Schalke-Manager Heldt nach Weinzierl-Absage in Not
Gelsenkirchen (dpa) - Die Trainersuche beim FC Schalke 04 verläuft chaotisch und ist ein Spiegelbild der Bundesliga-Stolpersaison. Nach der Absage des Augsburger Erfolgscoaches Markus Weinzierl gerät Manager Horst Heldt immer mehr unter Druck und in Not.
Bis zum Trainingsauftakt am 28. Juni bleiben wenig mehr als zwei Wochen. Außerdem dürften die Verhandlungen mit weiteren Kandidaten nicht einfacher werden: Jeder Anwärter auf die Nachfolge von Roberto Di Matteo dürfte sich nun als zweite Wahl empfinden.
Spannend ist die Frage, wie der wieder in die Favoritenrolle geratene Marc Wilmots auf die gescheiteren Bemühungen um Weinzierl reagieren wird. Die Verhandlungsposition des belgischen Nationaltrainers, der sich erst nach dem EM-Qualifikationsspiel am Freitag in Wales zum Thema Schalke äußern will, dürfte dadurch gestärkt sein. Die Sondierungsgespräche mit dessen Beratern haben Heldt jedoch angesichts von Wilmots' Forderungen höchst nachdenklich gestimmt.
Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, würde das Engagement des 47-jährigen früheren Schalker Profis und Publikumslieblings die Königsblauen rund 14 Millionen Euro kosten: Zwei Millionen Euro Ablöse sowie bei Abschluss eines Dreijahresvertrages knapp vier Millionen Euro per annum. Außerdem möchte Wilmots ein belgisches Trainerteam mitbringen und bei Spielereinkäufen offenbar mitentscheiden dürfen. Neben dem enormen finanziellen Risiko gibt es auch noch ein sportliches: Wilmots verfügt über fast keine Erfahrung als Vereinstrainer.
„Was nun, Herr Heldt?“ lautete die Schlagzeile zum Schalker Trainer-Chaos im Fachmagazin „Kicker“. Bis Donnerstagmittag gab es dazu von Heldt auf der Club-Homepage immer noch die gleiche Antwort wie am Tag davor: Nämlich, dass „derzeit Gespräche mit fachlich hervorragend geeigneten Trainern“ geführt werden.
Schon am Mittwochabend soll laut „Kicker“ in Düsseldorf ein Treffen mit Leverkusens Nachwuchscoach Sascha Lewandowski stattgefunden haben. Kontakte gibt es offenbar auch zu André Breitenreiter, der mit dem SC Paderborn nach einjährigem Intermezzo wieder aus der Bundesliga abgestiegen war. Beide Trainer werden auch als Anwärter auf den ebenfalls vakanten Chefjob bei Eintracht Frankfurt gehandelt.
An weiteren Namen, über die auf Schalke spekuliert wird, mangelt es nicht. Seien es die beschäftigungslosen Jos Luhukay, Armin Veh oder der ehemalige 04-Coach Mirko Slomka. Auch vertraglich gebundene Fußballlehrer wie Hoffenheims Markus Gisdol (Vertrag bis 2018) oder Freiburgs Christian Streich (2017) könnten Optionen für Heldt sein.
Auf jeden Fall braucht der angezählte Manager, dessen 2016 auslaufender Vertrag bisher nicht verlängert wurde, eine schnelle Lösung, um die Kaderplanung voranzutreiben und für Ruhe zu sorgen. Denn das permanente Theater auf Schalke kann abschreckend sein.
Der vom Revierclub umworbene Weltmeister Sami Khedira gab unumwunden zu, deshalb lieber von Real Madrid zu Juventus Turin gewechselt zu sein. „Es war eine ernsthafte Überlegung von mir, aber im Endeffekt waren die Unruhen leider zu groß“, sagte der Nationalspieler nach dem Länderspiel am Mittwoch gegen die USA im TV-Sender Sky.
Falls bis zum 28. Juni kein Coach gefunden wird, müssten die Profis ihre Vorbereitung auf die neue Saison vorerst ohne Trainer aufnehmen. Und Heldt könnte sich bei der am gleichen Tag stattfindenden Mitgliederversammlung zudem auf einen Sturm der Entrüstung einstellen. Schon in der vergangenen Woche musste er einen Seitenhieb einstecken: Da hatten Medien berichtet, dass Schalke Bayerns Technischen Direktor Michael Reschke ins Revier locken wollte.