Schalke trotzt Verletzungspech - Nürnberg in Not

Gelsenkirchen (dpa) - Huub Stevens wirkte erleichtert, pflegte aber seinen Ruf als Grantler. Trotz des souveränen 4:0 (2:0) über den 1. FC Nürnberg fand der Trainer des FC Schalke 04 kritische Worte: „Wir haben effektiv, aber nicht gut gespielt.“

Zwar bewies sein Team nur drei Tage nach den unerfreulichen ärztlichen Bulletins zum langfristigen Ausfall der Leistungsträger Benedikt Höwedes und Jefferson Farfan erstaunliche Moral, konnte den niederländischen Fußball-Lehrer jedoch nur wenig begeistern: „Das war spielerisch nicht das, was ich mir zu Hause vorstelle.“

Ganz abwegig erschien die Nörgelei von Stevens bei aller Deutlichkeit des Erfolges nicht. Denn der durch die Tore von Klaas Jan Huntelaar (13./66. Minute), Rául (38.) und Lewis Holtby (84.) sichergestellte fünfte Heimsieg war weniger ein Verdienst Schalker Spielkunst, als vielmehr Resultat Nürnberger Unzulänglichkeiten. Vor allem die vielen unnötigen Ballverluste seiner Profis im Mittelfeld, aus denen der Gegner eiskalt Kapital schlug, verdarben Gäste-Coach Dieter Hecking mächtig die Laune: „Einige Spieler müssen im Schnelldurchlauf lernen, dass sie sich wie Männer wehren müssen - auch wenn sie erst 19 Jahre alt sind. Sie müssen aufwachen.“

Der Appell des Trainers macht Sinn. Acht sieglose Spiele in Serie verheißen einen ungemütlichen Saisonverlauf. Von der Qualität der vergangenen Spielzeit, die Nürnberg als Überraschungs-Sechster beendete, ist wenig geblieben. Ohne Mumm und Esprit blieben die Franken „auf“ Schalke den Nachweis der Ligatauglichkeit schuldig. Ähnlich wie Hecking redete auch Torhüter Raphael Schäfer Tacheles: „Zweikämpfe und eine gewisse Verbissenheit gehören mit zum Abstiegskampf. Das muss in die Köpfe rein.“ Nicht besser war es um die Laune von Mitspieler Philipp Wollscheid bestellt: „Jetzt stehen wir wieder wie die Blöden da.“

Dagegen herrschte bei den „Königsblauen“ gute Stimmung. Schließlich verhalf das 4:0 auf einen Champions-League-Platz und wurde zumindest von den Profis als gelungene Generalprobe für das Revierderby beim Erzrivalen Borussia Dortmund am kommenden Spieltag gewertet. „Wir haben gezeigt, dass in unserem Kader reichlich Qualität steckt“, analysierte Torschütze Holtby mit Verweis auf die passable Vorstellung von Atsuto Uchida und Alexander Baumjohann, die für Höwedes und Farfan ins Team gerückt waren.

Wieder einmal war Verlass auf Huntelaar. Die Gesichtsmaske, die der Niederländer seit seinem Nasenbeinbruch trägt, scheint ihn nicht besonders zu behindern. Mit seinen Saisontoren elf und zwölf schloss er bis auf einen Treffer auf den in der Bundesliga-Torjägerliste führenden Mario Gomez (FC Bayern München) auf. „Wir haben den ersten Schritt gemacht“, sagte Huntelaar. Doch nicht nur dem Angreifer dämmerte es, dass es in den nächsten Spielen nicht noch einmal so leicht wird, die eigentlich unverzichtbaren Höwedes und Farfan zu ersetzen. „Es kommen auch wieder stärkere Gegner, da müssen wir uns deutlich steigern“, kommentierte Manager Horst Heldt vielsagend.