Königsklasse im Blick Schalker Problemfall Bentaleb fleht und trifft

Leverkusen (dpa) - Nabil Bentaleb wollte diesen Elfmeter unbedingt schießen. Schon direkt nach dem Elfmeterpfiff hatte sich der Algerier den Ball geschnappt, während der ausführlichen Video-Überprüfung von Schiedsrichter Daniel Siebert hielt er ihn wie eine Beute fest unter dem Arm.

Über Wochen galt der 19-Millionen-Mann beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 als Problemfall, er wurde aus dem Kader gestrichen und öffentlich für egoistisches Verhalten gegeißelt. Dass er sich in der vorletzten Minute des wichtigen Spiels bei Bayer Leverkusen so entschlossen den Ball schnappte, hätte ihm im Falle eines Fehlschusses erneut negativ ausgelegt werden können. Doch Bentaleb traf, Schalke gewann 2:0 und eroberte Platz drei.

„Ich hatte so eine Situation schon mal mit Amine Harit in Stuttgart. Er hatte mich regelrecht angefleht, schießen zu dürfen“, sagte der ebenfalls als Schütze angedachte Daniel Caligiuri - und gab auch diesmal nach, um dem Kollegen das wichtige Erfolgserlebnis zu gönnen. „Er hat in den letzten Wochen viel in den Medien gestanden. Aber nach den Trainingsleistungen in den letzten Tagen hat er es sich verdient“, erzählte der 30-Jährige und ergänzte lächelnd: „Beim nächsten Mal bin ich nicht so lieb.“

Bentaleb nutzte seine Chance, seine Mitspieler bejubelten ihn - und sogar vom zuletzt so gestrengen Christian Heidel gab es ein Lob. „Mir gefällt es, dass er in so einer Situation hingeht und den Ball reinhaut“, versicherte der Manager. Zehn Tage zuvor hatte Heidel die Streichung Bentalebs aus dem Kader noch damit begründet, dass dieser seine eigenen Interessen über die der Mannschaft stelle. „Alles ist schlecht, wenn er nicht spielt“, hatte Heidel damals gesagt: „Wenn wir 5:0 gewinnen und Nabil hat nur eine Halbzeit gespielt, dann läuft er rum, als hätten wir 0:5 verloren. Das kann nicht sein.“

Ob der 23-Jährige sein Verhalten nach seinem erst zweiten Einsatz 2018 grundsätzlich überdenkt, muss abgewartet werden. Aber erstmal ist die Message offenbar angekommen. Trainer Domenico Tedesco fühlte sich jedenfalls bestätigt. Der Coach hatte in den letzten Tagen gespürt, dass Bentaleb auf Wiedergutmachung brannte. „Bei der Einwechslung habe ich ihm viel Spaß gewünscht“, berichtete er. „So darf er gerne weitermachen.“

Heidel betonte derweil, dass die Verwerfungen der vergangenen Wochen abgehakt sind. „Die Normalität war schon längst wieder da“, sagte er. Ließ dabei aber auch keinen Zweifel daran, dass Bentaleb sich weiter wird einfügen müssen: „Es wird auch in Zukunft so sein, dass er nicht jedes Spiel spielt.“

Auch dies ist ein Beweis dafür, dass die Schalker zumindest eine gewünschte Breite im Kader und einen ordentlichen Konkurrenzkampf haben. In Leverkusen zeigten die Königsblauen erneut keinen Zauberfußball, doch sie beherrschten den bis dahin vor ihnen stehenden Konkurrenten um die Champions-League-Plätze durch eine gute Organisation und Zweikampfstärke ziemlich gut. Das frühe Tor durch Guido Burgstaller (11. Minute) und der Platzverweis von Leverkusens Dominik Kohr (Gelb-Rot/38.) spielten ihnen zudem in die Karten.

Intern darf aber weiterhin niemand von der Champions League reden. „Die Fans dürfen davon sprechen und träumen“, sagte Tedesco: „Bei uns ist das aber schlichtweg verboten. Denn erstens ist die Tabelle unheimlich eng, und zweitens würden wir dann Gefahr laufen, den Fokus zu verlieren.“