Schalke 04 entdeckt den Teamgeist
Beim 2:0 gegen Berlin zeigen die Königsblauen eine Mannschaftsleistung ohne Aussetzer.
Berlin. Die Schalker Delegation hatte es eilig. Der Flug zurück aus Berlin nach Düsseldorf war frühzeitig nach dem Abpfiff geplant.
Auch wenn es wie eine Flucht aussah, so war es lediglich der Zeitplan, der die Königsblauen antrieb.
Der Terminkalender ist voll, bereits am Mittwoch müssen die Schalker in der Champions League beim FC Chelsea antreten, am Samstag ist Werder Bremen zu Gast in Gelsenkirchen.
„Wir können den Sieg kurze Zeit genießen. Dann beginnt aber schon die Vorbereitung auf die nächsten Spiele“, stellte Kevin-Prince Boateng nach der Rückkehr in seine Heimat nüchtern fest, ehe er sich auch beeilen musste, um pünktlich zur Abfahrt des Mannschaftsbusses bereit zu sein.
Mit 2:0 (1:0), nach Toren von Adam Szalai und Julian Draxler, hatte der FC Schalke 04 bei Aufsteiger Hertha BSC gesiegt, vor allem aber hatten sie über die nahezu gesamte Spieldauer Einsatz, Leidenschaft und Konzentration an den Tag gelegt. Sie demonstrierten kaum mehr für möglich gehaltene Eigenschaften.
„Wir haben eine konstante Leistung gezeigt“, sagte Julian Draxler. Der 20-jährige war ein gutes Beispiel dafür, wie sehr sich die gesamte Mannschaft offenbar selbst in die Pflicht genommen hatte, die vielen individuellen Schwächen der Vorwochen vergessen zu machen.
In diesem Spiel gab es sie mal nicht, diese häufigen und oft unerklärlichen Unkonzentriertheiten und Unsicherheiten der Spieler, die sich zuletzt so negativ auf das eigene Spiel auswirkten. „Meine Leistung gegen Dortmund war nicht akzeptabel. Ich habe das mit Familie, Freunden und dem Trainer hart analysiert und ein paar Dinge in meinem Privatleben aufgeräumt“, gab Draxler überraschend offen zu Protokoll.
Die Schalker hatten diese Partie deshalb gewonnen, weil sie um jeden Zentimeter auf dem Rasen kämpften, sich in alle Zweikämpfe (54 Prozent gewonnen) warfen und dem Gegner kaum Luft zum Atmen ließen.
„Dass ist die Grundlage. Aber wir haben das in dieser Saison nicht immer hinbekommen“, sagte Torhüter Timo Hildebrand, der sein 100. Spiel ohne Gegentor in der Bundesliga perfekt machte. Der 34-Jährige war mit seinen vielen sehenswerten Paraden einer der wesentlichen Faktoren für diesen Erfolg.
Spielerisch hatten die Schalker allerdings auch in der Hauptstadt lediglich ein überschaubares Repertoire zu bieten. Vor allem die vielen Kontergelegenheiten vergaben sie zu leichtfertig. Eine Spitzenmannschaft hätte aus diesen Möglichkeiten mehr Profit geschlagen.
Doch darum ging es den Beteiligten am Ende nicht. „Wir haben gezeigt, dass es, wenn wir alle zusammen in der Defensive arbeiten, sehr schwer für den Gegner ist, einen Treffer zu erzielen“, sagte Trainer Jens Keller.
Die Schalker haben in Berlin damit begonnen, den zuletzt verloren gegangenen Mannschaftsgedanken wiederzufinden. Der Erfolg in Berlin war ein erster kleiner Schritt von einigen weiteren, die noch folgen müssen.