Champions League Robbens ungewohnte Rolle - Wichtiger letzter Monat
München (dpa) - Bank oder Startelf? Neuer Vertrag oder Wechsel? Arjen Robben sieht sich wie sein langjähriger Wegbegleiter Franck Ribéry in der Schlussphase der Münchner Triple-Jagd mit Fragen und Situationen konfrontiert, die ihm in neun Jahren beim FC Bayern bislang fremd waren.
Ein gesunder Robben war schließlich stets gesetzt in den großen Spielen des deutschen Fußball-Rekordchampions, gerade auch in der Champions League. Doch dieser Automatismus gilt nicht mehr.
Der inzwischen 34 Jahre alte Holländer muss wie Kompagnon Ribéry (35) erdulden, dass er auch auf Europas Fußballbühne beim Anpfiff häufiger nur Zuschauer ist. Das nagt am ehrgeizigen Robben, ebenso wie die bei ihm und Ribéry noch ungeklärte Zukunft, auch wenn er versichert: „Das Einzige, was mir ganz wichtig ist, ist dieser letzte Monat. Da will ich alles reinstecken. Dann schauen wir, was passiert.“
Was passiert mit Robben und Ribéry? Im Viertelfinal-Rückspiel am Mittwoch gegen den FC Sevilla dürfte das Duo Rib & Rob im zehnten Champions-League-Spiel der Saison zum erst zweiten Mal gemeinsam in der Startformation auflaufen. Beim 2:1-Hinspielsieg in Spanien war Robben - im Gegensatz zu Ribéry - erneut nur als Einwechselspieler zum Zuge gekommen. Trainer Jupp Heynckes begründete die Bank-Rolle mit einer Null-Risiko-Strategie nach einer vorangegangenen Verletzungspause des Niederländers.
„Ich habe viel Vertrauen in den Trainer. Er weiß, was er macht. Und er macht immer das Beste für die Mannschaft. Das gilt auch für mich“, sagte Robben nach dem erneuten Meisterschaftsgewinn in Augsburg. Der Ehrgeizige zwingt sich dazu, die ungewohnte Situation zu meistern.
Sein Flügel-Pendant Ribéry profitiert in der entscheidenden Phase der Saison davon, dass sein junger Konkurrent Kingsley Coman (21) nach einer schweren Fußverletzung immer noch an Krücken geht. Ribéry hat die Chance genutzt, sich mit guten Leistungen nochmal als Nummer 1 auf dem linken Flügel zu etablieren. Für Robben dagegen bleibt oft kein Platz mehr in der Offensive. Neben Torjäger Robert Lewandowski ist Thomas Müller gesetzt. Und Real-Madrid-Leihgabe James Rodríguez hat sich unter Heynckes zu einem absoluten Erfolgsfaktor entwickelt.
Bei Robben dagegen lautet die Frage: Kann er noch einmal für den ganz großen Moment sorgen, so wie 2013, als er die Bayern beim 2:1 im Wembley-Finale gegen Borussia Dortmund zum Champions-League-Triumph schoss? Robben traut es sich zu. Und Robben möchte es wieder tun. „Wenn ich spiele, gebe ich alles. Ich habe Vertrauen für die Zukunft, es wird noch ein guter Monat. Ich hoffe, dass ich meinen Beitrag leisten kann“, sagte er vor dem programmierten Halbfinaleinzug.
Der 72-jährige Heynckes hat das Gespür für den geschickten Umgang mit den zwar gealterten, aber immer noch vorbildlich arbeitenden Profis Robben und Ribéry. 2013 feierten sie gemeinsam das Triple. In Augsburg sorgte Heynckes dafür, dass Ribéry und Robben einzeln vorm Münchner Fanblock gefeiert wurden. „Das war auch eine besondere Anerkennung meinerseits“, sagte Heynckes.
Damit hat sich der schlaue und am Saisonende scheidende Coach auch die Gefolgschaft des Duos für die letzten gemeinsamen großen Spiele gesichert, in denen er Robben oder Ribéry womöglich wieder mal wehtun muss. Die Mannschaft sei wichtiger als der Einzelne, predigt Heynckes immer wieder. Er verlangt Teamgeist „ohne jeden Egoismus“.
Für einen zusätzlichen Motivationsschub bei Robben und Ribéry könnte eine avisierte Verlängerung der auslaufenden Verträge um ein weiteres Jahr sorgen. Dagegen spreche „nicht viel“, sagte Karl-Heinz Rummenigge am Wochenende. „Das Entscheidende ist, wie sie spielen“, begründete der Vorstandschef: „Und beide spielen erstklassig.“
Ribéry geht emotionaler mit dem Thema um. Der Franzose trägt den FC Bayern nach fast elf Jahren im Herzen. Robben gibt sich nüchterner: „Ich bin nicht jemand, der sagt, „Bayern ist die erste Option“.“ Er verweist auf Anfragen anderer Vereine, er tut sich schwer mit einer kleineren Bayern-Rolle. „Wenn alle Optionen auf dem Tisch liegen, kann ich meine Entscheidung treffen“, sagte er nach dem Titelgewinn in Augsburg. Es soll nicht sein letzter mit dem FC Bayern sein.