Eine Frage der Ehre: Brisantes Derby um Supercup

Gelsenkirchen (dpa) - Der sportliche Stellenwert der Trophäe ist vergleichsweise gering, die Brisanz der Partie jedoch ungewöhnlich groß. Das Duell um den Supercup zwischen Pokalsieger FC Schalke 04 und Meister Borussia Dortmund ist mehr als eine unterhaltsame Einstimmung auf die neue Fußballsaison.

Die Rivalität der Revierclubs sorgt schon zwei Wochen vor dem Bundesligastart für knisternde Spannung. Wichtiger als der erste Titel ist der Imagegewinn bei den Fans. „Es geht um Ruhm und Ehre - und einen gewissen Respekt in der Gegend“, kommentierte Dortmunds angeschlagener Manndecker Neven Subotic treffend.

Das immense Interesse an der „Mutter aller Derbys“ kommt der Deutschen Fußball Liga (DFL) sehr gelegen. Mit TV-Übertragungen in 175 Ländern rangiert die Vermarktung auf Champions-League-Niveau. In einigen Staaten kommt es gar zu einer Premiere: Erstmals sind Live-Bilder auf der Internet-Plattform YouTube von einem Pflichtspiel aus dem deutschen Profifußball zu sehen. Zur Freude von Reinhard Rauball: „Solch ein Derby hätte sich kein Regisseur besser ausmalen können. Das gibt dem Wettbewerb neuen Rückenwind“, sagte der Liga-Präsident der Nachrichtenagentur dpa.

Alle Sorgen, dass sich die Profis lediglich auf Testspiel-Modus bewegen, scheinen unbegründet. Schließlich brennen die Schalker darauf, sich beim Erzrivalen für die schmachvolle 1:3-Heimschlappe im Vorjahr zu revanchieren. Zudem wollen sie zeigen, dass es nach einem dürftigen 14. Bundesliga-Rang in der vorigen Spielzeit wieder deutlich aufwärtsgeht. „Wir wollen im Hinblick auf die neue Saison ein Signal aussenden“, versprach Abwehrspieler Christoph Metzelder.

Ähnlich kämpferische Töne sind aus Dortmund zu vernehmen. „Wir sind gut gerüstet und wollen das Ding gewinnen“, sagte der nach langer Zwangspause genesene Sebastian Kehl. Die Zuversicht des BVB-Kapitäns kommt nicht von ungefähr. Bei den Siegen im Liga-total- Cup gegen Mainz (1:0) und Hamburg (2:0) stellte der Meister beachtliche Frühform unter Beweis. Selbst von Bayern-Präsident Uli Hoeneß gab es Lob. Fußball-Lehrer Jürgen Klopp sieht dennoch Luft nach oben: „Es wäre doch blöd, wenn wir am 34. Spieltag sagen müssen, unser bestes Spiel war das um den Supercup.“

Ähnlich wie der BVB setzen auch die Schalker unter der Regie von Coach Ralf Rangnick mittlerweile auf frühes und laufintensives Pressing. Nicht zuletzt deshalb glaubt Klopp nicht an so einen leichten Sieg wie am vierten Spieltag der vergangenen Saison. Bei aller Rivalität haben sich beide Clubs, zumindest was die gegenseitige Wertschätzung und die Philosophie ihrer Trainer anbetrifft, merklich angenähert. „Schalke ist in der kommenden Saison im oberen Tabellendrittel anzusiedeln. Und wenn wir das sagen, hat das auch etwas mit dem Trainer zu tun“, lobte Klopp.