Rote Karte als Weckruf - VfL setzt Ausrufezeichen
Wolfsburg (dpa) - Wolfsburgs baumlanger Innenverteidiger Alexander Madlung lehnte sich mal etwas aus dem Fenster. „Das war genau der richtige Zeitpunkt, um in der Liga mal ein Ausrufezeichen zu setzen“ kommentierte er forsch den 1:0 (0:0)-Unterzahlsieg des VfL gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Die Branchenführer müssen allerdings nicht vor dem deutschen Meister von 2009 zittern. Die Wolfsburger zeigten nach den Platzverweis gegen Sotirios Kyrgiakos (45.) zwar gute Moral, fuhren verdient ihren dritten Sieg ein, doch die Leistung und neun Punkte auf dem Konto genügen derzeit nicht höheren Ansprüchen.
Auch Felix Magath sieht das umgebaute Team noch in der Findungsphase. „Wir haben uns gut verkauft und sehr geschlossen verteidigt. Nach vorne machen wir zu viele Fehler. Die Offensive ist noch verbesserungswürdig“, sagte der VfL-Trainer. Die Schlüsselszene, in der Referee Thorsten Kinhöfer das Trikot-Zerren des Griechen Kyrgiakos gegen den Israeli Itay Shechter als Notbremse bewertete, kommentierte er süffisant in typischer Magath-Manier: „Wenn ein großer Spieler gegen einen kleinen Spieler kämpft, möchte man dem Kleinen helfen. Der Schiedsrichter hat ganz menschlich gedacht.“
Die Rote Karte erwies sich als Wolfsburger Weckruf. „In Unterzahl läuft jeder etwas mehr“, erläuterte Magath die Leistungssteigerung im zweiten Durchgang. Der VfL setzte mehrere gefährliche Konter, Ashkan Dejagah (63. Minute) verwandelte einen zum Siegtor. Der frühere deutsche U 21-Nationalspieler, der auf dem Sprung ins iranische Nationalteam steht, profitiert vom Rotationsprinzip des Trainers. Gegen Lautern stellte Magath auf sechs Positionen um, insgesamt kamen in sieben Bundesliga-Partien bereits 23 Spieler zum Einsatz.
„Ich bin froh, dass ich zur Startelf gehörte und der Mannschaft helfen konnte“, sagte Dejagah ganz bescheiden. „Er hat einiges in seinem Leben verändert. Wir haben Hoffnung, dass er vorwärts kommt“, urteilte Magath über seinen Torschützen. Mit Speerwurf-Training, gemeinsamem Kino-Besuch und der fast schon obligatorischen Einkehr ins Kloster Riddagshausen hatte der Trainer das Teambuilding unterstützt. Gegen harmlose Lauterer reichte das, in Leverkusen werden nächsten Samstag Abwehr und Angriff mehr gefordert sein.
„Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben nach der Halbzeit nicht mehr den finalen Pass nach vorne hinbekommen. Die Abschlussqualität fehlte“, haderte Gäste-Trainer Marco Kurz. Seine Mannschaft hatte zwar 63 Prozent Ballbesitz, konnte aus der numerischen Überlegenheit aber kein Kapital schlagen. Trotz netter Kombinationen gab es keine zwingenden Aktionen im Strafraum wie beim 2:1 gegen Mainz.
Torwart Kevin Trapp fühlte sich in der Szene vor dem Dejagah-Tor vom Ex-Lauterer Srdjan Lakic unterlaufen. „Da hätte der Schiedsrichter pfeifen müssen“, meinte Trapp. Als Ausrede ging das aber nicht durch. „Wir müssen die Gier, Wucht und Entschlossenheit jede Woche auf den Platz bringen“, forderte Kurz, dessen Team nur ein Punkt von den Abstiegsplätzen trennt.