Schieber auf dem Sprung: Erst Stuttgart, bald Löw?

Längenfeld (dpa) - Klose, Gomez - aber dann? Vielleicht ist der Stuttgarter Julian Schieber ein Kandidat für die Abteilung Attacke von Fußball-Bundestrainer Joachim Löw.

Schieber, 22 Jahre jung, ist „ein Typ wie Wayne Rooney“, wie Mario Gomez einmal anerkennend über ihn sagte. Der VfB-Stürmer, der gerade vom 1. FC Nürnberg nach Stuttgart zurückgekehrt ist, hält hält sich bei diesem Thema zurück. „Es ist doch das Ziel eines jeden Spielers, einmal in der Nationalmannschaft zu spielen“, sagte er im Trainingslager des VfB in Längenfeld/Tirol. „Doch momentan ist das kein Thema. Dazu gehört es, sehr viele gute Spiele abzuliefern und konstant seinen Weg zu gehen.“ Sein ehemaliger Trainer Dieter Hecking hatte dem „Kicker“ allerdings schon im Februar prophezeit: „Er passt perfekt ins Spielsystem von Jogi Löw. Auf kurz oder lang wird Julian dort auftauchen.“

Das Thema Nationalelf zeigt, welche Entwicklung Schieber in den vergangenen Monaten genommen hat. 2010 ging er als vielversprechendes, aber längst noch nicht etabliertes Talent auf Leihbasis von Stuttgart nach Nürnberg. Ein Jahr später kehrte er als umworbener Bundesliga-Profi zurück. „Der VfB ist der Verein, bei dem ich groß geworden bin. Es ist schön wieder da zu sein“, meinte er.

Aber selbst wenn der VfB abgestiegen wäre, hätte sich der robuste und extrem bewegliche Stürmer keine Sorgen um seine Karriere machen müssen. Dann wäre er nach Hamburg oder Schalke gegangen. Interessenten gibt es genug.

„Die Ausleihe hat mich weitergebracht. Und ich denke, dass auch die Verantwortlichen in Nürnberg und in Stuttgart dieses Geschäft als gelungen betrachten“, meinte Schieber. Was sich für ihn in einem Jahr verändert hat, beschrieb er gleich am ersten Tag nach seiner Rückkehr: „Ich bin jetzt nicht mehr der kleine Jugendspieler, der sich hinten anstellen muss. Ich bin jetzt ein richtiger VfB-Profi.“

Dieses Gefühl bekommt er auch bei jeder Gelegenheit vermittelt. Bei der VfB-Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag überzogen sich Gegner und Unterstützer des Aufsichtsrats-Chefs Dieter Hundt derart mit gegenseitigen Vorwürfen, dass es schon an vergangene Chaos-Tage in Schalke oder Frankfurt erinnerte. Für einen der seltenen Momente der Einigkeit sorgte Sportdirektor Fredi Bobic, als er in seinem sportlichen Ausblick betonte: „Julian Schieber trägt jetzt wieder das richtige Trikot.“ Da jubelten alle im Saal.

Völlig reibungslos verlief die Rückkehr des gebürtigen Backnangers dennoch nicht. Schieber verletzte sich noch vor Beginn der Saison- Vorbereitung am Oberschenkel. „Der Zeitpunkt war ungünstig. Deshalb habe ich in einigen Bereichen noch Rückstand aufzuholen“, sagte er.

Ein pikanter Konkurrenz-Kampf beim VfB kommt noch hinzu. Um den Platz des Stoßstürmers im Stuttgarter 4-2-3-1-System wird sich Schieber in erster Linie mit Cacau streiten müssen. Und auch der hat nach wie vor Ansprüche auf einen Platz im Nationalteam. Da Joachim Löw Kandidaten wie Stefan Kießling oder Patrick Helmes offenbar aus seinen Planungen gestrichen hat, könnte es auch für den Bundestrainer irgendwann heißen: Klose, Gomez - und dann Schieber oder Cacau.