Schalke setzt auf Trainer-Effekt - Rangnick warnt
Gelsenkirchen (dpa) - Die Aufbruchstimmung ist spürbar, doch nicht nur Christoph Metzelder erwartet beim zweiten Debüt von Ralf Rangnick als Schalke-Trainer noch keine Wunderdinge. „Wir sind noch in der Übergangsphase“, sagte der Abwehrspieler des FC Schalke 04 vor dem Spiel beim FC St. Pauli.
„Ein neuer Trainer bringt immer frischen Wind rein. Aber ich bin kein Freund davon, schon nach wenigen Tagen zu sagen: Jetzt ist alles besser.“ Nur gut eine Woche hatte der 52 Jahre alte Nachfolger von Felix Magath Zeit, um seine Spieler kennenzulernen und ihnen seine Fußball-Philosophie zumindest ansatzweise nahe zu bringen. Rangnick führte viele Gespräche, setzte auf Übungsformen, um das zuletzt schleppende Schalke-Spiel zu beschleunigen. „Wir hatten gute und intensive Einheiten. Aber wir konnten der Mannschaft in nur acht Tagen noch keine neue Spielweise vermitteln. Das wäre vermessen“, dämpfte Rangnick die Erwartungen.
Gleichwohl fiebert er seiner zweiten Schalke-Premiere entgegen: „Ich freue mich auf das Spiel. Wir wollen möglichst drei Punkte holen. Aber falls wir nicht gewinnen, müssen wir uns mit dem Thema Abstiegskampf näher beschäftigen“, warnte der Coach des Tabellen-Zehnten, der dem von Magath ausgemusterten und in das Regionalligateam abgeschobenen Alexander Baumjohann eine Chance gibt. „Er gehört zum Kader. Ob er spielt, weiß ich aber noch nicht.“
Dagegen fehlen Klaas-Jan Huntelaar (Bänderdehnung im Knie) und Angelos Charisteas (Zerrung). „Wir konnten schon erfahren, welcher Fußball Rangnick vorschwebt. Und es ist wichtig, dass viel miteinander gesprochen und kommuniziert wird“, lobte Metzelder die neue Arbeitsatmosphäre.
Schnelles Umschalten nach der Balleroberung, Blitzangriffe mit wenigen Ballkontakten - Rangnick setzt drei Monate nach seinem Ausstieg in Hoffenheim auch „auf Schalke“ auf bewährte Übungsformen. „Es geht vor allem darum, die Handlungsschnelligkeit zu verbessern“, betont der Coach, der zuletzt am 10. Dezember 2005 beim Heimspiel gegen Mainz 05 (1:0) auf der Schalker Trainerbank saß, zuvor eine Ehrenrunde drehte und zwei Tage später entlassen war.
Nun der Neustart am Millerntor, wo Rangnick mit Hoffenheim am 2. Spieltag 1:0 gewann. „Ich kenne die Atmosphäre. St. Pauli ist ein Gegner, der mit Engagement und Robustheit seine Spiele gewinnen will“, betonte Rangnick. Auch wenn in der Länderspielpause Profis wie Nationalkeeper Manuel Neuer, Atsuto Uchida oder Jefferson Farfan fehlten, hofft Rangnick nach „guten und intensiven Einheiten“, dass von seiner Spielidee schon etwas zu sehen sein wird. Große Veränderungen in der Startelf sind nicht zu erwarten.
Die „Königsblauen“ treffen auf eine angeschlagene Elf um den ehemaligen Schalker Gerald Asamoah, der im Hinspiel verletzt fehlte. Nach fünf Niederlagen hintereinander ist St. Pauli auf den Relegationsplatz abgerutscht und kämpft um das Überleben.
Darüber hinaus fehlen Trainer Holger Stanislawski fünf verletzte Abwehrspieler, der Einsatz von Fabian Boll (Bänderriss) ist unwahrscheinlich. Nicht zuletzt deshalb hat Stanislawski großen Respekt vor Raúl und Co.: „Es ist die einzige deutsche Mannschaft, die international noch dabei ist und im Pokalfinale steht. Schalke scheint übermächtig. Doch wir sind darauf ausgerichtet.“
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
FC St. Pauli: Kessler - Lechner (Bartels), Thorandt, Gunesch, Kalla - Daube, Lehmann - Kruse, Takyi, Bartels - Asamoah
FC Schalke 04: Neuer - Uchida, Höwedes, Metzelder, Escudero - Kluge, Annan (Schmitz) - Farfan, Jurado (Draxler) - Raul, Gavranovic
Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach)