Rehhagels Liga-Comeback nach 4165 Tagen

Berlin (dpa) - Nach elf Jahren und 148 Tagen sitzt Otto Rehhagel wieder als Trainer auf einer Bundesligabank - eine Revolution wird es bei Hertha BSC am Samstag in Augsburg aber nicht geben.

„Großartig Umstellungen plane ich nicht“, verriet der neue Berliner Chefcoach vor der richtungsweisenden Partie der seit elf Ligaspielen sieglosen Hertha am Samstag beim FCA. Mit einigen Psychotricks will der 73 Jahre alte Rehhagel seine verunsicherten Profis wieder in die Spur bekommen. So flüsterte Rehhagel dem sensiblen Raffael ein: „Du kennst ja Messi, der ist ein Superstar. Aber der stellt sich auch in den Dienst der Mannschaft, deshalb ist er so gut.“

Raffael ist für Rehhagel schon nach drei gemeinsamen Trainingstagen der „Spiritus Rector aufgrund seiner Klasse“. Der Brasilianer sei zwar natürlich nicht mit dem mehrfachen Weltfußballer Lionel Messi zu vergleichen. „Aber er muss ein Zeichen setzen, er kann das besser als alle anderen“, forderte der Altmeister von seinem Spielmacher. Die anderen Spieler lässt Rehhagel bis zum Samstag noch im Unklaren, wer beim Kellerduell der Berliner (15. Platz/20 Punkte) im Stadion von Mitaufsteiger FC Augsburg (17./18) in der Startelf stehen wird. „Wir werden versuchen, eine Formation und Strategie zu entwickeln, die zum Erfolg führt“, sagte er nur allgemein.

Angreifer Adrian Ramos konnte nach einer Zehentzündung erst am Donnerstag wieder mit dem Team trainieren. „Wir müssen sehen, wieweit er ist“, erklärte Rehhagel. Fabian Lustenberger, der gerade wieder mit dem Lauftraining begonnen hat und Christian Lell (Rehabilitation) fallen ebenso aus wie der gesperrte Andreas Ottl. Über seine Taktik wollte Rehhagel nichts verraten: „Raffael und eine Spitze oder Raffael und zwei Spitzen“, deutete er Möglichkeiten an. Alle hätten fleißig trainiert: „Keine besonderen Vorkommnisse“, meldete der Chef.

Für Rehhagel, der nach seiner Nominierung durch die Berliner CDU zum Wahlmann bei der Bundespräsidentenwahl auch in der Politik ein Wörtchen mitreden kann, ist es das 821. Spiel als Liga-Trainer, das erste wieder nach 4165 Tagen - und das erste in Augsburg.

„Ich habe einmal mit Bayern ein Freundschaftsspiel in Augsburg bestritten. Ansonsten kenne ich den Verein noch aus Hallers Zeiten“, bemerkte Rehhagel. Nationalspieler Helmut Haller hatte zuletzt von 1973 bis 1976 für den FC Augsburg gespielt. Ein Sieg gegen die aktuellen Augsburger könnte nach sechs Niederlagen im Jahr 2012 für Hertha zum Befreiungsschlag werden, hofft Rehhagel: „Natürlich wäre es schön, wenn wir gewinnen.“