Rückschlag zur Unzeit: Aufsteiger entzaubert BVB

Dortmund (dpa) - Brechstange statt Zauberstab - auch ein entschlossener, aber planloser Schlussspurt konnte die erste Heimpleite von Borussia Dortmund seit einem Jahr nicht abwenden. Beim 1:2 (0:0) gegen Hertha BSC verpatzte der Meister die Generalprobe für das Duell mit dem FC Arsenal.

Ausgerechnet vor der Rückkehr in die Champions League verblasst der Glanz vergangener Tage. Den Rückschlag zur Unzeit wollte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke jedoch nicht als Indiz für das Ende des Fußball-Märchens werten: „Ich will aus dieser Niederlage keinen Trend ableiten. Es ist nicht so, dass wir uns seit Wochen etwas zusammengurken.“

Dennoch mehren sich die Zeichen, dass den einstigen Höhenfliegern eine schwere Saison bevorsteht. Wie schon in den vergangenen drei Partien war vom dominanten Powerfußball aus dem Meisterjahr wenig zu sehen. Tore von Raffael (50.) und Peter Niemeyer (81.) warfen den BVB im Kampf um eine erfolgreiche Titelverteidigung vorerst weit zurück. Nach nur fünf Bundesliga-Spieltagen ist Tabellenführer FC Bayern bereits um fünf Punkte enteilt.

Aus Sorge vor einem weiteren Negativerlebnis gegen den FC Arsenal warnte Torhüter Roman Weidenfeller davor, die Schlappe gegen Berlin überzubewerten: „Wir sollten Ruhe bewahren und weiterhin auf unsere Tugenden bauen.“ Und auch Geschäftsführer Watzke warb in der TV-Sendung „Doppelpass“ (Sport1) um eine gelassene Sicht der Dinge: „Wichtig ist, dass der Verein in Gänze cool bleibt.“

Immerhin kann der BVB bei seinem ersten Champions-League-Auftritt seit acht Jahren wieder auf die Geniestreiche von Mario Götze hoffen. Ohne den in der Bundesliga für zwei Partien gesperrten Jungstar versank das Angriffsspiel im Mittelmaß. Zudem sorgte die hohe Fehlpassquote im Mittelfeld für Ernüchterung. „Wir haben in diesem Stadion viele schöne Momente erlebt, heute mal einen weniger schönen. Es gehört zur Entwicklung einer Mannschaft dazu, wenn sie mal eine Talsohle spürt“, kommentierte Trainer Jürgen Klopp.

Aus Verzweiflung und Hilflosigkeit berannten die noch vor Monaten für ihre Spielkunst gerühmten Dortmunder in der Schlussphase der Partie gegen Berlin planlos das gegnerische Tor, kamen aber lediglich zum Anschlusstreffer durch Robert Lewandowski (88.). Watzke hofft, dass die Mannschaft beim Start in die europäische Königsklasse wieder an alte Tugenden anknüpft: „Das ist ein neues Spiel. Bis dahin bleibt uns Zeit, wieder mehr Leidenschaft und Aggressivität zu wecken.“

Anders als die Dortmunder hatten die Berliner wenig Grund zur Klage. Mit einer taktisch reifen Vorstellung in der Defensive und ansehnlichem Konterfußball kauften sie dem Favoriten den Schneid ab. Dennoch hielt sich Trainer Markus Babbel mit überschwänglichen Kommentaren zurück: „Ich werde jetzt einen Teufel tun und die Sache euphorischer sehen, als sie in Wirklichkeit war. Aber wir haben fast all unsere Vorsätze umgesetzt und ein richtig gutes Spiel gemacht.“

Mit nunmehr acht Punkten rangiert der Aufsteiger sogar noch einen Zähler vor dem Meister aus Dortmund. Das verleitete Manndecker Andre Mijatovic - anders als seinen Trainer - zu einem etwas forscheren Kommentar über den Coup: „Wir sind nun richtig in der Bundesliga angekommen. Jeder weiß nun, mit uns ist zu rechnen.“