Reisinger rettet Freiburg - Mitleid mit Referee

Freiburg (dpa) - Erst rettete er mit seinem Doppelpack den SC Freiburg vor der nächsten Heimpleite, dann nahm Stefan Reisinger auch noch den in die Schusslinie geratenen Schiedsrichter in Schutz.

Freiburgs Torschütze war mit seinen beiden Treffern zum 2:2 (0:2) gegen Angstgegner Hertha BSC neben Referee Markus Wingenbach die bestimmende Figur in einer am Schluss hoch emotionalen Partie.

„Ich war selbst mal Schiri. Ich weiß, wie schwer das ist“, erklärte Reisinger und zeigte nach dem Auf und Ab für den badischen Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga viel Verständnis für den Unparteiischen: „Es werden Entscheidungen getroffen und Fehler gemacht.“

Wingenbach löste mit seiner regelgerechten Rücknahme des Ausgleichs durch Reisinger in der 81. Minute Tumulte auf dem Platz und den Tribünen aus. Minutenlang bestürmten die SC-Profis den Schiedsrichter. Die Fans skandierten aufgebracht „Schieber, Schieber“ und bewarfen ihn nach dem Schlusspfiff mit Bierbechern. Reisingers verdienter Ausgleich in der fünften Minute der Nachspielzeit verhinderte noch Schlimmeres.

Hertha-Manager Michael Preetz hatte den Stein ins Rollen gebracht. Als einer der ganz Wenigen hatte er mitbekommen, dass Wingenbach den Ball vor einer Ecke, die zum vermeintlichen 2:2 führte, noch nicht freigegeben hatte. „Ich bin erst zum vierten Offiziellen und dann zum Assistenten, der es offensichtlich auch gesehen hat“, schilderte Preetz die Schlüsselszene. Dieser habe auf seine Bitte hin den Schiedsrichter auf den Fehler aufmerksam gemacht, wonach der das Tor trotz aller Freiburger Proteste annullierte und den Eckball wiederholen ließ.

Wingenbach äußerte sich nicht zu seiner Entscheidung. Dafür war sein Pfiff bei den Badenern und Berlinern ein Top-Thema. „Erst war es ein Riesenschock“, meinte SC-Trainer Marcus Sorg. Nach dem kaum noch für möglich gehaltenen Punktgewinn hatte er sich schnell wieder beruhigt. „Ich muss ihm aber Respekt zollen. Wenn der Eckball nicht freigegeben war, musste er so handeln.“

Lob gab es natürlich von den Berlinern, auch wenn der scheinbar sichere Sieg nach Toren von Ramos (20.) und Peter Niemeyer (45.+1) in letzter Sekunde noch flöten ging. „Der Schiedsrichter hat Größe bewiesen“, sagte Niemeyer. Christian Lell hatte sogar Mitleid mit Wingenbach. „Das ist unmenschlich. Der Schiedsrichter hatte Tränen in den Augen“, berichtete der Verteidiger und plädierte vehement für die Einführung des Videobeweises. „Es kann nicht sein, dass immer alles auf den Schiedsrichter geht. Da muss er ja richtig Angst haben, dass man ihm im Stadion den Kopf abreißt.“

Edeljoker Reisinger, der eigentlich mit am meisten Grund gehabt hätte, sauer zu sein, nahm es schließlich mit Humor. „Drei Tore habe ich noch nie in einer Halbzeit geschossen“, berichtete der erst in der 53. Minute eingewechselte und wenig später (61.) erstmals erfolgreiche Stürmer. „Leider haben nur zwei gezählt.“ Für ihn sei es dennoch „ein Traum“ gewesen. Der Trainer bewertete die Leistung des Punktretters eher nüchtern: „Reisinger hat das gemacht, was er kann.“