Nach Sieg im Revierderby Schalke feiert Tedesco und Naldo
Gelsenkirchen (dpa) - Am Tag nach dem Derbysieg hatte sich die Lage beim FC Schalke 04 schon wieder etwas beruhigt. Coach Domenico Tedesco war der Erste, der den Trainingsplatz betrat und gewohnt ruhig und sachlich die Übungseinheit der Reservisten vor einigen Hundert Fans leitete.
Tags zuvor war die Stimmung nach dem 2:0-Sieg im prestigeträchtigen Duell mit dem Revierrivalen Borussia Dortmund in der Arena regelrecht übergeschwappt. Eigentlich hatte Tedesco dem von ihm als „Superprofi“ bezeichneten Naldo bei den Feierlichkeiten der Fans den Vortritt lassen wollen. Mit einem fulminanten Freistoßtreffer zum 2:0 in der 82. Minute hatte der Brasilianer den Schlusspunkt gesetzt. „Das war gigantisch“, beschrieb Tedesco den Moment. „Schon beim 1:0 ist das Stadion ja schon fast explodiert.“
Als die Fans nach dem Schlusspfiff vehement den Trainer forderten, erklomm der 32-Jährige mit durchnässtem Poloshirt dann doch das Podest vor der Nordkurve und ließ sich hochleben. „Er ist kein Trainer, der gerne feiern möchte“, sagte Naldo, der drei Jahre älter als sein Coach ist. „Aber nach so einem Tag ist das genau richtig. Die Fans wissen, wie wichtig der Trainer für uns ist. Seit dem ersten Tag haben wir das Gefühl, dass er perfekt zu Schalke passt.“
Ralf Fährmann hatte Tedesco ermuntert, in die Kurve zu gehen. „Was er aus unserer Mannschaft gemacht hat, ist überragend. Es war eine super Aktion von unseren Fans“, sagte der Torhüter. Aufsichtsratchef Clemens Tönnies hatte eine „Gänsehaut“, als Tedesco von den Fans „geadelt“ wurde, mahnte aber auch zur Besonnenheit: „Wir rufen erst Hurra, wenn wir in der Champions League sind.“
Vier Spieltage vor dem Saisonende setzten sich die Königsblauen nicht nur auf vier Punkte vom Erzrivalen ab und freuen sich über die „Nummer eins im Pott“, sondern stehen angesichts der acht Zähler Vorsprung auf den Tabellenfünften RB Leipzig nach vier Jahren auch kurz vor der Rückkehr in die europäische Beletage. Schon am Sonntag könnte in Köln der Königsklassen-Traum realisiert werden, falls die Konkurrenz patzt.
Für Christian Heidel, der mit der Verpflichtung von Tedesco einen Volltreffer landete, ist es schon jetzt eine tolle Saison, auch wenn die i-Tüpelchen noch fehlen. „Man muss sich das mal vorstellen, wir erreichen die Champions League und ziehen vielleicht noch ins Pokalfinale ein ...“, schwärmte der Sportvorstand mit Blick auf das Halbfinale am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt.
Ein Extralob bekam auch Naldo, der mit seinem siebten Saisontreffer seinen Bundesligarekord (Saison 2014/15 mit Wolfsburg) einstellte und als zentraler Abwehr-Stabilisator und Torjäger nicht wegzudenken ist. „Er ist einfach vorn und hinten nicht zu ersetzen“, meinte Heidel über den 35-Jährigen, der seine vielleicht beste Saison spielt und bereits beim 4:4 in der Hinrunde in Dortmund mit dem Ausgleich in der Nachspielzeit zum Derby-Helden geworden war.
Gleichwohl blieb der torgefährlichste Abwehrspieler der Liga auch nach dem neuerlichen Coup bescheiden. „Es ist immer wichtig, gegen Dortmund zu gewinnen und vor dem BVB zu stehen. Das gibt noch mehr Selbstvertrauen. Aber wir müssen auf dem Boden bleiben. Wir haben noch nicht erreicht, was wir möchten.“
Immerhin sieht Naldo sein Team im Endspurt auf einem sehr guten Weg: „Wir haben noch vier Spiele und wollen wieder Champions League spielen. So langsam können wir uns diesen Traum erfüllen.“ Das andere Ziel soll laut Naldo schon im Pokal erreicht werden: „Wir wollen nach Berlin. Wenn wir unsere Leistung abrufen, dann werden wir das schaffen.“