Sammer will das Barça-Gen - Trainerfrage „terminiert“

Doha (dpa) - Matthias Sammer war in Katar einmal mehr in seinem Element. Eine Woche lang beobachtete der Sportvorstand des FC Bayern München jede Übungseinheit des Bundesliga-Herbstmeisters von einem Plastikstuhl am Spielfeldrand aus mit Argusaugen.

Und was er sah, gefiel ihm durchaus.

„Die Botschaft ist: Es ist ein Anfangsschritt getan. Wir haben die körperlichen Grundlagen gelegt und verletzte Spieler wieder integrieren können - aber nicht mehr“, sagte Sammer.

Ein Matthias Sammer denkt in größeren Dimensionen. Ein gutes Trainingslager und ein Neun-Punkte-Vorsprung in der Bundesliga genügen nicht, um Lobeshymnen anzustimmen. Der Europameister von 1996 ist ein Mister hundert Prozent, 97 sind ihm zu wenig. „Man kann sagen, man ignoriert zwei, drei Prozent. Oder weist dezent wie ich darauf hin, es geht zwei, drei Prozent besser“, beschrieb er am Dienstag im Teamhotel seine Philosophie, die sich im deutschen Fußball langsam zum Allgemeingut entwickeln würde: „Wir alle spüren aktuell, wir müssen den letzten Schritt gehen.“ Darum gefiel dem langjährigen DFB-Sportdirektor auch, dass Bundestrainer Joachim Löw zum Jahreswechsel bezüglich der Nationalmannschaft erklärt habe, „wir müssen eine Siegermannschaft entwickeln“.

So lautet auch seine Mission beim FC Bayern. Und die Messlatte für Sammer ist dabei „der europäische Maßstab“. An einem Abend in Katar habe er den mehrfachen Champions-League-Sieger FC Barcelona im Fernsehen gesehen, wie dieser mit allen seinen spanischen Welt- und Europameistern im Stadtderby gegen Espanyol nach einer halben Stunde mit 4:0 geführt habe. „Schauen Sie sich diese 30 Minuten an und sagen Sie mir, ob wir im deutschen Fußball noch über die Bereitschaft reden müssen, an gewissen Tagen etwas zu leisten“, erklärte Sammer. Die Botschaft der Barça-Dauersieger lautet für ihn: „Das Optimum anzustreben, ist die Normalität.“ Der Ist-Zustand beim Rekordmeister sei auch schon gut, „aber die Prüfungen werden kommen“. Gerade auch international in der Champions League.

An die Mannschaft richtete Sammer darum in Katar eine klare Forderung. „Wir müssen zu dem, was wir in der ersten Halbserie gespielt haben - speziell am Anfang der Runde - in aller Konsequenz zurückkehren.“ Manuel Neuer sieht die Voraussetzungen gegeben: „Das Wir-Gefühl in der Mannschaft ist gewachsen.“ Und man habe „aus der letzten Rückrunde gelernt. Es gibt nicht einfach einen Durchmarsch“, sagte der Nationaltorhüter vor dem Testspiel am Abend gegen seinen Ex-Club Schalke 04.

Parallel zum Tagesgeschäft gestaltet Sammer mit den Münchner Vereinsbossen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß die Zukunft. Die Trainerfrage ist zwischen Clubführung und Jupp Heynckes bereits klar vorbesprochen. „Es ist alles terminiert und klar festgelegt“, sagte Sammer. Mit Blick auf die Rückrunde fügte der 45-Jährige hinzu: „Und das hindert uns nicht daran, weltklasse zu arbeiten.“

Der Zweijahresvertrag von Heynckes läuft im Sommer aus. Ein Abschied des dann 68-Jährigen erscheint wahrscheinlicher als eine Fortsetzung der Zusammenarbeit, auch wenn Sammer beide Optionen offen lässt: „Die Entscheidung, die irgendwann fallen wird, wird dahingehend sein, dass die Superlösung Jupp Heynckes entweder bleibt oder wir eine Superlösung zu präsentieren haben.“ Das Zeitfenster für die Entscheidung war noch im alten Jahr bis März terminiert worden. Sammer drängen aktuell andere Themen mehr: „Jetzt lassen Sie uns arbeiten. Warten Sie ab - und dann sehen wir weiter.“