungen an das „Wunder“ von 1998.
Und auch, dass Rehhagel mit Berlin seine alte Liebe endgültig zurück in die Niederungen der Zweitklassigkeit stürzen würde, berührt den Trainer-Oldie derzeit nicht. „Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass wir uns nur über das Spiel am Samstag unterhalten. Es ist das wichtigste Spiel überhaupt“, bemerkte der 73-Jährige zwei Tage vor der Alles-oder-nichts-Partie der Hertha.
Mit Kaiserslautern hatte er 1998 Unglaubliches geschafft: Erstmals in der Geschichte der Bundesliga wurde ein Aufsteiger deutscher Meister. „Das war ein ganzes Stück meines Lebens, das kann man nicht in zwei Sätzen beschreiben. Ich konzentriere mich nur auf das Spiel jetzt“, betonte Rehhagel. „Kaiserslautern war eine schöne Zeit. Aber ich habe ganz andere Sorgen: Was ist mit meinen Spielern, die jetzt nicht trainiert haben? Wie kann ich die Spieler so stellen, dass sie als Einheit auftreten?“ Berlin hofft als Tabellen-17. zumindest auf Relegationsplatz 16, auf dem derzeit der 1. FC Köln steht.
„Ich muss meine Leute nur warnen. Nur weil Kaiserslautern als vermeintlicher Absteiger kommt, werden sie nichts verschenken“, sagte der Berliner Chefcoach, der sein Personal auch am Donnerstag wieder hermetisch von der Außenwelt abschottete. „Wir müssen von der ersten Minute an topfit sein, körperlich und geistig“, betonte Rehhagel und gab seine bekannte „kontrollierte Offensive“ als Taktik für den drittletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga aus: „Man darf nicht kopflos ins Verderben rennen.“ Die vergangenen drei Heimspiele hat Hertha mit insgesamt 2:12 Toren verloren; in der gesamten Serie 2011/12 gelangen erst drei Siege im Olympiastadion.
„Die Moral ist intakt“, stellte Manager Michael Preetz nach dem jüngsten 3:3-Achtungszeichen in Unterzahl bei Bayer Leverkusen fest. „Aber es geht darum, alles abzurufen. Das Potenzial muss am Samstag um 15.30 Uhr auf den Platz gebracht werden.“ Torwart Thomas Kraft sagte es deutlich: „Wir dürfen uns keinen Aussetzer mehr leisten.“ Die Hoffnung heißt 1. FC Köln, der - mit schwierigem Restprogramm - derzeit einen chaotischen Eindruck vermittelt.
Allerdings muss Hertha gegen Rehhagels ehemaligen FCK vor erwarteten 50 000 Fans mit einer Notabwehr antreten. Roman Hubnik kann wegen einer Fußverletzung nicht mit um den Erstliga-Verbleib kämpfen. Lewan Kobiaschwili ist nach dem Platzverweis in Leverkusen gesperrt. „Kobiaschwili ist der fairste Spieler nach dem Zweiten Weltkrieg“, meinte sein Trainer und haderte nochmals mit der zweiten Roten Karte für den Georgier in dieser Saison. „Schiedsrichter sollen Spiele leiten, nicht entscheiden“, wütete der Berliner Coach.
Da zudem der Einsatz von Christoph Janker fraglich ist und auch die Verteidiger Andre Mijatovic, Alfredo Morales und Sebastian Neumann nicht zur Verfügung stehen, muss Rehhagel improvisieren. Verraten wollte er nichts: „Ich sage niemanden, wie ich die Mannschaft stelle“, sagte Rehhagel. Peter Niemeyer und Felix Bastians könnten in der Mitte verteidigen, Nikita Rukavytsya links.