Schneiders Zukunft offen - VfB: „In Ruhe“ entscheiden
Stuttgart (dpa) - War's das nun für Thomas Schneider als Trainer in Stuttgart? Oder erhält er gegen Werder Bremen eine weitere Bewährungschance? So unsicher wie der Klassenerhalt des VfB ist, so unsicher war auch Schneiders Zukunft direkt nach dem 2:2 gegen Braunschweig.
Fredi Bobic verzichtete bewusst auf ein klares Bekenntnis zu Trainer Thomas Schneider. „Wir werden das erst sacken lassen und dann die Personalfragen in aller Ruhe und in Kürze besprechen“, erklärte der Sportvorstand des krisengeschüttelten VfB Stuttgart sichtlich angespannt nach dem enttäuschenden 2:2 (2:1) gegen Eintracht Braunschweig. Wie schon nach dem unglücklichen 1:2 eine Woche zuvor in Frankfurt, der achten Pleite in Serie, berieten die Verantwortlichen des stark abstiegsgefährdeten schwäbischen Fußball-Bundesligisten unmittelbar nach dem nächsten Rückschlag in der VfB-Geschäftsstelle mit Schneider über dessen persönliche Zukunft und darüber, wie es weitergehen soll.
Die mindestens ebenso stark frustrierten Spieler stellten sich indes erneut geschlossen hinter ihren Coach. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er der richtige Trainer ist, um uns da rauszuführen“, sagte Verteidiger Daniel Schwaab. Kapitän Christian Gentner gab zu bedenken: „Nur die Ergebnisse stimmen nicht. Ob da ein Trainerwechsel hilft, da haben wir keine Garantie. Der Trainer erreicht die Mannschaft nach wie vor gut. Das ist für mich das einzig Entscheidende.“
Der Mittelfeldmann trug mit seinem von Eintracht-Torwart Daniel Davari problemlos parierten Elfmeter (52. Minute) entscheidend dazu bei, dass der so dringend benötigte Befreiungsschlag auch gegen den Tabellenletzten missglückte. Nach den Treffern von Alexandru Maxim (30.) und Martin Harnik (35.) bei einem Gegentor von Jan Hochscheidt (24.) wäre die Partie wohl gelaufen gewesen. So aber kassierte der VfB noch den Ausgleich durch Ermin Bicakcic (82.) - zum x-ten Mal in dieser Rückrunde in den Schlussminuten.
„Das ist symptomatisch für unsere Situation“, klagte der Coach. „Mit dem Elfmeter haben wir die Chance, das Spiel zu entscheiden - und dann kriegen wir noch das 2:2.“ Wie schon während der Woche versicherte Schneider erneut, er laufe nicht davon. Der Frage, ob er dieses Mal mit Konsequenzen für sich rechne, wich der 41-Jährige aus: „Ich mache mir darüber momentan keine Gedanken.“
Zu Schneiders Ungunsten könnte die aufgeladene und aggressive Stimmung in der Cannstatter Kurve beitragen. Die Hardcore-Fans feuerten ihre Idole lange fanatisch an, aber nach dem Ausgleich und dem Abpfiff gab es nur noch ein gellendes Pfeifkonzert und wilde Pöbeleien. Schneider musste seine mit hängenden Schultern herumstehenden Schützlinge regelrecht in die Kurve treiben, um sich zu bedanken.
Danach versuchten Bobic, Präsident Bernd Wahler und Finanzchef Ulrich Ruf die aufgeheizte Atmosphäre zu entschärfen. „Es war ein schwerer Gang“, bekannte Bobic. „Ich kann ihren Unmut verstehen. Aber es ist schade für den Club. Das Bild war nicht schön.“ Schneider sprach den Anhängern das Recht zu, ihren Frust zu äußern: „Wir können uns über unsere Fans nicht beschweren.“ Die Profis beurteilten das ähnlich. „Klar ist die Stimmung heute ein Stück weit gekippt. Aber wenn am Ende nur ein Punkt rausspringt, kocht die Wut halt einfach mal über“, sagte Harnik.
Bobic hatte kurz nach dem Abpfiff auf den wütenden Anhang eingeredet. „Wir sind genau so enttäuscht wie ihr. Aber Aggressionen bringen uns nicht weiter. Wir können es nur gemeinsam schaffen“, appellierte er an die Cannstatter Kurve. „Wir werden diesen Weg weitergehen.“
Wohlwollend ausgelegt, könnte dies als Votum für eine weitere Zusammenarbeit mit Schneider gewertet werden. Und auch Bobics Bemerkung, der Punkt könne „am Ende noch sehr, sehr wichtig sein“, hörte sich nicht nach einer Entlassung Schneiders an.