1000 Tage Favre, 100 Prozent Gladbach

Gladbach beendet in Hamburg mit einem 2:0 den Auswärtsfluch an des Trainers Geburtstag. Am Samstag steuert er eine weitere Marke an.

Hamburg. Kein Drehbuchautor hätte den Fußballnachmittag in der Hamburger Arena besser gestalten können.

An seinem 56. Geburtstag feierte Lucien Favre mit Borussia Mönchengladbach den ersten Auswärtssieg in dieser Saison — und jagt jetzt sogar den Tabellendritten Bayer Leverkusen.

„Nicht mein Geburtstag ist wichtig, sondern der Sieg“, sagte Favre. Angesteckt von den Freudengesängen der 8000 Gladbach-Fans begab sich der Schweizer nach dem Abpfiff beschwingt in die glückselige Fankurve und jubelte ausgelassen mit.

Favre und die Welle, schließlich die innige Umarmung mit dem Doppeltorschützen Max Kruse — welch ein stimmungsvolles Finale der Gladbacher Fußball-Herrlichkeit an der Waterkant. „Sie haben lange warten müssen auf diesen Auswärtssieg und viel Geduld gebraucht. Aber sie verstehen das, sehen, was wir in Mönchengladbach aufbauen“, sagte Favre später mit zufriedener Miene zur Seelenlage der Fans.

Taktik-Tüftler Favre spielt bei diesem Vorhaben eine immer wichtigere Rolle. „Die Bundesliga ist mein Ding, nicht die Schweizer Nationalmannschaft. Ich fühle mich sehr wohl in Gladbach“, holte Favre, erst einmal in Fahrt, nach dem ersten Auswärtssieg seit Mai groß aus. „Die tägliche Arbeit mit den Spielern auf dem Platz. Das ist es, was ich brauche, und es macht immer mehr Spaß. “

Nach Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Mirko Slomka ist Favre inzwischen der Trainer mit der längsten Verweildauer im Fußball-Oberhaus, und das nächste Highlight wartet schon. Am kommenden Samstag gegen den 1. FC Nürnberg ist der Schweizer 1000 Tage bei Borussia Mönchengladbach im Amt.

Dass Favres Kontrakt, der bis 2015 datiert ist, demnächst verlängert wird, hat Sportdirektor Max Eberl angekündigt. Vor zwei Wochen, nach dem 0:1 in Berlin, hatte unsere Zeitung noch gefragt: „Herr Favre, was nun?“ Jetzt hat der Schweizer geliefert.

Gladbach profitierte bei ihrem Auswärtserfolg von zwei kapitalen Schnitzern des jungen Innenverteidigers Lasse Sobiech. Für Lucien Favre allerdings kein Grund, Abstriche zu machen. „Das waren super Tore, wir haben clever gespielt, die Hamburger immer attackiert und sie zu Fehlern gezwungen.“

Neben dem überragenden Torwart Marc André ter Stegen und Tony Jantschke, der sich mangels personeller Schwierigkeiten in ungewohnter Rolle zum kleinen Abwehrchef mausert, setzte Max Kruse in seiner alten Heimat die entscheidenden Nadelstiche.

Der 25-jährige Offensivspieler, der einst in HSV-Bettwäsche schlief, bezwang den Fußball-Dino quasi im Alleingang. Während Kruse das Wochenende im Norden verbringen durfte, wurde die Gladbacher Heimfahrt mit dem Bus zur kleinen Geburtstagsparty.