Neues Klima beim HSV - Nur Punkte fehlen noch
Hamburg (dpa) - Mirko Slomka war ungeachtet der prekären Lage des Hamburger SV sogar zu lockeren Sprüchen aufgelegt.
„Armin, wolltest du uns nicht sagen, wo du hingehst?“, fragte der HSV-Trainer unter großem Gelächter in Richtung seines Kollegen Armin Veh und stellte das neue Klima beim Bundesliga-Gründungsmitglied zur Schau. Die Stimmung hat sich total gedreht, auch wenn das Tabellenbild den HSV nach dem mageren 1:1 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt weiter als höchst gefährdeten Club aufführt.
Bei den Hanseaten ist nach all den Krisen-Wochen mit Fanprotesten, chaotischen Aufsichtsratssitzungen und Trainer-Diskussionen der Zusammenhalt wieder zurück, was auch die Anhänger demonstrierten. Noch zehn Minuten nach dem Abpfiff bejubelten die Fans den Punktgewinn, wo es in früheren Zeiten wohl ein Pfeifkonzert gegeben hätte. Damit honorierte der Anhang die kämpferische Leistung des HSV, der angesichts von zehn Ausfällen mit dem letzten Aufgebot angetreten war und mit nun 20 Punkten weiter auf einem der gefährdeten Plätze liegt.
„Man hat gesehen, dass wir trotz der vielen Verletzten Qualität in der Mannschaft haben. Wir haben auch für die Verletzten gespielt. Es ist wichtig, dass wir eine Mannschaft sind und alle füreinander da sind“, sagte Hakan Calhanoglu, der den Foulelfmeter (72.) routiniert verwandelt hatte. Slomkas Ansage sei gewesen, „dass wir nicht nur ein Team, sondern eine Familie sein müssen. Er vermittelt uns Lust und Spaß.“
Slomkas Kuschelkurs kommt bei den Profis an, sogar die bereits Ausgemusterten ziehen mit. Michael Mancienne wirkte in der Abwehr bemüht, aber wackelig, und Robert Tesche belebte in der Schlussphase das Spiel nach vorn. „Wir hatten ja das letzte Aufgebot auf dem Feld und Amateurspieler auf der Bank. Von daher glaube ich, dass die Mannschaft das sehr gut und engagiert gemacht hat“, meinte Sportdirektor Oliver Kreuzer. Gegen Nürnberg am nächsten Samstag hofft Slomka auf die Rückkehr von Kapitän Rafael van der Vaart, der nach seiner Grippe schon wieder 20 Minuten auf dem Fahrrad saß.
„Natürlich brauchen wir seine Qualität. Vor dem Tor ist er eiskalt“, schwärmte der Coach, der derzeit jeden beim HSV starkredet. Auch „Fighter“ Pierre-Michel Lasogga könnte nach seinen Muskelproblemen zurückkehren. Ein Lichtblick auf dem Platz gegen die Hessen war der verletzungsanfällige Ivo Ilicevic mit seinen Läufen durch die gegnerischen Reihen. Zusammen mit Tolgay Arslan bekam der Kroate ein Sonderlob von Slomka, dem es immerhin gelungen ist, als erster von drei Hamburger Trainern in dieser Saison das zweite Heimspiel nacheinander nicht verloren zu haben.
Sechs Punkte besser steht weiterhin die Eintracht in der Tabelle da. Dennoch wollte sich aber keine Zufriedenheit einstellen. „Selten haben wir so mutlos gespielt. Es war eine enttäuschende Leistung. Man kann überhaupt nicht zufrieden sein“, monierte Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen. Auch für Sportdirektor Bruno Hübner hat die Eintracht „eine Riesenchance verpasst. Es ist nicht zu erklären, warum wir so ängstlich gespielt haben“. So war von den Hessen, die durch Winterzugang Alexander Madlung (29.) in Führung gegangen waren, in der zweiten Halbzeit nichts mehr zu sehen.
So richtig zufrieden war Veh auch nicht. Und eine Antwort auf Slomkas Frage blieb er auch schuldig. „Ich habe mir definitiv keine Gedanken gemacht. Ich habe nur gewusst, dass ich im Sommer aufhöre. Aber nicht, weil ich schon einen anderen Verein habe oder genau weiß, was ich mache. Das weiß ich jetzt nicht. Also kann ich nicht sagen, was dann passiert“, sagte der 53-Jährige dem Pay-TV-Sender Sky.