BVB-Juwel Götze zeigt's den Bayern

München (dpa) - Mario Götzes bemerkenswerte Bewerbungsreise nach München beeindruckte auch die Bayern. Mit der Coolness eines Routiniers entschied das 19 Jahre alte Spielmacher-Juwel den Bundesliga-Knaller für Borussia Dortmund mit 1:0.

Mit der Abgebrühtheit eines PR-Fachmanns schlenderte er hinterher von einer TV-Kamera zur anderen und umdribbelte Fragen zu allen Wechselgerüchten so gekonnt wie zuvor seine Gegenspieler. „Ich habe das Dortmund-Trikot an, spiele für diesen Verein und bin sehr glücklich hier“, betonte Götze nach seinem fußballerischen Husarenstück, jedes Wort sorgsam abwägend.

Götze ist mit 19 nicht nur auf dem Platz meisterlich, sondern präsentiert sich auch daneben für sein Alter ungewöhnlich souverän. Der Professorensohn ist schon jetzt ein Meister der Diplomatie - und obendrein ein außergewöhnliches Talent als Fußballer. „So einen Spieler haben wir in den letzten 30 Jahren in Deutschland nicht gehabt“, meinte BVB-Urgestein Norbert Dickel am Samstag, nachdem Götze die Borussia zum 1:0-Sieg beim zu Hause fast als schon unbesiegbar geltenden FC Bayern geschossen hatte.

Als es drauf ankam, behielt der Jungstar die Übersicht, setzte sich dank seiner überragenden Ballbeherrschung im Zweikampf gegen den orientierungslosen Jérome Boateng durch und überwand Manuel Neuer mit einem platzierten Schuss. „Es war sehr dubios. Aus dem Getümmel heraus ist der Ball glücklicherweise zu mir gefallen. Ich habe dann am schnellsten geschaltet - und dann war er drin“, schilderte Götze.

Münchens Boss Karl-Heinz Rummenigge lobte: „Mario Götze hat das ohne Frage klasse gemacht.“ Ein Stich ins Bayern-Herz ausgerechnet von einem Spieler, den der deutsche Rekordmeister mittelfristig zu sich lotsen will, auch wenn Rummenigge das Thema am Samstagabend abblockte. „Ich glaube, wir sollten diese Dinge jetzt zu den Akten legen, weil sie überhaupt keine Aktualität wiedergeben.“

Dass Götze umworben wird wie kaum ein anderer Balltreter seiner Generation, ist seit Monaten bekannt. Die Intensität der Abwerbungsversuche wird mit jeder weiteren Glanzleistung und jedem weiteren Tor zunehmen. „Dass Mario nicht nur von Bayern umworben wird, wissen wir nicht erst seit heute“, bekannte BVB-Kapitän Sebastian Kehl. Der U 17-Europameister sei ein „herausragender Fußballer“, meinte Teamkollege Mats Hummels. „Dass andere Vereine ihn haben wollen, ist das Natürlichste auf der Welt.“

Für die ersten Zungenschnalzer sorgte Götze in der Allianz Arena schon nach zwei Minuten, als hätte er sagen wollen: Technisch macht mir keiner was vor. Mit einem spektakulären Hackenpass in den Lauf von Kehl leitete er den ersten gefährliche Dortmunder Angriff ein. Uli Hoeneß und Rummenigge dürften schon da beeindruckt hingeschaut haben. Bei dem noch bis 2014 in Dortmund gebundenen Götze werden sie allerdings auch mächtig internationale Konkurrenz bekommen.

Mehrfach schon wurde Götze in spanischen und englischen Medien bei großen Clubs gehandelt. Jüngst hieß es, der FC Arsenal sei bereit, für den Strategen 40 Millionen Euro zu zahlen. Eine Ironie des Schicksals, dass nun gerade London die nächste Etappe auf Götzes Präsentationstour ist: Mit der Borussia gastiert er in der Champions League bei Arsenal. „Wir sind in einer guten Verfassung und wollen da drei Punkte holen“, meinte er. Zumindest der Start in Borussias wegweisende Englische Woche - mit Schalke 04 als letztem Gegner am Wochenende - ist dem BVB und auch ihm vollauf gelungen.