„Riesen-Weckruf“ für Hertha vor der schwersten Woche
Sinsheim (dpa) - Noch ist das so ersehnte Pokal-Endspiel im eigenen Stadion drin, noch die unverhoffte Champions-League-Teilnahme. Das Überraschungsteam von Hertha BSC hat seine Traumziele nicht aus den Augen verloren.
Die 1:2 (1:1)-Niederlage bei 1899 Hoffenheim macht den Berlinern aber nicht unbedingt Mut für die schwerste Woche der Saison. „Für uns war das ein Riesen-Weckruf“, meinte Trainer Pal Dardai vor dem DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwoch gegen Borussia Dortmund und dem Bundesliga-Spiel am Samstag gegen FC Bayern München.
„Ab jetzt konzentriere ich mich nur auf Dortmund, alles andere spielt da keine Rolle“, versicherte Torschütze Niklas Stark nach dem Rückschlag. Noch nie standen die Hertha-Profis im Endspiel, seit dieses erstmals 1985 im Berliner Olympiastadion ausgetragen wurde; nur die Hertha-Amateure schafften das Kunststück 1993, unterlagen dann allerdings Bayer Leverkusen mit 0:1.
„Ich glaube, die ganze Stadt wartet auf das Spiel. Das ist ein besonderer Moment für uns, das weiß jeder“, sagte Dardai und seine Augen glänzten. „Wir haben im Durchschnitt 50 000, 55 000 Zuschauer. Wenn das Stadion voll ist, dann ist das gigantisch. Wenn wir da einen schönen Tag haben, wenn wir nach 120 Minuten und Elfmeterschießen gewinnen, dann können unsere Fans auch zum Finale kommen.“ Über 76 000 werden erwartet, und Dardai soll sogar eine Prämie für das Erreichen des Endspiels im Vertrag stehen haben.
Die Niederlage vor 27 745 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena ließen die Berliner angesichts des bevorstehenden Pokal-Schlagers schnell hinter sich. Der Einzug in die Königsklasse ist sowieso kein offizielles Ziel. „Wir brauchen nicht von der Champions League zu reden, das wurde von außen reingetragen“, sagte Kapitän Fabian Lustenberger. Nach nur einem Punkt und neun Gegentoren in den letzten drei Spielen musste Hertha erstmals seit Mitte Februar den begehrten dritten Tabellenplatz an Bayer Leverkusen abgeben.
Wie ein Pokalfinalist oder ein potenzieller Champions-League-Teilnehmer trat der Hauptstadt-Club bei den abstiegsbedrohten Kraichgauern wahrlich nicht auf. Furchteinflößend war lediglich die schwarze Carbonmaske, mit der der Ex-Hoffenheimer Vedad Ibisevic wegen seines Kieferhöhlenbruchs spielte. Bis auf eine dicke Chance in der 3. Minute, als der bosnische Angreifer an Torhüter Oliver Baumann scheiterte, war von ihm aber nichts zu sehen.
Nach Starks Führungstreffer (27. Minute) glich der Schweizer Fabian Schär (33.) für Hoffenheim aus. „In der ersten Halbzeit war alles so, wie wir das geplant haben. Wir hatten da fast alles unter Kontrolle“, bilanzierte Dardai später. „Wenn man zwei Standard-Tore kassiert, dann hat man es nicht verdient.“ Das erste Gegentor hatte Jungstar Nadiem Amiri durch einen Freistoß vorbereitet, das zweite durch einen Eckball: Mark Uth erzielte fünf Minuten vor Schluss den Siegtreffer für Hoffenheim.
Jetzt lebt Hertha erstmal für den Traum vom Pokal-Endspiel im eigenen Wohnzimmer. „Für diesen Traum lohnt es sich zu kämpfen. In einem Spiel ist alles möglich“, betonte Dardai.