Rehhagel startet Rettungsmission - Bayern in Zugzwang
Düsseldorf (dpa) - Neue Hoffnung in Berlin, wachsende Skepsis in München. Vorhang auf für das sensationelle Comeback von Otto Rehhagel bei Hertha BSC und den nächsten Akt im Schauspiel um den wankenden FC Bayern.
Nach sage und schreibe 4165 Tagen kehrt „König Otto“ auf die Bundesliga-Trainerbank zurück. Die Sorge des ehemaligen Fußball-Rentners, dass sein 821. Spiel als Liga-Trainer gegen Augsburg zu einer „Personality-Show“ werden könnte, erscheinen berechtigt. Ungeachtet des Medienrummels um seine Person schwor er seine vom Abstieg bedrohten Profis auf mehr Teamgeist ein: „Noch liegen drei Teams hinter uns, das soll auch so bleiben.“
Neben dem 73 Jahre alten Fußball-Lehrer stehen am 23. Spieltag die Bayern-Profis im Fokus. Nach dem 0:1 in der Champions League beim FC Basel ist die Geduld der Vereinsführung aufgebraucht. Nur ein Sieg im Spitzenspiel gegen Schalke kann die Wogen glätten. Schließlich beträgt der Rückstand auf Tabellenführer BVB schon vier Punkte. Aus Angst vor einer weiteren Saison ohne Titel ließ Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Dampf ab: „Ich möchte an die Mannschaft appellieren, ihr müsst wach werden, wach werden! Ihr müsst bös' werden.“
Sowohl bei den Berlinern als auch bei den Bayern zeigt die Formkurve seit der Winterpause deutlich nach unten. Der Aufsteiger aus der Hauptstadt will den Negativtrend von zuletzt fünf Liga-Niederlagen stoppen. In seiner Not setzt der Tabellen-15. auf Rehhagel, der schon im Duell mit dem Vorletzten aus Augsburg für eine Wende sorgen soll. Theoretische Debatten um taktische Systeme hält er für lästig: „Wichtig ist, wenn der Schiedsrichter anpfeift, müssen die Spieler auf dem Feld Fragen situationsbedingt beantworten.“
Unerfreulich verliefen die vergangenen Wochen auch für den Herbstmeister. Erstmals seit dem 14. Spieltag steht das Team nicht mehr auf einem der ersten beiden Plätze. Zum wiederholten Mal gelobten die Profis auch vor dem Duell mit Tabellennachbar Schalke Besserung. „Ich glaube an unsere Ziele, die wir haben - nicht nur ich, sondern auch die Mannschaft“, kommentierte Kapitän Philipp Lahm.
Das direkte Aufeinandertreffen der beiden Mitkonkurrenten könnte dem BVB zum Vorteil gereichen. Ein Sieg im Heimspiel gegen Hannover 96 garantiert dem Titelverteidiger, dass zumindest der Vorsprung auf den Tabellenvierten anwächst. Das Blitz-Comeback von Shinji Kagawa, der nach einem Außenbandanriss im Sprunggelenk schneller als erwartet wieder zur Verfügung steht, mindert die Personalsorgen und erhöht die Chance, sich für die letzte in der Bundesliga erlittene Niederlage im Hinspiel gegen Hannover (1:2) zu revanchieren. Doch auch der Gegner hat einen guten Lauf und seit immerhin neun Partien nicht verloren.
Auch Lukas Podolski hofft auf eine Rückkehr in sein Team. Der von einem Teilanriss des Haltebandes genesene Fußball-Nationalspieler soll im Rheinderby gegen Bayer Leverkusen helfen, die jüngste Talfahrt der Kölner mit fünf Niederlagen aus sechs Spielen zu stoppen. Allerdings ist nur ein Kurzeinsatz des in dieser Saison torgefährlichsten FC-Profis geplant. Trainer Stale Solbakken ließ einen Einsatz von Podolski offen: „Wir müssen nicht nur an ein Spiel, sondern auch an die Zukunft denken.“
Noch beträgt der Abstand der Kölner zu den Abstiegsplätzen sechs Zähler. Freiburg, Augsburg und Kaiserslautern rangieren punktgleich auf den letzten drei Plätzen. Bei neuerlichen Niederlagen könnte der Abstand des Trios zum 15. Rang bedrohlich anwachsen. Nach zwölf Spielen in Serie ohne Sieg strebt Kaiserslautern in Mainz die Wende an. Vor dem Derby der Freiburger in Stuttgart heizte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic die Stimmung an: „Ob Freiburg nächstes Jahr Erste oder Zweite Liga spielt, ist eh wurscht.“