Bundesliga-Topspiel Schalke fordert Leipzig: Lob und kleine Sticheleien
Leipzig (dpa) - Der Respekt vor den sportlichen Leistungen ist groß, doch kleinere Sticheleien kann sich der Traditionsclub Schalke 04 vor dem Topspiel beim Emporkömmling nicht verkneifen.
„Leipzig ist aktuell die beste Mannschaft in Deutschland. Das Sportliche machen sie überragend“, lobte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel den ungeschlagenen Überraschungsspitzenreiter der Fußball-Bundesliga vor dem Duell am Samstagabend (18.30 Uhr).
Allerdings ließ „Fußball-Romantiker“ Heidel auch durchblicken, dass sich seine Sympathie für das sächsische Fußball-Projekt in Grenzen hält. „Leipzig ist ein Club, der am Reißbrett entstanden ist. Kein Verein, den es seit sieben Jahren gibt, kann diese Emotionalität eines Traditionsvereins wie Schalke 04 haben“, sagte Heidel. Wegen der finanziellen Möglichkeiten durch Sponsor Red Bull sei Leipzig „kein gefühlter Aufsteiger“, aber alles sei absolut legitim: „Und ich bin überzeugt, dass Leipzig sich über viele Jahre in der Bundesliga in der Spitzengruppe halten kann und wird.“
Rein sportlich hat die Partie genügend Reiz. Das Team von Ralph Hasenhüttl ist in der Bundesliga noch ungeschlagen, gewann zuletzt siebenmal hintereinander. Der Tabellen-Achte reist nach der Serie von zwölf Pflichtspielen ohne Niederlage äußerst selbstbewusst an. Beide Teams absolvierten ihre letzten Trainingseinheiten unter Ausschluss der Fans, um Spionen keine Chancen zu lassen. „Wir werden Leipzig eine Aufgabe stellen, und dann werden wir sehen, ob RB sie so gut löst wie in den letzten Wochen“, sagte Weinzierl, den RB-Sportdirektor Ralf Rangnick gern nach Leipzig gelotst hätte.
Doch der Ex-Augsburger entschied sich am Ende für Schalke: „Leipzig ist ein interessantes Projekt. Und ich schätze Ralf Rangnick. Er ist der Kopf des Ganzen. Es ist sein Verdienst, dass sie in den letzten Jahren diesen Weg gegangen sind“, lobte Schalkes Trainer, aber: „Ich freue mich, dass ich jetzt Trainer bei einem Traditionsclub bin.“
Aufgrund der Erfolgsserien erwarten alle ein Duell auf Augenhöhe. „Das wird nochmal ein Zuckerl, das wird richtig heiß“, meinte RB-Akteur Stefan Ilsanker. Schalke-Torwart Ralf Fährmann meinte, man habe die Akkus in der Woche ohne Europacup wieder aufladen können: „So können wir ab der ersten Minute voll da sein und denen zeigen, wie ehrlicher, echter Bundesligafußball geht.“
RB-Coach Hasenhüttl betrachtet Schalke als „die komplexeste Aufgabe“. Gleichwohl ist der Österreicher davon überzeugt, auch diese meistern zu können. „Da wo wir stehen, das wurde uns nicht geschenkt, sondern ehrlich erarbeitet, es spricht nichts dagegen, dass wir den Fußball nicht weiter auf den Platz bekommen.“
Rangnicks Schalker Vergangenheit ist ein weiterer brisanter Aspekt. Als Trainer formte er die Königsblauen einst zu einem Konkurrenten des FC Bayern, provozierte aber durch seine legendäre „Ehrenrunde“ in der Veltins-Arena später seinen Rauswurf. Seine zweite Amtszeit endete im September 2011 nach einem Burnout-Syndrom. Bis heute ist Rangnicks Sohn Kevin großer Schalke-Fan. Der Papa vergaß die Zeit nicht, mittlerweile arbeiten die ehemaligen Knappen Marcelo Bordon und Lincoln als Südamerika-Scouts für RB.
Die gesamte Bundesliga verfolgt das Duell mit großer Spannung. Auch dem FC Bayern wäre es recht, wenn Schalke den Neuling stoppt. Längst betrachtet Bayern-Coach Carlo Ancelotti die Sachsen als Titel-Rivalen. „Ich bin sicher, sie werden ein großer Gegner bis zum Saisonende sein“, sagte der Italiener. Über soviel Lob freut sich Hasenhüttl und lächelt: „Offensichtlich ist es so, dass wir in jeder Pressekonferenz des FC Bayern jetzt Thema sind. Hoffentlich müssen wir sie nicht Lügen strafen.“