VfB-Coach Schneider gibt nicht auf - Zukunft offen
Stuttgart (dpa) - Die Hardcore-Fans in der Cannstatter Kurve tobten und der Vorstand des VfB Stuttgart bemühte sich, die aufgeheizte Atmosphäre zu beruhigen. „Ich kann ihren Unmut verstehen“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic.
Nach dem enttäuschenden 2:2 (2:1) gegen den Tabellenletzten Eintracht Braunschweig stellte er sich mit Präsident Bernd Wahler und Finanzchef Ullrich Ruf den wütenden Anhängern. „Wir sind genau so enttäuscht wie ihr“, versicherte Bobic. „Aber Aggressionen bringen uns nicht weiter. Wir können es nur gemeinsam schaffen.“
Allerdings hilft der erste Punktgewinn nach zuvor acht Pleiten in Serie den seit Monaten krisengeschüttelten Stuttgartern im Kampf um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga nicht wirklich weiter. Trainer Thomas Schneider, dessen Zukunft beim VfB nun wieder offen ist, trauerte der verpassten Möglichkeiten auf den Sieg nach. „Mit dem Elfmeter hatten wir die Chance, das Spiel für uns zu entscheiden“, sagte er.
Aber statt in seiner 150. Bundesligapartie für den VfB das beruhigende 3:1 zu machen, scheiterte Kapitän Christian Gentner an Eintracht-Keeper Daniel Davari (52. Minute). Zuvor hatten Alexandru Maxim (30.) und Martin Harnik (35.) vor 59 000 Zuschauern in der erst zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauften Mercedes-Benz Arena die Partie nach dem 0:1 durch Jan Hochscheidt (24.) gedreht.
Ausgerechnet der Ex-Stuttgarter Ermin Bicakcic (82.) sorgte noch für den Ausgleich. „Der Punkt geht definitiv in Ordnung“, urteilte der Braunschweiger Innenverteidiger. „Aber als Stuttgarter Junge möchte ich alles andere, als dass der VfB in die Zweite Liga muss.“ Mindestens bis zum Sonntagsspiel des aktuellen Vorletzten SC Freiburg bleibt Stuttgart aber auf Rang 15.
Ob Schneider auch am nächsten Samstag in Bremen noch Cheftrainer ist, war zunächst völlig offen. „Wir werden das erst sacken lassen und dann alles in Ruhe und in Kürze besprechen“, sagte Bobic. Schneider erklärte dem TV-Privatsender Sky: „Ich bin niemand, der wegläuft. Ich bin im Verein groß geworden und trage den Brustring. Ich weiß, wie die Fans fühlen“ Dass den Coach nur bedingt die Schuld trifft, sagte Harnik: „Für jeden Spieler ist es ein Armutszeugnis, wenn der Trainer entlassen wird.“
Von Entlassung ist in Braunschweig trotz Platz 18 keine Rede, zumal sich der Neuling noch längst nicht geschlagen gibt. „Wir wissen, dass wir einen langen Atem brauchen“, meinte Trainer Torsten Liberknecht. „Aber wir sind bei der Reise noch dabei.“ Er sei glücklich über den Punktgewinn.
Dem VfB war der immense Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, deutlich anzumerken. Kaum ein vernünftiger Spielaufbau, viele Fehlpässe und nur wenig Zug zum Tor waren die erste halbe Stunde lang prägend für seine Aktionen. Erst die Führung gab den Stuttgartern mehr Sicherheit. Nach dem Seitenwechsel spielten sie zielstrebiger und mit mehr Fluss. Dabei hätte Gentner alles klar machen können. In seinem 150. Bundesligaeinsatz für den VfB schoss der Kapitän einen Elfmeter zu unplatziert, so dass Daniel Davari keine Mühe hatte (52.). Der Eintracht-Keeper hatte den Strafstoß durch ein Foul an Harnik selbst verschuldet.