Bayer-Krise - Nur bei Leno stimmt die Körpersprache
Hannover (dpa) - Nach seiner nächsten Heldentat redete Bernd Leno seinen schwächelnden Kollegen deutlich ins Gewissen.
„Es war kein berauschendes Spiel, das uns nicht weiter bringt. Man hat die Verunsicherung gespürt. Wir verlieren die Bälle zu schnell. Die Körpersprache war nicht immer optimal“, kritisierte der Keeper von Bayer Leverkusen nach dem glücklichen 1:1 (1:1) bei Hannover 96 seine Vorderleute.
Dass dem Champions-League-Anwärter die sechste Pflichtspiel-Pleite in Serie erspart geblieben war, lag in erster Linie an Leno. Mit dem bereits fünften gehaltenen Elfmeter in dieser Saison und weiteren Paraden erwies sich der U 21-Nationaltorhüter erneut als starker Rückhalt. „Wir sind froh und stolz, dass wir Leno haben“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler und wertete den schmeichelhaften Punktgewinn als „kleinen Schritt nach vorn“.
Die unerklärliche spielerische Krise beim Noch-Tabellendritten schwelt vor den schweren Auswärtsaufgaben bei Paris St. Germain und Bayern München weiter. „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu verkrampft gespielt“, schimpfte Völler.
Das traf auf Leno nicht zu. Bei seiner Rettungstat gegen Hannovers Elfmeterschützen Szabolcs Huszti (4. Minute) wählte er die richtige Ecke - und offenbar auch die richtige Körpersprache. „Ich entscheide mich nicht zu früh. Es verunsichert den Schützen, wenn der Torwart keine Reaktion zeigt“, erklärte Leno sein Erfolgsrezept bei Strafstößen. Es war bereits der fünfte Elfmeter, den der Bayer-Keeper in dieser Saison hielt. Damit jagt er den Rekord von Thomas Zander (1860 München), der in der Saison 1979/80 sechsmal das Duell vom Punkt gegen den Schützen gewann.
Nur gegen das sehenswerte 96-Tor von Stürmer Artjoms Rudnevs (34.) war Leno machtlos. Beim Pfostenschuss von Andre Hoffmann (45.) hatte er das Glück des Tüchtigen, kurz vor dem Abpfiff rettete er mit einem Reflex gegen Rudnevs. Damit punktete Leverkusens Nummer eins auch im direkten Vergleich mit 96-Keeper Ron-Robert Zieler, der mit einem verunglückten Abwurf die Gäste-Führung von Gonzalo Castro (28.) eingeleitet hatte. Beide Torhüter hoffen, auf den WM-Zug aufspringen zu können. „Da mache ich mir aber keinen Druck“, sagte Leno.
„Bernd ist einer der wenigen Torhüter, die konstant gut spielen“, erklärte Nationalspieler Simon Rolfes. Er selbst sucht wie der erneut blasse Stefan Kießling und viele andere Bayer-Profis die starke Form der Hinrunde. Trainer Sami Hyypiä freute sich angesichts der fußballerischen Magerkost nicht zu viel über den Punkt, sein Lob für Leno fiel finnisch-unterkühlt aus. „Ich freue mich sehr, dass wir einen sehr guten Torhüter haben“, sagte Hyypiä. Sein Team ist bereits am Mittwoch im Champions-League-Spiel in Paris erneut gefordert. „Da wollen wir uns nicht abschlachten lassen“, kündigte Leno an.