„Schalke schlagen“ - Hoeneß reicht van Gaal Hand
München (dpa) - Der FC Bayern beschwört auf seiner Jahreshauptversammlung eine Aufbruchstimmung. Präsident Hoeneß verspricht Trainer van Gaal „alle Unterstützung“ und will Dortmund „bis zum letzten Blutstropfen“ jagen.
Das Nahziel aber heißt Schalke: „Die müssen wir schlagen!“
Auf Hochglanz poliert stand die Meisterschale neben Uli Hoeneß auf der Bühne - und einfach hergeben an Borussia Dortmund mag sie der Präsident des FC Bayern partout nicht. „Ich beschwöre euch alle, auch in einer relativ aussichtslosen Situation nicht aufzugeben. Bayern München muss immer Bayern München bleiben und bis zum letzten Blutstropfen kämpfen und schauen, was geht“, rief Hoeneß in einer emotionalen Rede den 2807 anwesenden Mitgliedern, aber vor allem auch Trainer Louis van Gaal und seinen Kapitänen Mark van Bommel, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger zu.
Wie bei Hoeneß' Amtsübernahme vor zwölf Monaten war es das vorrangige Ziel der Bosse, auf der Jahreshauptversammlung am Dienstagabend in der Münchner Olympiahalle eine Aufbruchstimmung wie 2009 zu erzeugen - 14 Punkten Rückstand auf Bundesliga-Spitzenreiter Dortmund zum Trotz. „Platz fünf ist ein Tabellenplatz, der uns nicht ausreichend ist“, erklärte Karl-Heinz Rummenigge und verkündete: „Wir müssen dafür sorgen, dass der Bayern-Express ins Rollen kommt.“
Schwarze Zahlen, Applaus für alle, Harmonie statt Streit - die große Bayern-Familie präsentierte sich als eine Einheit. Hoeneß dokumentierte das sogar mit einem Handschlag mit van Gaal, der von den Mitgliedern mit großem Beifall bedacht wurde. „Louis, du weißt genau, wir werden dir alle Unterstützung geben, um die Ziele zu erreichen“, sagte Hoeneß wenige Wochen nach seiner harten Kritik an dem Niederländer. Als „grenzwertig“ ordnet er sie inzwischen selbst ein: „Aber ich meine, dass ich damit richtig gehandelt habe.“
Van Gaal sei „ein besonderer Charakter“, bemerkte Rummenigge, das mache „die Dinge manchmal nicht einfach mit ihm“. Erfolg sei darum der beste Stabilisator: „Louis, Du musst nur die Spiele gewinnen, dann sind alle mir Dir glücklich und zufrieden: Leg los!“
Kurzfristig lautet der Auftrag ein „Dreier“ auf Schalke am Samstag. „Schalke müssen wir schlagen“, forderte Hoeneß, auch wenn ihm die jüngste 0:5-Klatsche der Magath-Elf gar nicht behagt. „Das sind die gefährlichsten Gegner, die Probleme haben“, glaubt der Präsident. „Bei Schalke wird sich jeder Spieler zerreißen“, tippte Lahm am Mittwoch. Die Aufbruchstimmung der Versammlung soll sich auch auf die Spieler übertragen, erklärte der Nationalspieler: „Es gilt jetzt für die Mannschaft, wieder richtig anzugreifen.“
Hoeneß schwankt zwischen Hoffen und Bangen. „Franck (Ribéry) ist zurück, Arjen (Robben) wird nach der Winterpause zurückkommen - und dann werden wir sehen, was geht“, sagte er einerseits. Der Titel bleibt der Traum, aber Hoeneß plagt auch ein Alptraum: „Wir müssen die Qualifikation für die Champions League erreichen, egal wie. Denn vergesst nicht“, rief er Lahm & Co. zu: „2012 findet das Finale der Champions League in München statt - und da müssen wir dabei sein.“
2012 läuft auch Schweinsteigers Vertrag aus. Hoeneß wandte sich direkt an den ganz vorn sitzenden Nationalspieler, warb flehentlich um dessen Ja-Wort zu einem neuen Millionendeal: „Ich sage dir, Bastian, für den ganzen Verein ist es unglaublich wichtig, dass du beim FC Bayern bleibst.“ Hoeneß' Worte und der donnernde Applaus des Vereinsvolkes - ein Jahr nach Pfiffen für Schweinsteiger - „berühren jeden Spieler“, meinte Lahm. Der Ausgang des Pokers aber ist offen.
Genug Geld für Schweinsteiger haben die Bayern. Der Umsatz der AG stieg auf den Rekordwert von 312 Millionen Euro. Inklusive Arena GmbH waren es in der Meister-Saison 2009/10 sogar 350,2 Millionen. Trotz der Tilgungskosten für die Allianz Arena gab es einen Gewinn von 2,9 Millionen Euro. Hoeneß nannte die Zahlen „gigantisch“ und bilanzierte nach seinem ersten Jahr als Präsident: „Ich fühle mich sauwohl.“