Schmidt neuer VfB-Aufsichtsratsboss
Stuttgart (dpa) - Eine Personalie hat der VfB Stuttgart von seiner To-Do-Liste streichen können. Nicht einmal 24 Stunden nach dem Rückzug des heftig in die Kritik geratenen früheren Aufsichtsratschefs Dieter Hundt fand der Fußball-Bundesligist einen Nachfolger.
Sein bisheriger Stellvertreter Joachim Schmidt übernimmt dieses Amt mit sofortiger Wirkung bis zur Mitgliederversammlung 2014. Darauf hätten sich die Aufsichtsratsmitglieder einstimmig geeinigt.
„Ich freue mich auf diese Aufgabe und sehe sie auch als Chance. Gemeinsam müssen wir jetzt dafür sorgen, dass der VfB Stuttgart möglichst schnell in ruhigere Fahrwasser kommt und das zweifelsohne vorhandene große Potenzial ausgeschöpft wird“, erklärte der 64 Jahre alte Vertriebschef von Mercedes. „Wir müssen alle daran arbeiten, dass der Verein für positive Schlagzeilen sorgt und dass die gesamte VfB-Familie wieder stolz auf ihren Club ist.“
Schmidts dringlichste Aufgabe besteht darin, einen geeigneten Kandidaten für den Posten des Vereinspräsidenten zu finden. In dieser Causa hatte sich sein Vorgänger Hundt schwergetan. Die Schwaben brauchen dringend eine neue Leitfigur.
Der SPD-Politiker Jürgen Kessing hat sein Interesse an dem Amt und damit der Nachfolge des Anfang des Monats zurückgetretenen Gerd Mäuser nun öffentlich bekundet. „Ich bin angesprochen worden, ob ich mir so etwas vorstellen könne“, sagte der Oberbürgermeister der nahe Stuttgart gelegenen Stadt Bietigheim-Bissingen am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. „Gesprächsbereit bin ich immer. Ich muss aber erstmal die Rahmenbedingungen und die handelnden Personen kennen.“ Man wäre aber „mit dem Klammersack gepudert“, wenn man an einem solchen Amt kein Interesse hätte, erklärte der 56-Jährige, der sich selbst als großen Fußballfan bezeichnete.
Auch Stuttgarts City-Manager Hans H. Pfeifer ist interessiert. „Ich wurde angefragt. Das ist eine außerordentlich faszinierende Aufgabe und einer der interessantesten Jobs, den man sich vorstellen kann“, sagte er den „Stuttgarter Nachrichten“.
Der Abgang des machtbewussten Spitzenfunktionärs Hundt war in Teilen des Vereinsumfelds als „Primärlösung“ angesehen worden auf dem Weg zu einer Befriedung der Basis. Denn der 74-Jährige, der schließlich am Montag nach rund elf Jahren als Boss des Stuttgarter Kontrollgremiums seinen Rücktritt erklärte und auch nicht mehr für das Amt des Arbeitgeber-Präsidenten kandidieren will, musste miterleben, wie ihm mehr und mehr der Rückhalt schwand.
Vor allem bei der Suche nach einem für die Mitgliederversammlung in fünf Wochen mehrheitsfähigen Kandidaten als Club-Präsident gab Hundt nicht die beste Figur ab. Die Auslese geriet ins Stocken, Kollegen aus dem Aufsichtsrat murrten. Er stehe einem Neuaufbau im Weg, hieß es. Schon mit seinem damaligen Wunschkandidaten Mäuser, der nach nur knapp zwei Jahren als VfB-Boss abgetreten war, hatte sich Hundt viel Kritik eingehandelt.
Wer wird nun der siebte Präsident der Stuttgarter seit Einführung der Fußball-Bundesliga 1963? Auf der „Shortlist“ steht ein halbes Dutzend potenzieller Kandidaten. Wie gewöhnlich wurde auch über eine Rückkehr des früheren Vereinschefs und immer noch von weiten Teilen des VfB-Umfelds hoch geschätzten Erwin Staudt spekuliert. Im Unterschied zu Kessing winkte der 65-Jährige aber ab, will allerdings im äußersten Notfall helfen.
„Ich bin Ehrenpräsident des Vereins und habe keine Ambitionen in dieser Richtung“, sagte Staudt der dpa zu Spekulationen über eine Rückkehr als Funktionär. „Ich stehe in keinen Startlöchern. Mit mir hat auch niemand geredet.“ Zugleich räumte er ein: „Wenn der Verein etwas von mir möchte, muss er sich bei mir melden.“
Zumindest gegenwärtig verkörpert insbesondere eine Person das Bild des VfB Stuttgart in der Öffentlichkeit: Fredi Bobic. Der frühere Nationalstürmer hat sich seit seinem Amtsantritt als Sportdirektor im Juli 2010 zur Identifikationsfigur entwickelt. Nach Hundts Fehlgriff mit Mäuser zog Bobic im April dieses Jahres sogar in den Vorstand ein. Zeit, dass er Gesellschaft bekommt.