Bundesliga Schalkes Trainer Breitenreiter wittert eine Kampagne

Vor dem Spiel gegen Bayern verdichten sich die Anzeichen, dass der FC Schalke 04 in der nächsten Saison einen neuen Trainer hat.

Schalke-Trainer André Breitenreiter. (Archivfoto)

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Gelsenkirchen. Manchmal hilft ein Blick zur unmittelbaren Konkurrenz, um daraus Lehren für die eigene Sache ziehen zu können. Es war erstaunlich, wie hart und ehrlich Borussia Dortmunds Trainer Thomas Tuchel mit sich und seiner Mannschaft nach dem für den BVB schockierenden 3:4 beim FC Liverpool ins Gericht gegangen war.

Von tiefer Enttäuschung und Nichterfüllung der eigenen hohen Ansprüche sprach Tuchel in seiner sachlichen Analyse wenige Minuten nach Abpfiff eines hochemotionalen Spiels. Auch wenn sich die Verantwortlichen des FC Schalke 04 schon aus Rivalitätsgründen davor scheuen, allzu intensiv zur Nachbarstadt herüber zu blicken, so lieferte Tuchel an diesem tragischen Abend ein Lehrstück dafür ab, wie man mit unerfüllten Erwartungen umgehen kann.

Derlei Selbstkritik lässt Schalkes Trainer André Breitenreiter nicht aufkommen. Im Gegenteil: Vielmehr sieht sich der 42-Jährige einer Kampagne ausgesetzt, die ihn und seinen eingeschlagenen Weg torpediert. „Ich bin der Meinung, dass hier oft das Ziel verfolgt wird, negativ zu berichten und Dinge in Frage zu stellen“, sagte Breitenreiter vor dem Spiel beim FC Bayern München, bei dem „wir krasser Außenseiter sind“.

Der Trainer wirkt zunehmend genervt und gereizt. Breitenreiter kann offenbar weiterhin nicht nachvollziehen, dass das frühzeitiges Ausscheiden seiner Mannschaft in Europa League und DFB-Pokal, aktuell Tabellenplatz sieben in der Bundesliga und eine fehlende Trainer-Handschrift bei seiner Mannschaft zu nachhaltiger Kritik an seiner Arbeit und der seines Trainerstabs führt.

Auch die internen Bewertungen fallen nicht mehr häufig zugunsten Breitenreiters aus. Dass der Trainer für die mehrfach leidenschaftslosen Auftritte seiner Spieler stets einen Entwicklungsprozess sowie störende äußere Faktoren ins Feld führt, erzeugt in der Vereinsführung Ratlosigkeit und verstärkt den dort ohnehin vorhandenen Verdacht der Beratungsresistenz. Immerhin wendet der Klub deutlich über 80 Millionen Euro für seine Profis auf und sieht sich allein deshalb nur in Ausnahmefällen - etwa bei Partien gegen die Münchner - in der Rolle des Außenseiters.

Diese unausgewogene Gemengelage scheint sich nun gegen den Fußballlehrer zu richten. Sowohl Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, einst großer Befürworter und Initiator der Verpflichtung des Trainers, als auch Neu-Manager Christian Heidel vermeiden in diesen Tagen ein öffentliches Bekenntnis zu Breitenreiter. Seit einiger Zeit werden Nachfolgekandidaten wie Augsburgs Markus Weinzierl, der vereinslose Lucien Favre und neuerdings auch Ingolstadt-Trainer Ralph Hasenhüttl im Umfeld des Vereins gehandelt.

André Breitenreiter versucht derweil, so gut es geht die Diskussionen um ihn herunterzuspielen. „Das lässt mich völlig kalt. Ich bin gelassen, weil ich von meinem Weg überzeugt bin. Wenn man nicht überzeugt ist, muss man sich trennen“, sagt der Trainer. In diesem Moment erweckte er allerdings den Eindruck, als habe er bereits mit seinem Job in Gelsenkirchen abgeschlossen.